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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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er haben wollte. Ich unterschrieb ungeachtet der Tatsache, dass ich allein gar nicht die nötige Vollmacht dazu hatte, und saß irgendwann erschöpft und deprimiert in einer Ecke des Pubs.
    Wir hatten Wein bestellt, den meine Verabredung kaum angerührt hatte, sodass jetzt eine fast volle Flasche auf demTisch stand. Ich trank sie langsam Glas für Glas aus, bis Traurigkeit und Selbstmitleid sich schließlich in kochende Wut verwandelten. Ich hatte keine Ahnung, wie es Giles gelungen war, Stephen zu verführen. Aber wieso er es getan hatte, das wusste ich genau. Er wollte sich an mir rächen, weil ich ihm einen Korb gegeben hatte, weil ich seinen schmutzigen Abend mit den Hawkubites verdorben hatte und nicht zuletzt, weil ich ihn in die Isis geschubst hatte. Aber das würde ich mir nicht gefallen lassen.
    Als die Flasche leer war, erhob ich mich leicht schwankend und machte mich auf den Weg zum St.   Mary’s College. Stephen konnte ich jetzt nicht gegenübertreten, Giles aber schon. Und genau das beabsichtigte ich auch, bevor der gesunde Menschenverstand wieder einsetzte und mich vielleicht davon abhielt. Meine einzige Sorge war, dass Stephen vielleicht auch dort sein könnte. Und falls Giles nicht da sein sollte, hatte ich fest vor, mich vor seine Tür zu setzen und auf ihn zu warten. Aber Giles war da. Er saß allein in besagtem Lehnstuhl, aß Wachteleier und trank dazu Champagner. Als ich die Tür mit einem lauten Knall aufstieß, hob er überrascht die Augenbrauen.
    «Ah, Honora, komm doch rein. Aber wie ich sehe, hast du das ja bereits getan. Ist irgendwas passiert?»
    «Du weißt genau, was passiert ist, du Mistkerl!»
    «Ich fürchte, du wirst es mir sagen müssen.»
    «Ich meine das, was du da mit Stephen gemacht hast. Ich hab euch gestern Abend gesehen!»
    «Ich war gestern Abend mit Stephen zusammen, ja. Erst in der Bar vom Studentenparlament und dann in der
Turf Tavern
. Er war auf der Suche nach dir, aber ich konnte ihn mit der Aussicht auf ein Pint ins
Old Peculiar
locken.»
    «Ich weiß, wozu du ihn verlockt hast, du Arsch! Ich habeuch gesehen! Hier drin! Er   … er vor dir auf den Knien! Du verdammter Dreckskerl, du   …»
    Er hob die Hände, und ich unterbrach meine Tirade so wütend, dass ich schon wieder den Tränen nah war. Nach einem kurzen Moment der Überraschung hatte sein Mund sich zu einem selbstgefälligen Grinsen verzogen, das ich ihm am liebsten mit aller Macht aus dem Gesicht geschlagen hätte. Er versuchte erst gar nicht, die Vorwürfe abzustreiten, sondern gab nur ein leises Kichern von sich. «Tja, meine Liebe. Das wird dir wohl eine Lehre sein, nicht durch die Fenster anderer Leute zu linsen.»
    «Ich wollte ein paar Unterschriften von dir. Und es geht hier auch gar nicht darum, ob ich durchs Fenster geguckt habe oder nicht. Hier geht es darum, was du getan hast. Und wieso du es getan hast. Du wolltest mir wehtun, hab ich recht? Du mieser   …»
    Er hob erneut den Kopf. «Ich bitte dich, meine liebe Nora. Glaub mir, der gute Stephen hat meinen Schwanz schon regelmäßig gelutscht, als an dich noch gar nicht zu denken war. Er war bereits in Laon meine kleine Schwuchtel und bläst meinen Schwanz wahrscheinlich auch dann noch, wenn er in deinem hübschen Köpfchen nur noch eine blasse Erinnerung ist. Oder hattest du etwa vor, ihn zu heiraten?»
    Seine Worte schockierten mich derart, dass sie mir jeden Wind aus den Segeln nahmen und ich ihm tatsächlich eine ehrliche Antwort auf seine Frage gab. «Ja, darüber hatte ich nachgedacht.»
    Er wedelte mit der Hand in der Luft herum, eine seiner lästigsten Manierismen, und stand auf. «Ich erklär dir jetzt mal was, Nora. Aber wie wär’s vorher mit einem Cognac? Oder vielleicht einen Scotch? Du siehst aus, als könntestdu einen vertragen. Und jetzt machst du erst mal schön die Tür zu. Sonst kriegt noch jemand mit, wie du dich hier aufspielst.»
    Ich wollte eigentlich ablehnen, aber er schenkte mir bereits eine gelbbraune Flüssigkeit aus einer Karaffe ein. Nachdem Giles mir das Glas gereicht hatte, setzte ich mich hin und überließ es ihm, die Tür zu schließen.
    «Die Sache ist die, meine Liebe. Ich weiß, es muss ein ziemlicher Schock für dich sein, dass dein Lover Boy ab und zu gern Schwänze bläst, aber deshalb musst du dir nicht gleich in deinen hübschen kleinen Baumwollslip machen.»
    «Woher weißt du, dass ich   … Vergiss es! Ich habe verdammten Grund, wütend zu sein!»
    «Und trotzdem muss ein ehrgeiziges Mädchen

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