Noras Erziehung
die Debatte im Fernsehen übertragen zu lassen, bereitwillig zugestimmt und sogar seine Unterschrift rückdatiert, damit ich keinen Ärger bekam. Endlich brauchte ich mir mal keine Gedanken zu machen, was er plante, denn diesmal war es eindeutig zu seinem Vorteil, mich auf seiner Seite zu haben. Genau wie ich wollte er auf eine Art Vernunftehe hinaus, die allerdings erst später geschlossen werden sollte. Ich wusste also mehr, als vorerst an die Öffentlichkeit dringen sollte. Vielleicht hatte ich es nicht unbedingt absichtlich getan, aber ich hatte mich damit in eine vorteilhafte Position gebracht.
Wenn ich wollte, würde ich aus dieser Position durchausKapital schlagen können. Während ich in der Bibliothek einige Infos über Ramsay MacDonald und die britische Regierung sammelte, gönnte ich mir sogar einen Blick in die Zukunft und stellte mir vor, wie die Dinge sich entwickeln würden, nähme ich sein Angebot an. Ich hatte keinerlei Zweifel, dass sein Onkel Randolph versuchen würde, mich zu verführen, wenn er mich allein erwischte. Einen alten Lustmolch erkenne ich nämlich schon von weitem. Ich war noch nie mit einem so deutlich älteren Mann zusammen gewesen und fragte mich, wie das wohl sein würde. Wäre er von meiner Jugend ebenso in den Bann gezogen wie Don Matteo bei Conchita? Oder wäre er streng und autoritär? Erwartete, dass ich nur das täte, was er sagte, und würde mir vielleicht sogar den Hintern versohlen?
Schockiert von meiner eigenen Phantasie schüttelte ich den Kopf, um dieses Bild schnellstens loszuwerden. Er war viel zu alt, und ich hatte viel zu viel Selbstachtung, um mich von einem geilen alten Bock oder sonst wem züchtigen zu lassen – abgesehen vielleicht von Dr. James McLean. Bei ihm konnte ich mir das sehr leicht vorstellen. Vielleicht könnte Violet mich sogar festhalten und mir übers Haar streichen, während ich für die Rute vorbereitet wurde. Mein Rock würde hinten hochgeschoben und mein Höschen runtergezogen sein, um meinen Po für die Bestrafung zu entblößen. Er würde mich mit festen Hieben schlagen, und während ich mich meinem Schmerz und der Erregung hingäbe, würde Violet mich sanft zwischen ihre Schenkel ziehen, damit ich den Gefallen erwidern konnte, den sie mir gestern Abend so überaus geschickt erwiesen hatte.
Ich schüttelte erneut den Kopf, aber diesmal brachte es nichts. Die Phantasie war zu verlockend, um sie einfach so loswerden zu können, denn gezüchtigt hatte ich mich bereitsselbst, und mit Violet war ich auch schon zusammen gewesen. Blieb also nur noch James McLean als das fehlende Teil in diesem Puzzle. Schon der Gedanke an ihn ließ mein Herz rasen, und ich wusste genau, dass ich es unter den richtigen Umständen auch tun würde. Da der Preis, den ich später vielleicht dafür zahlen müsste, viel zu hoch war, würde es zwar nie dazu kommen, aber man durfte ja wohl noch träumen.
Ich war mehr als nur ein bisschen traurig, als ich mich zwang, meine Aufmerksamkeit wieder auf das Buch vor mir zu richten. Die Opfer, die ich für mein Vorankommen zahlen musste, schienen immer größer zu werden. Ich wusste zwar, dass ich mich niemals von Violet hätte verführen lassen dürfen, aber sollte tatsächlich jemals ein Mensch davon erfahren, würde man über ein paar lesbische Experimente auf der Uni bestimmt hinwegsehen. Ein Dreier, bei dem ich gezüchtigt und wahrscheinlich von hinten gefickt wurde, während ich meine Freundin leckte, war da schon eine ganze andere Sache. So ein Szenario war viel zu ungeheuerlich, um noch als akzeptables Benehmen durchzugehen.
Als ich die Bibliothek schließlich verließ, war es bereits dunkel, und ich beeilte mich, zurück ins College zu kommen. Violet war nirgendwo zu sehen, aber ich hoffte insgeheim, sie würde reinkommen, wenn ich beim Duschen oder Umziehen war. Für diesen Fall der Fälle ging ich sogar das Risiko ein, meine Tür nicht abzuschließen. Doch sie kam nicht. Höchstwahrscheinlich war sie bei James – eine Erkenntnis, die eine gewisse Eifersucht in mir auslöste. Nicht, weil sie zusammen waren, sondern, weil ich nicht dabei war.
Als ich auf das
Pillars Hotel
zuging, fragte ich mich, wasda eigentlich in meinem Kopf passierte. Wenn ich an Violet und James McLean dachte, wurde mir ganz warm, und ich spürte eine tiefe Erregung in mir. Die Vorstellung, was sie wohl jetzt gerade tun würden, war irgendwie beängstigend, gleichzeitig aber auch seltsam beruhigend. Dachte ich an Stephen, waren meine
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