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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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dass ich dabei war. Die Hawkubites hatten ihn zu meiner und seiner Überraschung abgelehnt. Die Abstimmung darüber schien auf die ganz altmodische Weise stattgefunden zu haben, bei der alle existierenden Mitglieder entweder eine weiße oder eine schwarze Murmel in einen Beutel legten. Natürlich völlig anonym. In Stephens Fall war unter den weißen Murmeln eine einzige schwarze gewesen. Und da die Entscheidung einstimmig sein musste, hatte man ihm die Aufnahme verweigert. Giles war sehr teilnahmsvoll gewesen und hatte ihm mehr über das Abstimmungsergebnis verraten, als er eigentlich sollte. Aber wer nun warum gegen Stephen gestimmt hatte, das wusste er auch nicht. Ich hatte Mitleid mit Stephen, war insgeheim aber auch froh über die Entscheidung. Für einen Politiker kann ein Partner mit Vergangenheit fast ebenso schädlich sein, wie selbst eine solche zu haben.
    Stephens Reaktion bestand darin, sich auf die Arbeit, das Rudern und mich zu konzentrieren. Am Abend dieses Tages landeten wir nach ein paar Drinks schließlich in seinem Zimmer. Er war so gierig, dass er mich gleich auf dem Fußboden nahm. Die zweite Runde fand kurz vormEinschlafen in seinem Bett statt, und am nächsten Morgen war ich ein drittes Mal fällig. Ich verließ das Emmanuel College erst nach zwölf Uhr mittags und verpasste an dem Nachmittag das Rudertraining. Am nächsten Tag brummte die Trainerin mir prompt eine Strafe auf, die darin bestand, mit einem Einer bis zur Donnington Bridge und zurückzurudern.
    Ich akzeptierte die Bestrafung und wurde vor all den St.-Boniface-Mädchen, die ich enttäuscht hatte, tatsächlich ein bisschen rot. Aber sobald ich allein auf dem Fluss war, fühlte ich mich wieder besser. Ich war bis dahin lediglich in Achter- und Viererbooten mitgerudert, in denen nur die Teamarbeit zählt. Aber jetzt war ich allein – abgesehen von dem Steuermann des Männerachters, der mich vom Uferweg aus anbrüllen würde, falls ich mich nicht genug anstrengte. Dazu hatte ich allerdings gar keinen Grund, denn ich genoss es, meine Muskeln arbeiten zu lassen, und war entschlossen, eine gute Zeit hinzulegen, um bei den anderen Mädchen meinen Ruf wiederherzustellen.
    Die Landschaft war idyllisch. Das Glitzern der Sonne auf der Isis und die üppigen Farben des Herbstlaubs am Ufer. Die Wiesen und die Giebel und Türme der Universität, die goldfarben in das Blau des Himmels ragten, so wie sie es schon Hunderte von Jahren getan hatten, während die Welt sich weiterdrehte. Irgendwann zog ein Hausboot an mir vorbei, das einfach perfekt in die Umgebung passte und dessen schwarz-grüner Anstrich noch von Geranientöpfen betont wurde, die man vom Bug bis zum Heck aufgehängt hatte. Selbst das Mädchen am Flussufer sah aus, als hätte es gerade den Geschichten von Lewis Carroll gelauscht. Ihr einfaches rotes Kleid und die schwarzen Locken wehten im Wind, während sie den Weg entlangspazierte. Das Mädchenblieb genau an der Stelle stehen, an der die Zweige einer fast ausgewachsenen Hängebirke halb ins Wasser ragten, und begann einige davon abzubrechen.
    Sie war zwar ziemlich weit entfernt, doch nach ein paar Sekunden erkannte ich doch, dass es sich bei dem Mädchen um Violet handelte. Ich hörte auf zu rudern und beobachtete sie mit offenem Mund. Sofort kehrten all die Bilder zurück, die ich so sehr zu verdrängen versucht hatte: Dr.   McLean, wie er voller Strenge und Pflichtbewusstsein die Zweige zu einem Bündel zusammenband; Violets Gesicht voller Kummer und Widerwillen, während sie das Kleid hoch- und ihr Höschen runterzog; ihr nackter Po, genau so rund, knackig und rosig wie damals, als sie ihn in die Luft gereckt und es sich vor meinen Augen besorgt hatte. Dabei war sie mit den Gedanken zweifellos bei einer Züchtigung durch ihren Liebhaber gewesen.
    Sollte mir der Steuermann tatsächlich eine Warnung zugerufen haben, ich hatte sie nicht gehört. Das einzige Geräusch, das ich hörte, war das schreckliche Splittern, das durch den Zusammenstoß meines Einers mit dem Hausboot entstand. Man hatte uns gezeigt, wie man sich in so einem Fall aus dem Boot rettet. Also ließ ich die Ruder los und befreite meine Füße, während das Boot sich bereits langsam auf die Seite legte und das eindringende Wasser meine Hosenbeine durchnässte. Ich versuchte zu springen, konnte mich aber nur ins Wasser plumpsen lassen, sodass letzten Endes ich, die Ruder und der kaputte Einer sich langsam im Kielwasser des weiterfahrenden Hausbootes

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