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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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willst die Gerüchte bestätigen.»
    Als ich in den Spiegel schaute, sah ich auf jeder meiner Wangen einen hellroten Lippenstiftabdruck, der durch die Tränen ein wenig verschmiert war.
    Violet holte ein Taschentuch und tupfte mein Gesicht ab. «Na ja, wenn alles schiefläuft, gibt’s ja immer noch die Headhunter, die direkt nach Oxford kommen. Mit deinen Referenzen stellen die dich vom Fleck weg ein. Und bei den großen Firmen interessiert sich kein Mensch für deine Sexualität. Wahrscheinlich sind Fragen danach sogar illegal.»
    «Das würde mir Dad niemals verzeihen. Er ist sein ganzes Leben lang in der Politik gewesen und war zweimal kurz davor, einen Sitz in seinem Wahlkreis zu bekommen.»
    «Ich sag’s ja nur ungern, aber versucht er nicht einfachnur, seine eigenen gescheiterten Ambitionen durch dich zu verwirklichen?»
    «Mag sein. Ja, so könnte man es vielleicht sagen. Aber trotzdem   …»
    «Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem man sich von seinen Eltern lösen muss, Nora. Was glaubst du, was meine Eltern von mir halten?»
    «Keine Ahnung. Du erwähnst sie ja kaum.»
    «Ganz genau. Sagen wir einfach, ich habe ihnen von James erzählt, und sie waren nicht gerade beeindruckt.»
    «Wenn du darüber reden willst, weißt du, dass ich immer für dich da bin.»
    Sie gab mir einen Kuss und verfiel dann in Schweigen. Ich wollte zuhören und vielleicht sogar etwas von dem Trost zurückgeben, den sie mir geschenkt hatte, aber Violet hielt sich mit nachdenklichem Blick weiter an den Portwein. Doch plötzlich fing sie breit an zu grinsen.
    «Der Sommer wird einfach himmlisch werden. Es gibt so viel, was wir dir beibringen können. Und dann all die Spiele, die wir zu dritt veranstalten werden. Wart’s nur ab!»
    Ich lächelte, denn meine Phantasie ging schon jetzt mit mir durch. Violet stand auf und baute sich in einer dramatischen Pose vor dem Fenster auf. Den Kopf zurückgeworfen, stellte sie einen ihrer Füße elegant auf einen Stuhl.
    «Paris, der Bois de Bologne. Wir knien Seite an Seite in einem grünen Wäldchen. Wir sind nackt und unsere Hinterteile ganz rosig. Unsere Züchtigung wurde gerade von sechs Männern beobachtet, und die ersten beiden schieben uns schon ihre harten Schwänze in den Mund. Und James steht daneben und zählt die Euroscheine.»
    «Weiter. Ich wollte schon immer mal eine Edelnutte sein!»
    «An der Aktion ist ganz und gar nichts Edles, Schätzchen. Die Spanking-Show diente lediglich dazu, uns gefügig zu machen, denn er hat uns für zehn Euro pro Blowjob verkauft.»
    «Du bist echt krass, Violet! Das wird ja immer schlimmer!»
    «Nein, es wird immer besser, Süße! Wenn man schon Phantasien hat, sollte man sie auch so schmutzig wie möglich gestalten. Und mit Stil. Und wieso machst du jetzt also nicht die große Tür zu, ziehst dein Kleid aus und legst dich ins Bett?»
     
    Es fühlte sich ganz und gar natürlich an, mit Violet zu schlafen, und am nächsten Morgen war mein Ärger über die Gerüchte bereits größer als die Angst vor ihnen. Schließlich ging die Sache niemanden etwas an. Ich musste mich allerdings wieder und wieder daran erinnern, dass ich meine Privatsphäre so gut wie möglich schützen musste, falls ich irgendwann mal in der Öffentlichkeit stehen sollte. Die Presse würde nämlich ganz sicher der Ansicht sein, dass mein Privatleben sie sehr wohl etwas anging. Das war kein schöner Gedanke, und während ich meinen Kopf am nächsten Morgen angestrengt mit Lehrstoff füllte, musste ich an die Headhunter denken, die Violet erwähnt hatte.
    Sie hatte schon recht gehabt. Allein meine Leistungen im Studentenparlament würden ausreichen, um mir einen guten Job bei so ziemlich jeder Firma zu verschaffen, für die ich Interesse zeigte. Und wenn es nicht gerade zu einem völligen Zusammenbruch der Wirtschaft käme, wäre mir eine Karriere mit einem guten Gehalt sicher. Die Aussicht war auf jeden Fall verlockend, hieß es doch, dass ich so gutwie alle verhassten Täuschungsmanöver und Betrügereien hinter mir lassen konnte. Aber je mehr ich die Vorstellung in Erwägung zog, desto deutlicher sah ich das enttäuschte Gesicht meines Vaters vor mir. Mit Wut hätte ich umgehen können. Aber er wurde grundsätzlich nicht wütend, sondern war immer nur enttäuscht.
    Als wir im Dunkeln zusammen im Bett lagen, hatte Violet mir noch ein bisschen mehr davon erzählt, wie ihre Eltern von ihrer Vorliebe für Züchtigungen und schließlich auch von ihren Erfahrungen mit James

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