Noras Erziehung
irgendeine kranke Phantasie, die ihren Ursprung in Leid und Hass hatte. Diese Erkenntnis ließ mir sogar dann noch die Tränen übers Gesicht laufen, als ich zum Höhepunkt kam.
Ich verbrachte die Nacht mit James und Violet und fand mich am Morgen in seinem riesigen alten Bett wieder. Er lag direkt zwischen mir und Violet. In den Nächten, die wir zuvor zusammen verbracht hatten, hatte immer Violet in der Mitte gelegen, und als ich aufstand, um Kaffee aufzusetzen, fragte ich mich, ob die Ereignisse des gestrigen Abends irgendeine Veränderung in der Dynamik zwischen uns dreien ausgelöst hatten. Nachdem es mir gekommen war, hatte Violet um dieselbe Behandlung gebeten, und James hatte sich den Rest des Abends mit fester Hand um uns beide gekümmert. Zumindest was mich anging, war das bisher eigentlich immer Violets Aufgabe gewesen.
Wir waren erst gegen drei Uhr schlafen gegangen, und als ich nun aufwachte, strahlte bereits die helle, warme Sonne durch die Fenster. Es war fast Mittag, aber trotz der vielen Dinge, um die ich mich kümmern musste, hatte ich überhaupt keine Lust, nach Oxford zurückzukehren oder mich sonst wie zu beeilen. Keine meiner Aufgaben schien mir an diesem Tag wichtig. Schließlich hatte ich meine Vorbereitungen auf die Zwischenprüfungen auch schon wegen des Ruderns und der Arbeit für das Studentenparlament vernachlässigt. Ich fühlte mich warm, sicher und hatte keinerlei Bedenken, mit dem Kaffee in der Hand splitternacktzwischen Küche und Schlafzimmer hin- und herzulaufen. Mein normales Leben schien sowohl zeitlich als auch räumlich zu weit weg zu sein, um mir in diesem Moment irgendwelche Gedanken darüber zu machen.
Doch der Moment verflog. Und als wir an unserem heißen Kaffee nippten und uns unterhielten, änderte sich meine Stimmung nach und nach und machte einem dringenden Bedürfnis Platz, meinen wahrscheinlich letzten freien Tag vor Ende des Trimesters so weit wie möglich auszukosten. Violet war leider noch sehr schläfrig, und auch James wirkte völlig zufrieden damit, dass wir beide einfach an ihn geschmiegt dalagen. Aber immerhin schien er sich schon jetzt Gedanken über weitere Treffen zu machen.
«Violet sagt, dass du uns in den Ferien gerne besuchen würdest? Wir sind zwar die meiste Zeit hier, und du bist uns auch stets willkommen, aber wir haben vor, uns wieder ein Ferienhaus zu mieten. Und wir möchten gern, dass du mitkommst.»
«In der Normandie?»
«Nicht im Sommer. Nein, wir hatten an die Ardennen oder an irgendwas in Ostfrankreich gedacht. Vielleicht sogar Deutschland.»
«Irgendwo mit vielen Wäldern», meldete Violet sich verschlafen. «Einsamen Wäldern …»
«Ja, klar. Ich würde sehr gerne mitkommen.»
Ich nahm noch einen Schluck Kaffee und legte mir James’ Arm um die Schultern. Wir drei, ganz allein an irgendeinem Ort, an dem wir uns ohne jedes Risiko der Entdeckung unseren Gelüsten hingeben konnten – das war eine herrliche Aussicht. Meine nächste Züchtigung mit der Birkenrute war schon längst überfällig. Oder James könnte mich so bestrafen, wie er es gestern Abend mitViolet getan hatte. Schließlich musste ich mich den Rest des Trimesters auch nicht mehr im Bootshaus umziehen. Und nach dem, was gestern geschehen war, würde Stephen meinen nackten Hintern bestimmt nicht nochmal zu Gesicht bekommen.
«Bind mich an den Haken», entfuhr es mir plötzlich in Richtung Violet.
Sie hatte die Augen geschlossen, öffnete aber verschlafen eines ihrer Lider. «Mh?»
«Bind mich an den Haken. Schließlich muss ich mir wegen der Striemen keine Gedanken mehr machen.»
Violet drehte sich auf die andere Seite. «Das ist noch zu früh für mich. Peitsch du das kleine Miststück aus, James», murmelte sie schlaftrunken.
James kicherte nur kurz und trank dann weiter seinen Kaffee. Aber so leicht ließ ich mich nicht abwimmeln. Ich stieg aus dem Bett und machte mich auf den Weg nach unten, wo die Seile immer noch an dem Haken hingen. Violets Handgelenke hatten in ein paar Handschellenmanschetten gesteckt, die mit einem Karabinerhaken verbunden waren. Es war ein Leichtes, sie mir selbst anzulegen und das Schloss zu schließen. Ich spürte sofort, dass ich mir damit etwas Übles eingebrockt hatte. Violet war nicht nur größer als ich, sondern hatte auch Schuhe mit sehr hohen Absätzen getragen. Ich dagegen war gezwungen, mich auf die Zehenspitzen zu stellen. Hinzu kam, dass die Fixierung sich nicht mehr öffnen ließ, sodass ich irgendwann völlig
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