Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle

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vielleicht hätten besser machen können. Seine Ausführungen sorgten dafür, dass der Respekt, den ich seit unserem Treffen im
White Horse
für ihn empfunden hatte, noch größer wurde.
    Irgendwann gesellte sich Stephen zu uns und dann auch Violet. Das Gespräch verlor langsam seine Ernsthaftigkeit, und nachdem ich auch mein zweites Glas Sekt geleert hatte,fand ich es an der Zeit, Giles Lancaster Gelegenheit zu geben, mir zu gratulieren. Er stand auf der anderen Seite des Raumes inmitten einer Gruppe Saufkumpane, die er förmlich anzuziehen schien. Als er mich näher kommen sah, entschuldigte er sich und kam mit seinem typisch saloppen Schuljungengrinsen auf mich zu.
    « Ave Honora, crapulari te salutant.
Das heißt ‹Die dem Rausch Geweihten grüßen dich› – falls es in deiner Schule keinen Lateinunterricht gab. Honora bedeutet übrigens …»
    «Ich weiß, was das bedeutet.»
    «Tatsächlich? Na, dann besteht ja noch Hoffnung für die Massen. Oder liegt es einfach daran, dass die allgemeine Verblödung die dunklen Ecken des Südwestens noch nicht erreicht hat?»
    «Du bist wirklich ein arroganter Snob, Giles!»
    «Aber ein charmanter Snob. Und so ziemlich der bestaussehende in ganz Oxford.»
    «Darf ich dem noch ein ‹und der eingebildetste› hinzufügen?»
    «Na klar. Aber dann werde ich rot. Würdest du deine Lobrede vielleicht einen Moment unterbrechen, damit ich dir einen freundlichen Rat geben kann?»
    «Ja?»
    «Nicht hier. Lass uns lieber an einen etwas ruhigeren Ort gehen.»
    Er packte mich beim Ellenbogen – nicht besonders fest, sondern eher, als wollte er meinen Arm stützen – und führte mich aus der Bar auf einen ruhigen Flur.
    «Was ist denn?»
    «Hör zu. Triff dich auf keinen Fall allein mit James McLean.»
    «Wieso denn nicht?»
    «Er ist kein guter Umgang für junge Mädchen.»
    «So ein Quatsch.»
    «Ich fürchte, nicht.»
    «Was ist denn mit ihm? Wahrscheinlich wirst du mir jetzt erzählen, er wäre ein Wüstling.»
    «Weitaus schlimmer, mein unschuldiger, kleiner Schatz, weitaus schlimmer. Du würdest nicht glauben, was er mit hübschen, jungen Studentinnen wie dir gern macht.»
    «Dann schieß mal los. Ich weiß, dass er aus dem St. Mary’s College rausgeflogen ist.»
    «Aber du weißt nicht, was für ein unglaublich schmutziger Skandal dahintersteckt, oder? Er wurde nämlich rausgeworfen, weil er einer Studentin die Rute gegeben hat.»
    «Einer Studentin die Rute gegeben? Das verstehe ich nicht.»
    «Na ja, er hat ihr mit ein paar Birkenzweigen den Hintern versohlt – den nackten Hintern.»
    «Was? Soll das ein Witz sein?»
    «O nein, keinesfalls. Sie wurden vom stellvertretenden Dekan und einem der College-Bediensteten auf frischer Tat ertappt. Anscheinend war sie splitternackt und mit hochgerecktem Arsch über seinen Sessel gebeugt. Aber noch pikanter ist, dass sie genau in dem Moment erwischt wurden, als es ihr kam. Ihr Gesicht war knallrot, und er spritzte ihr gerade seine Sahne ins Gesicht.»
    «Das ist jetzt aber wirklich ein Witz.»
    «Kein bisschen. Die Info kommt direkt von dem College-Bediensteten, der sie erwischt hat.»
    «Ich glaube dir kein Wort.»
    «Das kannst du halten, wie du willst, meine Liebe. Aber darf ich hinzufügen, nur weil deine ungewöhnlichste sexuelleErfahrung ein kleiner Arschfick auf dem Rücksitz des Autos deines Freundes war …»
    «Das stimmt doch gar nicht!»
    «Ach, nicht mal das? O Mann. Aber ich will damit ja auch nur sagen, dass es Menschen gibt, die einen etwas extravaganteren Geschmack haben. Und da gehört Dr. James McLean nun mal auch dazu. Es sei denn natürlich, ich habe dich unterschätzt, und du hast tatsächlich ganz außergewöhnliche Vorlieben. Ein Wort genügt, Honora, dann lass ich von meinen Sklaven Dildos, Drogen und ein paar Esel zum Sodomieren holen.»
    «Du bist einfach widerlich, Giles. Und total betrunken.»
    «Na klar. Und du, meine Liebe, bist äußerst prüde. Wirklich sehr schade.»
    Er verbeugte sich spöttisch und ging. Ich blieb, wo ich war, und fragte mich, ob an seinen Worten etwas Wahres dran sein konnte. Ihm war es absolut zuzutrauen, dass er das Ganze nur erfunden hatte – entweder aus irgendeinem seltsamen, schwer zu verstehenden Grund oder auch nur, weil er gerade Lust darauf hatte. Den Ausschlag bei mir gab schließlich die Erinnerung an die merkwürdigen Geräusche, die ich durch die Wand gehört hatte, als Dr. McLean neulich Nacht im College gewesen war. Die stimmten nämlich