Noras großer Traum (German Edition)
nun ihrem Aufenthalt in Cameron Downs entgegen, wo sie die dortige Base der Flying Doctors kennen lernen würden.
Martin Sanders saß neben ihr und beobachtete sie lächelnd. Er mochte Nora. Obwohl er ganz zu Anfang Bedenken gehabt hatte, als er von ihrer gemeinsamen Australien-Reportage erfuhr. Zum einen verfügte sie über wenig Auslandserfahrung, schließlich hatte sie beruflich einige Jahre wegen ihrer Kinder pausiert, zum anderen, und das hatte ihn am meisten gestört, war sie die Ehefrau des Marketingleiters von Johann & Sohn, dem Verlag, bei dem er angestellt war. Schnell nach ihrem Treffen war jedoch klar gewesen, dass Nora sehr sympathisch war, frei von jeder Arroganz, fachlich interessiert, und – das wiederum hatte ihn auf ihrer bisherigen Reise am meisten beeindruckt – sie hatte die Fähigkeit, Menschen das Gefühl zu geben, wichtig zu sein. Wann immer sie mit anderen Leuten zusammentrafen, besonders in der räumlichen Enge des Indian Pacific war es ihm aufgefallen, hatte sie das unter Beweis stellen können. Sie hörte zu, stellte Fragen, war mitfühlend und humorvoll, dabei aber nie aufdringlich oder neugierig im negativen Sinne. Die Zeit, die sie gemeinsam in Australien unterwegs gewesen waren, hatte Spaß gemacht, und das berufliche Miteinander konnte man auch als Erfolg versprechend bezeichnen. Er lächelte erneut, als er jetzt ihr ernstes Gesicht bemerkte, das von großen grünbraunen Augen beherrscht wurde, die momentan sorgenvoll vor sich hin blickten.
»Was ist los, Nora? Machst du dir Sorgen?«
Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf, so dass ihr eine Strähne ihres goldbraunen Haars ins Gesicht fiel. Sie strich sie zur Seite. »Nein, nein. Ich bin einfach nur ein wenig nervös.«
Er streckte sich, so weit der Sitz dies zuließ. »Das brauchst du nicht. Ich bin doch schon fast überall gewesen. Glaub mir, es gibt auf der ganzen Welt nette und aufgeschlossene Menschen.«
Er grinste spitzbübisch. »Und wenn wir Glück haben, gibt’s die auch in Cameron Downs.«
Nora seufzte. »Na, hoffentlich hast du Recht.«
Als sie einige Zeit später das Cameron Hotel von Carol und Sam Winton betraten, war an der Bar noch nicht viel los. Carol lächelte die Neuankömmlinge freundlich an. »Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?«
Nora und Martin stellten ihre Reisetaschen ab, wobei Martin sich vorsichtig über seine Kameras beugte, um sicherzugehen, dass niemand darauf treten konnte. Nora fand Carol schon sympathisch.
»Ich bin Nora Bergmann, und das hier«, sie wies auf ihren Kollegen, »ist Martin Sanders. Es müssten für uns zwei Zimmer reserviert sein.«
»Ah, ja! Sie sind sicher die Journalisten, die über uns hier im Outback und unseren Ärztedienst berichten wollen, stimmt’s?« Sie strahlte und schob Nora das Gästebuch über den Tresen zu.
»Wenn Sie sich bitte eintragen würden. Ich bin übrigens Carol Winton. Mein Mann Sam und ich führen das Cameron. Hoffentlich fühlen Sie sich wohl bei uns. Wir werden hierzu unser Bestes tun.« Sie sah zu einem Tisch in der Nähe. »Phil, kommt doch mal rüber.« Zu Nora gewandt sagte sie: »Ich möchte Ihnen gleich jemanden vorstellen.«
Phil erhob sich und kam mit Kim Michaels zur Bar. »Hallo!« Carol wies auf ihre Gäste. »Phil, das sind Nora Bergmann und Martin Sanders, die Journalisten, die über das Leben im Outback berichten wollen. Und das hier ist Phil McGavin, der Pilot unseres Ärztedienstes.«
Phil lächelte. »Freut mich, Sie kennen zu lernen. Nennen Sie mich bitte Phil.«
»Gerne. Dann sagen Sie aber auch Nora.«
»Und ich bin Martin.«
Nachdem sie sich auch mit Kim Michaels bekannt gemacht hatten, nahm Carol die Schlüssel vom Haken.
»So, ich zeige Ihnen jetzt Ihre Zimmer. Sie sind doch bestimmt müde von der Reise, und wir sollten Sie nicht so überfallen. Kommen Sie bitte mit.«
Am nächsten Morgen betraten Nora und Martin die Zentrale und sahen sich suchend um. Lisa hatte sie als Erste bemerkt und ging freundlich lächelnd auf sie zu.
»Hallo, Sie sind bestimmt unsere Gäste aus Deutschland, Mrs. Bergmann und Mr. Sanders, habe ich Recht? Ich bin Lisa Jarrett«, sie blickte an ihrer Schwesterntracht hinunter, »und wie Sie sehen, bin ich Schwester hier beim RFDS.«
Nora lächelte zurück. »Hallo, Mrs. Jarrett. Wie nett, Sie zu treffen. Aber bitte nennen Sie mich Nora.«
Martin strahlte Lisa entwaffnend an. »O ja, und ich bin Martin. Ich freue mich schon auf die Arbeit hier.«
»Na, dann kommen Sie bitte mit, mein Mann
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