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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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Gefühle allerdings noch viel verwirrter, und ich beschloss, mich frühestens am Wochenende mit ihm zu treffen. Doch ich bemerkte schnell, dass das nicht allein in meiner Hand lag.
    Mir war durchaus klar, dass man mich nur zum Essen eingeladen hatte, weil Giles und Sir Randolph mich dekorativ fanden. Ich hatte allerdings angenommen, dass wir uns nur zu dritt treffen würden. Stattdessen standen um den großen runden Tisch in der Mitte des Speisesaals vom
Pillars
nicht weniger als zwölf Stühle – und auf einem von ihnen saß Stephen. Er begrüßte mich mit seinem typisch jungenhaften Grinsen und gab mir einen Kuss, während ich mich neben ihn setzte. Ich hatte nicht die Absicht, irgendeine Szene zu machen, und konnte seinen Kuss daher nur freundlich erwidern und mich in das Gespräch einbringen, als wäre nichts passiert.
    Giles zögerte nicht lange, um die Situation auszunutzen. Er studierte die Speisekarte und gab dann eine sorgfältig überlegte Bemerkung von sich. «Wie ich sehe, haben sie Spargel. Aber um diese Jahreszeit können das eigentlich nur diese schrecklich dünnen grünen Dinger sein, die von sonst wo her importiert werden. Die kann man kaum essen. Fette, blasse, britische Spargelstangen, das ist ein Traum. Die magst du doch auch gern, oder Stephen? Erinnerst du dich noch an den Spargel, denn wir in diesem Restaurant in Sevenoaks hatten?»
    Stephen nickte, und Giles setzte seine Ausführungen miteinem Seufzer fort. «Zwanzig Zentimeter waren die lang, richtig schön dick und fast weiß.»
    Er gab ein schmatzendes Geräusch von sich und ignorierte dabei meine Bemühungen, ihm einen warnenden Blick zuzuwerfen. Ich wusste genau, jetzt würde ich das gesamte Essen Stephen mit einem Schwanz in seinem Mund vor mir sehen, und verfluchte Giles insgeheim. Gleichzeitig schwor ich – sollte es mir jemals vergönnt sein   –, mich quälend langsam, höchst unangenehm und vor allem demütigend an ihm zu rächen.
    Stephen war wie immer freundlich, amüsant und aufmerksam, und das machte es sehr schwer, wütend auf ihn zu sein. Er war auch äußerst erpicht darauf, nach dem Essen mit ins Emmanuel College zu kommen, und raunte mir immer wieder Andeutungen zu. Dabei drückte er mein Knie unter dem Tisch, was die Situation sogar noch unangenehmer machte, als sie es sowieso schon war. Ich war nahe dran, einen Migräneanfall vorzutäuschen, wusste aber auch, dass ich irgendwann ohnehin mit ihm reden musste. Und einen Rückzieher machen – diese Genugtuung wollte ich Giles nicht geben.
    Sir Randolph bewirtete uns ausgesprochen geschmackvoll, und es gab alles im Überfluss. Ich hielt mich etwas zurück, aber Stephen aß für drei, sodass ich hoffte, er würde hinterher keine Lust mehr auf Sex haben. Leider schien sein Magen unendlich viel fassen zu können, und selbst als die Gesellschaft sich auflöste, war er noch voller Energie.
    Als wir zusammen vor dem Hotel auf der Straße standen, kam Giles auf uns zu. «Dann mal gute Nacht, Mitchell und Nora. Viel Spaß.»
    Er zwinkerte uns wissend zu und zog pfeifend von dannen, während ich knallrot wurde. Ich musste etwas sagen,hatte aber immer noch keine Idee, wie ich das Thema anschneiden sollte – es sei denn, ich wandte die Methode an, die Giles vorgeschlagen hatte. Stephen legte den Arm um mich, während wir die Walton Street hinuntergingen, und seine Hand ruhte auf meiner Hüfte.
    «Du musst Giles entschuldigen. Im Grunde ist er ein guter Kerl. Das weißt du auch, oder?»
    Ich gab mir große Mühe, meine Antwort nicht allzu bitter ausfallen zu lassen. «Auf jeden Fall ist er sehr hilfsbereit.»
    «Ja. Und wenn du es richtig anstellst, könnte die Bekanntschaft mit Sir Randolph wahre Wunder für deine Karriere bewirken.»
    Ich zuckte zusammen und zog kurz in Erwägung, ihm zu erzählen, dass sein toller Giles vorgeschlagen hatte, ich solle mit Sir Randolph schlafen, ich die Idee aber abgelehnt hatte. Wir schwiegen einen guten Teil des Weges. Ich musste mich entscheiden. Entweder ich sagte etwas, bevor wir das Emmanuel College erreichten, oder ich machte einen Rückzieher. Irgendwann biss ich dann schließlich doch in den sauren Apfel. «Du magst Giles sehr, stimmt’s?»
    «Wir sind seit Jahren befreundet. Erst in der Privatschule, dann in Laon.»
    «Eng befreundet, könnte ich mir vorstellen.»
    «Oh, sehr eng.»
    Ich schwieg erneut und fragte mich, ob ich es wohl jemals wagen würde, weiter in ihn zu dringen. Dabei sah ich Giles’ überhebliches Grinsen förmlich

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