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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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blieb bei ihnen, und als ich erfuhr, dass Onkel Randolph in Oxford war, um mit dem Universitätsrektor und anderen hohen Tieren an einem offiziellen Essen teilzunehmen, da wusste ich, dass er tatsächlich der war, für den ich ihn hielt. Offenbar hatte Giles noch bessere Kontakte, als ich dachte, und ich gab mir alle Mühe, nett zu sein. Die Art, wie Sir Randolph mir allerdings unausgesetzt auf die Brüste starrte, legte die Vermutung nahe,dass er mehr an meinem Körper als an meinem Charakter interessiert war.
    Sir Randolph verließ uns kurz vor zwölf. Aber erst nachdem er mich zu einem Abendessen in seinem Hotel eingeladen hatte. Giles kam sofort auf den Punkt, als sein Onkel weg war. «Darf ich aus deiner Flirterei mit meinem Onkel schließen, dass der gesunde Menschenverstand bei dir gesiegt hat?»
    «Ich habe nicht mit deinem Onkel geflirtet. Und ich werde mich mit der Situation arrangieren. Ich sage Stephen nicht, dass ich euch gesehen habe, lasse jedoch eine Bemerkung fallen, dass ich gegen so etwas nichts einzuwenden hätte.»
    «Braves Mädchen. Du hast in der Tat das Zeug zu einer Politikerin. Apropos, hier ist noch ein Ratschlag. Fährst du ab und zu mal nach London?»
    «So gut wie nie.»
    «Nun, wenn du das nächste Mal hinfährst, sag mir Bescheid, dann bitte ich Onkel Randolph, dich zum Essen auszuführen.»
    «Danke. Und das meine ich ganz aufrichtig.»
    «Nicht der Rede wert. Er ist ziemlich einflussreich. Aber das weißt du ja bestimmt. Er ist außerdem sehr diskret. Du wirst schnell feststellen, dass ein bisschen
quid pro quo
wahre Wunder für deine Karriere bewirken kann.»
    Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, was er mir da nahelegte. Da ich ihn mittlerweile recht gut kannte, schüttelte ich einfach nur den Kopf. «Wenn ich schon nicht mit dir ins Bett gehe, wie kommst du darauf, das wäre bei deinem Onkel anders?»
    «Ich gehe so ziemlich davon aus, dass du irgendwann doch mit mir ins Bett gehst. Und wenn nicht, solltest du esauf jeden Fall mit Onkel Randolph tun. Wäre das wirklich so ein Opfer? Denk mal drüber nach. Ein Essen bei Kerzenschein in seiner Wohnung in Westminster, ein kleiner Flirt, eine elegant formulierte Aufforderung, dein Höschen auszuziehen, ein paar gute Stöße – wenn auch vielleicht nicht ganz so potent, wie du es gewohnt bist –
et voilà
, die Türen zur Macht stehen weit offen. So weit offen wie dein kleines Fötzchen. Ein lohnenswertes Unterfangen, würde ich sagen. Oder etwa nicht?»
    Im Trimester zuvor hätte ich ihm wahrscheinlich noch eine Ohrfeige gegeben, doch jetzt schüttelte ich nur erneut den Kopf. «Ich habe nicht vor, mich nach oben zu schlafen. Das machen nur Idioten, und das weißt du auch.»
    «Nicht in diesem Fall. Wie gesagt, Onkel Randolph ist diskret. Aber wenn du so weit bist, dass die Presse Notiz von dir nimmt, wird er sich wahrscheinlich schon zu Tode gesoffen haben. Denk drüber nach, Nora. Ernsthaft.»
    «Und was würde für dich dabei rausspringen?»
    «So ziemlich dasselbe wie für dich.»
    «Ich nehme an, er würde schon merken, dass du mich dazu gebracht hast.»
    «Ich würde es ihm sogar selbst erzählen.»
    «Du bist wirklich unglaublich.»
    «Oh, danke schön. Aber zurück zu Mitchell. Was genau willst du ihm denn nun sagen?»
    «Dass ich von ihm erwarte, dass er mich nicht mit anderen Frauen betrügt, es mir aber egal ist, was er so mit Männern treibt.»
    Er nickte nachdenklich. «An deiner Stelle würde ich das Ganze noch ein bisschen ausbauen. Sonst fragt er sich bestimmt, wie du überhaupt darauf kommst.»
    «Keine Sorge, ich kriege das schon hin.»
    «Mag sein. Wäre es nicht vielleicht besser, wenn du andeutest, dass die Vorstellung dich anmacht?»
    «Ich glaube nicht.»
    «Das wäre aber die beste Argumentation. Und außerdem wette ich, dass es stimmt.»
    «Nein!»
    «Nein?»
    Er gab ein selbstgefälliges, leises Kichern von sich.
     
    Ich beabsichtigte nicht, Giles’ Vorschlag in die Tat umzusetzen, da mir jedoch auch nichts Besseres einfiel, entschloss ich mich, Stephen erst aufzusuchen, wenn ich alles nochmal gründlich überdacht hatte. Und da sowieso jede Menge Arbeit auf mich wartete, verbrachte ich den Nachmittag in der Bodleian-Bibliothek. Dort hatte ich allerdings große Mühe, die Augen offen zu halten, sodass ich mir schnell wünschte, Giles’ Einladung auf einen zweiten Drink abgelehnt zu haben.
    Von seinem schamlosen Angebot abgesehen, war er noch überaus freundlich gewesen. Er hatte meiner Entscheidung,

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