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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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drehten.
     
    Nachdem ich mir an Land die ehrliche Meinung des Steuermannes, der Trainerin, des Hausboot-Besitzers unddes Vorsitzenden des Ruderclubs angehört hatte, wären ein paar tröstende Worte von Stephen nicht schlecht gewesen. Doch ausgerechnet jetzt war er nicht da. Also marschierte ich ins College zurück, zupfte dabei immer wieder Algenreste aus meinem Haar, während ich über die St.   Aldate’s Street ging, und gab mir alle Mühe, die neugierigen Blicke zu ignorieren, die auf meine tropfenden, fast durchsichtigen Kleider gerichtet waren.
    Im St.   Boniface College angekommen, zog ich mich sofort aus und stellte mich unter die Dusche. Sauber und trocken, das Haar in ein kleines und meinen Körper in ein großes Handtuch gewickelt, fiel ich ins Bett, den Kopf voll düsterer Gedanken, die aber nach und nach von meiner Müdigkeit verdrängt wurden. Das Ganze hatte nur einen kurzen Moment gedauert, und ich hatte auch nicht weit schwimmen müssen. Aber der Schock verbunden mit der öffentlichen Standpauke – wo ich eigentlich Mitleid erwartet hatte – ging mir doch sehr nahe. Jede Energie war aus meinem Körper gewichen, und ich fühlte mich ausgesprochen verletzlich – eine Emotion, die durch die Gedanken an Violet noch verstärkt wurde.
    Ich hatte keinerlei Zweifel, dass sie Birkenzweige abgerissen hatte, um sich damit von Dr.   McLean züchtigen zu lassen. Diese Vorstellung sorgte dafür, dass all meine verstörenden Gedanken wiederkehrten. Lange lag ich einfach nur da, starrte an die Decke und ließ mich von den widerstreitenden Gefühlen mitreißen. Doch irgendwann triumphierte schließlich die Erschöpfung, und ich schlief ein.
    Die Luft war kühl, als ich in fast vollständiger Dunkelheit erwachte. Einen Moment lang war ich so durcheinander, dass ich tatsächlich glaubte, wieder zu Hause zu sein. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber bis auf ein abstraktesgelb-braunes Muster, das von den Straßenlaternen an die Decke geworfen wurde, herrschte draußen Dunkelheit. Ich meinte, ein Geräusch gehört zu haben, war aber nicht sicher, es nicht vielleicht geträumt zu haben. Doch kurz darauf hörte ich es wieder. Ein Klopfen an meiner Tür und dann eine Stimme.
    «Nora?»
    Es war Violet. Ich sehnte mich nach einem verständnisvollen Ohr und nach jemandem, der sich ein bisschen um mich sorgte. Aber da ich immer noch zu erschöpft war, reagierte ich nicht sofort auf das Klopfen. Dann vernahm ich eine weitere Stimme. James McLean.
    «Wahrscheinlich ist sie bei Stephen. Oder sie schläft.»
    Als ich seine Stimme hörte, kehrten nicht nur die Neugierde, sondern auch die Befürchtungen in meinem Kopf zurück, und ich entschloss mich, nicht zu öffnen. Der Ton ihrer Stimmen wirkte auf mich eindeutig, als hätten die beiden etwas vor.
    «Kann sein. Nora?», sagte Violet erneut, nur diesmal etwas unsicherer.
    Sie klopfte wieder gegen die Tür, diesmal fester, aber ich ignorierte sie weiter. James McLean sagte noch etwas, aber seine Stimme war zu tief, um es zu verstehen. Violets Reaktion bestand aus einem Kichern, und langsam bemerkte ich einen Kloß im Hals. Ich lag still da und hörte, wie die beiden ins Zimmer gingen. Ihre Stimmen wurden zwar leiser, aber meine Phantasie ergänzte mühelos all das, was ich nicht verstehen konnte.
    Sie hatten wissen wollen, ob ich da war, und jetzt glaubten sie, ich sei bei Stephen. Das hieß, sie hatten vorher sicherstellen müssen, dass sie allein waren. Und es war nur allzu offensichtlich, warum sie allein sein wollten. Vormeinem inneren Auge sah ich jedes einzelne Detail vor mir: Violet, wie sie voller Nervosität die Zweige zeigte, die sie für seine Inspektion abgepflückt hatte; Dr.   McLean, wie er ihr die Zweige ruhig und voller Autorität abnahm. Sie würde ganz sicher ihr altmodisches rotes Kleid tragen und selbst dann noch lüstern und wunderschön aussehen, wenn sie sich bis zu den Zehen nach vorn beugte. Ihre Augen würden voller Angst und vielleicht auch Verlangen, Abscheu oder Lust sein – wahrscheinlich eine Mischung aus allem. Ihr Po wäre der am höchsten hervorstehende ihrer Körperteile und würde in einer Pose nach oben gereckt sein, die äußerst anzüglich, aber auch ein bisschen albern aussah. Ihr Rücken würde gekrümmt zu ihren Knien streben, um die Pobacken weit genug aufklaffen zu lassen. So würde, nachdem das Kleid hoch- und das Höschen runtergeschoben war, wirklich alles zu sehen sein.
    Ganz plötzlich rief die kühle Luft mir auf

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