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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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absichtlich wenig überzeugendes Dementi von mir gab. Und das war’s auch schon. Der Job war erledigt. Noch ein paar Sätze mehr, und er hätte vielleicht gemerkt, dass ich bluffe. Also wechselte ich schnell das Thema.
    «Bist du dem Club für Börsenhandel beigetreten, Stephen?»
    «Ja. Ist für mich unverzichtbar.»
    «Er hat sich auch bei den Hawkubites beworben, stimmt’s Mitchell?», mischte Giles sich sein.
    Stephen reagierte mit einem verlegenen Nicken und einem fragenden Blick in meine Richtung.
    «Ich habe nichts dagegen», beeilte ich mich, ihm meine Zustimmung zu versichern. «Schon vor langer Zeit habe ich gelernt, dass man den Jungs ihre freien Abende lassen muss.»
    «Und es ist ja wirklich eine rein männliche Vereinigung», fügte er hinzu und klang dabei immer noch etwas betreten.
    «Ich vertraue dir, Stephen.»
    «Danke.»
    «Aber erwarte nicht, dass ich dir zu Hilfe eile, wenn du wegen Vandalismus in irgendeinem Restaurant verhaftet wirst.»
    Giles machte eine wegwerfende Geste. «Keine Sorge. Für solche Fälle beschäftigen wir einen Anwalt.»
    «Ist das nicht ziemlich teuer?»
    «Ein Hawkubite zu sein hat eben seinen Preis. Deshalb lassen wir ja auch kein Gesindel beitreten.»
    «Obwohl ihr euch wie Gesindel benehmt?»
    «Ich habe es doch schon mal gesagt: Wenn man korrekt gekleidet auftritt, ist es auch kein Vandalismus.»
    «Das hast du gesagt, ja. Kommst du heute Abend noch zu mir, Stephen?»
    «Äh   … Eigentlich gern, aber Giles stellt mich heute dem Komitee vor.»
    «Und danach?»
    «Ja, klar.»
    «Ich bin auf meinem Zimmer.»
    Ich nahm den letzten Schluck aus meinem Glas und kehrte dann ins College zurück. Trotz meiner zustimmenden Worte war ich nicht besonders froh darüber, dass Stephen den Hawkubites beitreten wollte, denn diese Jungs waren nichts weiter als ein Haufen Upperclass-Rowdys. Dabei hatte ich es durchaus ernst gemeint, als ich der Sache meinen Segen gab. Wenn es etwas gibt, was eine Beziehung garantiert ruiniert, dann der Versuch, seinen Partner ändern zu wollen – besonders, wenn man ihn oder sie auch noch davon abhält, mit guten Freunden um die Häuser zu ziehen. Stephen und ich verstanden uns gut, und ich wollte ihn auf keinen Fall mit allzu großer Herrschsucht vertreiben.
    Jetzt, wo ich meine Seminararbeit fertig hatte, konnte ich es kaum erwarten, den Roman von Pierre Louÿs zu Ende zu lesen. Während der Arbeit hätte die Lektüre mich einfach zu sehr abgelenkt. Der letzte Teil war allerdings etwas enttäuschend, denn ich hatte eigentlich mit etwas noch Pikanterem gerechnet als der Szene, in der Don Matteo bei Conchita die Beherrschung verliert. Es wurde zwar noch sehr spannend, aber der Höhepunkt mit dem ich gerechnet hatte, kam nicht, und das hinterließ eine gewisse Unzufriedenheit bei mir.
    Es war jetzt zehn Uhr und immer noch kein Zeichen von Stephen. Violet war auch nicht da, also ging ich auf einen Kaffee zu zwei anderen Studenten, die eine Etage unter mir wohnten und beide im zweiten Trimester waren. Der eine studierte Botanik, der andere Geschichte. Das Gespräch mit ihnen war ziemlich langweilig, aber ich hoffte, dass Stephen käme, solange ich noch bei ihnen war. Er sollte nicht denken, dass ich nur herumgesessen und auf ihn gewartet hätte. Es war bereits halb elf, als ich wieder nach oben ging. Ich war gerade dabei, meine Tür aufzuschließen, als ich von unten Schritte hörte, die viel zu schnell und schwer waren, als dass sie von Violet hätten stammen können. Es dauerte nicht lange, und Stephen erschien auf dem Treppenabsatz. Er war ganz rot im Gesicht und entschuldigte sich, während er mich in die Arme nahm.
    «Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Komm her.»
    Ich sträubte mich nicht, sondern öffnete meinen Mund trotz der Bierfahne und noch etwas anderem, was ich nicht recht einordnen konnte. Etwas, was stark und moschusartig roch. Er war betrunken und geil. Ich zog ihn schnell in mein Zimmer, damit meine Nachbarin nicht Zeugewurde, wie ich mir gegen die Tür gepresst den Hintern befummeln ließ – eine Reaktion, die er eindeutig als Zustimmung wertete. Mein Oberteil und der BH waren hochgeschoben, noch bevor ich die Tür ganz schließen konnte. Ich musste mich erst aus seiner Umarmung befreien, um dafür zu sorgen, dass Violet nicht noch weitaus mehr sah.
    «Nicht so schnell, Stephen!»
    «Ich will dich!»
    «Ich weiß, aber   …»
    Meine Worte wurden von einem Keuchen unterbrochen, das unwillkürlich über meine Lippen kam,

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