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Noras Erziehung

Noras Erziehung

Titel: Noras Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Belle
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Umstände erkannte ich schnell, dass Diskretion in Zukunft eine noch viel größere Rolle in meinem Leben spielen würde.
    Und wie es der Zufall wollte, traf ich Giles nach dem Essen auf dem Weg zum Studentenparlament, noch bevor Stephen mit ihm gesprochen hatte. Er war wie immer in der Bar. Doch statt in seinem schon fast privaten Sessel vor einer Gruppe Kumpane Hof zu halten, saß er in der entlegensten Ecke des Raumes an einem Tisch. Giles hatte ein Mädchen bei sich, das ich nicht kannte. Sie war klein, blond, umwerfend hübsch und mit einem Paar großer runder Brüste gesegnet – oder verflucht. Ihre Oberweite war schlichtweg nicht zu übersehen, und als ich mich dem Tisch näherte, sah ich, dass sie trotz einer ultraschmalen Taille auch ein ebenso üppiges Hinterteil hatte. Ich war neugierig und hatte nicht vor, mich von seinem ausgesprochen abweisenden Blick in die Schranken zu weisen zu lassen.
    «Hallo, Giles. Willst du mich nicht vorstellen?»
    «Gute Manieren verpflichten, nehme ich wohl an. Nora, das ist Lucy Smith. Lucy, das ist Honora. Sie schreibt schreckliche Texte und hat mir meinen Posten als Protokollführer weggeschnappt.»
    «Bist du denn nicht der Präsident?», fragte sie mit sanfter Stimme, die vor Sex und Naivität nur so überquoll.
    «Eine Position, die sie sich zu gegebener Zeit bestimmt auch noch unter den Nagel reißen wird. Nora, meine Liebe, ich versuche gerade, diese hinreißende junge Dame zu verführen, und du – wie sagt man so schön? – lässt mich nicht so wirklich zum Zuge kommen.»
    Selbst Giles wäre nicht so frech gewesen, so etwas zu sagen, wenn die Verführung nicht schon längst vollzogen gewesen wäre. Ihr Kichern bestätigte meinen Verdacht nicht nur, sondern machte mich noch neugieriger. Um mehr zu erfahren, entschied ich mich, ihn zu ignorieren und mich stattdessen an sie zu wenden.
    «Hi. Ich studiere Philosophie, politische Wissenschaften und Wirtschaft in St.   Boniface. Und du?»
    «Mathe in St.   Mary’s.»
    Ich hatte schon fast damit gerechnet, dass sie gar nicht auf die Uni ging, denn sie sah aus und sprach, als gehöre sie eigentlich in eine Hochglanzzeitschrift. Aber ich hatte bereits genug Mathematiker kennengelernt, um zu wissen, dass sie auf eine völlig andere Art und Weise intelligent sein konnten als der Rest der Menschheit. Das Mädchen war ausgesprochen nett, gab sich große Mühe, freundlich zu sein, und schien schlichtweg fasziniert von Giles. Also beschloss ich nach ein paar Höflichkeiten, die beiden doch allein zu lassen, um dem Ganzen ein wenig auf die Sprünge zu helfen.
    «Dann lasse ich euch jetzt mal besser wieder in Ruhe. Du bist wirklich ein Glückspilz, Lucy.»
    Giles sagte noch etwas, als ich bereits auf dem Weg zur Bar war, aber ich verstand es nicht. Nachdem ich mir einen Gin Tonic bestellt hatte, gesellte ich mich nicht etwa zu den Leuten, die ich kannte, sondern setzte mich allein auf einen der Hocker und hing meinen Gedanken nach. Aus der Perspektive eines pubertierenden Jünglings war Lucy der pure Sex auf Beinen. Sie schien nur aus Titten und Arsch zu bestehen und war einfach bildhübsch. Und obwohl es mich durchaus überraschte, dass Giles sich für sie interessierte, war da offensichtlich irgendetwas zwischen den beiden.Was Stephen anging, konnte das für mich nur von Vorteil sein. Mit ein bisschen Glück würde Lucy Giles beschäftigt halten, und er würde alles tun, damit sie nichts von seinen schmutzigen Gewohnheiten erfuhr. Ich war entschlossen, der Beziehung, so gut ich konnte, auf die Sprünge zu helfen – eine Entscheidung, die ich ohne den geringsten Anflug eines Schuldgefühls traf. Schließlich hatten sich auch weder Giles noch Stephen die Mühe gemacht, mich über ihr gemeinsames Tun in Kenntnis zu setzen.
    Meine Chance, ins Geschehen einzugreifen, kam früher als erwartet. Ich hatte kaum meinen Drink geleert, als eine der Schriftführerinnen die Bar betrat und schnurstracks auf Giles zustürmte. Worum es auch ging, es schien dringend zu sein, und ich ging ebenfalls wieder zu ihrem Tisch. Die Schriftführerin sprach über eine drohende Krise, weil Giles nur Sprecher mit den radikalsten Ansichten ans Rednerpult lassen wollte.
    «Sie drohen jedenfalls mit irgendwelchen handfesten Sanktionen. Der Generalsekretär ist am Telefon, und du wirst schon selbst mit ihm sprechen müssen.»
    Giles gab einen tiefen Seufzer von sich, als er sich aus seinem Sessel erhob. «Diese jämmerlichen Kleingeister. Die haben doch

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