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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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Nora bei einem Schaufensterbummel, den sie einmal ohne Martin unternommen hatte, nicht widerstehen und kaufte für ihn ein T-Shirt, das sie ihm am Abend im Hotel eingepackt überreichte. Er musterte das kleine Päckchen misstrauisch, nachdem er ihre diebische Freude bemerkt hatte. »Was ist das? Fliegt mir da gleich etwas um die Ohren? Oder warum freust du dich so?«
    »Nein, mach es ruhig auf. Ich hab sofort an dich gedacht, als ich es entdeckte.«
    Immer noch ein wenig zögernd packte Martin aus – und hielt schließlich ein zerbissenes, blutbeflecktes T-Shirt in der Hand, auf dessen Brustseite die Aufschrift prangte: »Crocodile Wrestling Team Darwin«. Er stutzte nur einen Moment, bevor er in ihr Gelächter einstimmte.
    Von Darwin aus führte sie ihre Reise nach Perth, die moderne Großstadt am Indischen Ozean. Nora bedauerte, dass sie nur wenige Stunden zur Verfügung hatten, bevor sie den berühmten Zug Indian Pacific besteigen mussten, der sie in einer mehrtägigen Fahrt quer durch den Kontinent nach Sydney an den Pazifischen Ozean bringen würde. Ehe sie sich’s versahen, standen sie vor dem silbern glänzenden Zug. Die ungewohnte Umgebung des Zugs und das Entdecken ihres winzigen Schlafwagenabteils erfüllte Nora mit Spannung. Nie wurde es ihr langweilig, den Blick auf die sich im Fahren ständig verändernde und rasch vorbeigleitende Landschaft zu richten. Kaum etwas würde sie in Australien nachhaltiger beeindrucken als die Nullarbor Plain, die der Zug durchquerte. Eine völlig baumlose Ebene schier grenzenlosen Ausmaßes. Die schnurgeraden Eisenbahngleise führten über eine nahezu unermessliche Strecke von einem Horizont zum anderen, so dass man nicht wirklich daran glaubte, ihn je erreichen zu können. Darüber spannte sich ein strahlend blauer Himmel, und nur die Klimaanlage des Zugs ließ alle vergessen, dass einem draußen die Hitze eines Backofens entgegenschlagen würde. Nora empfand ein Gefühl der Freiheit, weil sie sich – ohne familiäre Verpflichtungen – ganz ihren Reiseeindrücken hingeben und ungezwungen die Bekanntschaft vieler Mitreisender machen konnte. Über die gemeinsam eingenommenen Mahlzeiten war dies ganz selbstverständlich möglich. Die Sonnenaufgänge und -Untergänge verschlugen ihr jedoch jedes Mal die Sprache. In dieser Zeit war sie am liebsten allein und wusste, dass sich das einzigartige Farbenspiel in ihr Gedächtnis graben würde. Niemand sollte ihr diese Erinnerungen je wieder nehmen können.
    Das Eintauchen in die quirlige Lebendigkeit Sydneys am Ende der Zugreise kam Nora zunächst irgendwie merkwürdig vor. Nach viertausenddreihundertfünfzig Kilometern quer durch die Weite des australischen Kontinents stand sie plötzlich neben Martin in der Central Station von Sydney und schaute sich um. Um sie herum pulsierte das Leben. Menschen hasteten vorüber, andere schienen Zeit zu haben und bummelten langsam zu ihrem nächsten Termin, wieder andere saßen an der Seite in roten Sitzecken und warteten offensichtlich auf ihre Anschlusszüge. Von der rund gewölbten Decke der Bahnhofshalle hingen Werbeplakate und australische Flaggen herab. Ein wenig verwirrt war Nora Martin nach draußen zu einem Taxistand gefolgt. Schon die erste Fahrt mit dem Taxi durch Sydney machte ihnen klar, dass sie in den zwei zur Verfügung stehenden Tagen nur einen Bruchteil dieser Metropole würden kennen lernen können. So war es auch, und Nora bedauerte das Gefühl, beim Entdecken dieser Stadt einem unterschwellig ständig vorhandenen Zeitdruck ausgesetzt gewesen zu sein, dieses noch nicht gesehen oder jenes noch nicht besichtigt zu haben. Besonders gefallen hatte ihr jedoch der Besuch im Taronga Park Zoo, den sie mit der Fähre erreichten. Nora hatte gelesen, dass das Wort »Taronga« in der Sprache der Aborigines »Schöner Blick« bedeutete, und tatsächlich lag der Zoo inmitten unberührten Buschlands und bot neben mehr als fünftausend Tieren einen einzigartig schönen Ausblick auf die Skyline von Sydney.

6
    N ora lehnte den Kopf an das Fenster und sah hinaus. Die kleine Passagiermaschine dröhnte, so dass sie das Vibrieren der Scheibe deutlich wahrnahm. Nachdenklich betrachtete sie die weite Landschaft unter sich. Sie hatten die Blue Mountains schon eine Weile hinter sich gelassen und überflogen New South Wales. Es war kaum zu glauben, was sie in diesem Land bereits alles gesehen hatte. Dennoch genoss sie gerade das Gefühl, dass ihre Reise noch nicht zu Ende war. Mit Spannung sah sie

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