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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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hatte. Außerdem hatte Giles durchaus recht, das Thema fiel einfach nicht in meinen Bereich.
    Als ich meinen Flur erreichte, war klassische Musik aus Violets Zimmer zu hören. Ich klopfte sofort an ihre Tür und war hocherfreut, als sie mich hineinbat. Sie sah sinnlich wie immer aus, trug ein verführerisches schwarzes Kleid, das vermutlich aus Italien stammte, und hatte ihre Locken mit dem verräterischen Band nach hinten gebunden. Violet legte das Buch, das sie in der Hand hielt, auf ihren Nachttisch und begrüßte mich lächelnd.
    «Nora! Ich hab mich schon gefragt, wo du wohl steckst.»
    «Ich war im Studentenparlament. Ich wusste gar nicht, dass du heute wiederkommst.»
    «Wollte ich eigentlich auch gar nicht. Aber in Paris gab es ein kleines Problem, und ich musste früher los.»
    «Ah, Skandal! Was ist denn passiert?»
    Ich hatte den Tonfall in ihrer Stimme offensichtlich richtig interpretiert. Sie stand auf, gab mir einen Kuss und fing an, Kaffee zu kochen. «Ich habe den wunderschönsten Jungen aller Zeiten kennengelernt. Im Espace Dalí. Er ist   …»
    «Moment mal. Und was ist mit James?»
    «James? So eine Art Beziehung führen wir nicht.»
    «Nein, aber   …»
    «Ihm ist es egal, was ich tue, solange ich es ihm hinterher erzähle. Um genau zu sein, je mehr ich anstelle, desto besser gefällt es ihm, weil   …» Sie hielt recht abrupt inne, wie ich fand, fuhr dann aber voller Enthusiasmus fort: «Aber ich wollte dir ja von Zacharie erzählen. Er war so wunderschön und so durch und durch französisch. Ich musste ihn einfach haben, sonst wäre meine Reise nicht vollständig gewesen. Am nächsten Morgen bin ich in seinem Zimmer in einem Studentenwohnheim am Montmartre aufgewacht. Von da hatte man einen Blick über Paris. Das sollte jeder mal gemacht haben, Nora. Du auch. Aber wahrscheinlich lieber nicht auf die Weise, wie ich es erlebt habe. Zacharie hatte nämlich gerade angefangen, meine Beine mit Küssen zu übersäen, als seine Freundin reinkam. Schau nur, was sie mit mir gemacht hat!»
    Violet zog das Oberteil ihres Kleides ein kleines Stück runter, um mir eine ihrer winzigen Brüste zu zeigen. Ihre blasse Haut wies vier dunkelrote Striemen auf.
    «Was ist denn passiert?»
    «Ich dachte, sie bringt mich um! Wie die uns angeschrien hat. Wenn sie nicht versucht hätte, auf uns beide gleichzeitig loszugehen, wäre es noch viel schlimmer ausgegangen. Ich hab einfach nur schnell meine Tasche und mein Kleid gegriffen und bin rausgerannt. Leider unter den Augen seiner Mitbewohner, die natürlich alle den Kopf zur Tür rausstreckten.»
    «Nackt?»
    «Splitternackt.»
    Ich konnte mir die Szene nur allzu gut vorstellen und hielt mir bestürzt die Hand vor den Mund.
    «Ich musste mich oben an der Treppe anziehen und traute mich nicht, zurückzugehen. Also musste ich barfuß zurück in mein Hotel laufen. Und das mit einem Kleid, das kaum meinen Hintern bedeckte.»
    Sie schüttelte grinsend den Kopf. Ich erwiderte ihr Lächeln und stellte mir erneut die Szene vor.
    «Du bist also abgereist?»
    «Musste ich. Ich hatte ihm meine Adresse auf einen Bierdeckel geschrieben und echt Angst, dass sie den findet. Sicher hab ich mich danach zumindest nicht mehr gefühlt.»
    «Überrascht mich nicht.»
    «Das ist jedenfalls meine aufregende Urlaubsgeschichte. Italien war hinreißend, und es war toll, Arles mal im Winter zu erleben. Und was war bei dir so los?»
    «Nichts, was es mit deiner Geschichte aufnehmen könnte. Ich hab mich sogar so gelangweilt, dass ich eher zurückgekommen bin. James hat mich dann freundlicherweise zum Essen zu sich nach Hause eingeladen.»
    Trotz der Erklärung, die sie eben über ihre Beziehung zu James abgegeben hatte, und auch trotz der Tatsache, dassrein gar nichts zwischen uns gelaufen war, spürte ich eine gewisse Vorsicht in mir. Doch Violet warf mir einen Blick zu, der höchstens interessiert, aber nicht eifersüchtig wirkte. Danach wechselte sie das Thema. «Ich nehme an, dein Freund ist auch schon wieder da?»
    «Oh, und ob der wieder da ist.»
    «Ihr zwei seid wirklich erstaunlich. So viel Energie. Immer am Fluss oder in der Stadt unterwegs.»
    «Von einer eifersüchtigen Freundin durch Paris gejagt zu werden klingt aber auch sehr lebendig.»
    Violet lachte. «Sie war Katalanin. Das hat sie zumindest behauptet, als sie versuchte, mir das Gesicht zu zerkratzen. Als ob das eine Entschuldigung wäre.»
    «Sie hatte wohl allen Grund, sauer zu sein.»
    «Mag sein. Aber doch nicht auf

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