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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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denn Ihre Eltern dazu gesagt?«
    Lisa grinste. »Erst hat mein Vater getobt und schließlich zähneknirschend resigniert, wohl in der Hoffnung, dass ich es aufgeben würde. Meine Mutter hatte von Anfang an etwas mehr Verständnis für meine Entscheidung, obwohl sie ihr Leben lang einer Meinung mit meinem Vater war.« Sie seufzte, reckte dann aber entschlossen das Kinn. »Was soll’s? Ich habe Glück gehabt, es ist alles gut gegangen, und heute sind sie sicher auch ein wenig stolz auf mich, obwohl sie das nie offen aussprechen würden.«
    Gerade als Nora die nächste Frage stellen wollte, steckte Kim Michaels den Kopf durch die Tür der kleinen Teeküche.
    »Lisa? Kannst du bitte mal kommen?« Die junge Schwester verdrehte die Augen. »Mrs. Jones meint, ihr Bauchschnitt von vorgestern sei jetzt verheilt und sie müsse dringend nach Hause, weil dort garantiert niemand die Hühner füttert, wenn sie nicht da ist.«
    Lachend stand Lisa auf.
    »Wie Sie sehen, werde ich gerade gebraucht, um wieder todesmutig ein Menschenleben zu retten. Bis später, Nora.«
    Als sie mit schnellen Schritten aus dem Raum verschwand, blickte Nora ihr nach. Völlig in ihre Gedanken vertieft, machte sie sich rasch daran, das von Lisa Erzählte in ihrem Notizbuch festzuhalten. Es fesselte sie ungemein, diese neu gewonnenen persönlichen Informationen zu verarbeiten. Ihre Aufzeichnungen und Beschreibungen über Australien und seine Menschen kamen ihr wie ein Puzzle vor, dem sie nach solchen Gesprächen wie eben mit Lisa einige neue Teile hinzufügen konnte.
    Als Lisa abends auf der Veranda saß, die die meisten Häuser hier im Outback umgab, damit man möglichst jederzeit einen Luftzug im Schatten genießen konnte, hing sie selbstvergessen ihren Gedanken nach. Ihre Augen glitten über die gerade besonders schön blühenden Blumenampeln, die von der Verandaüberdachung herabhingen und leicht im Abendwind hin und her schwangen. Sie hatte sie gerade gegossen, und das überschüssige Gießwasser tropfte gleichmäßig auf den Holzboden. Lisa sah nun in die Ferne; die Unterhaltung mit Nora hatte sie nach langer Zeit wieder einmal dazu gebracht, über die Stationen ihres Lebens nachzudenken. Innerlich erstaunt hatte sie zur Kenntnis genommen, wie lange ihre Ausbildungszeiten nun schon zurücklagen, und unwillkürlich wanderte sie in Gedanken ihren Lebensweg noch einmal ab.
    Waren sie und Bill nun wirklich schon zweiundzwanzig Jahre miteinander verheiratet? Manchmal konnte sie das einfach nicht glauben, genauso wenig, wie sie es fassen konnte, dass ihre gemeinsamen Söhne schon fast selbstständig waren. Sie lächelte in sich hinein. Im letzten Monat hatte Tim seinen achtzehnten Geburtstag gefeiert und ihnen eröffnet, er wolle Informatik studieren. Lisas Lächeln vertiefte sich, als sie daran dachte, wie entgeistert Bill sie angesehen hatte. Ihrem Mann blieben Computer mit Ausnahme der medizinischen Geräte ein ewiges Geheimnis, das er freiwillig nie würde ergründen wollen. Dennoch hatte er die Fassung bewahrt und tapfer zustimmend genickt. Nach den harten Erfahrungen, die sie beide mit seinen Eltern zu Beginn ihrer Ehe hatten durchmachen müssen, hatten sie sich geschworen, ihren Kindern jeden beruflichen Weg offen zu halten. Und dabei blieben sie. Was hatte Bill noch am selben Abend zu ihr gesagt, als sie allein waren?
    »Nein, Lisa, es ist okay. Wenn Tim damit glücklich zu werden glaubt, werde ich nicht versuchen, ihm etwas anderes aufzudrängen.« Schmunzelnd hatte er sich über sie gebeugt und ihr einen Kuss gegeben, bevor er ihr mit einem schelmischen Grinsen in die Augen sah. »Und wenn Steve uns in zwei Jahren mitteilt, dass er gerne Ägyptologie studieren möchte, um später Mumien zu begutachten, werde ich es genauso halten. Sie sollen ihren Beruf frei wählen können, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, was ihre Eltern wohl von ihnen erwarten. Das, was wir beide mit meinen Eltern erlebt haben, wünsche ich ihnen nicht.«
    Unwillkürlich sprangen Lisas Gedanken weiter in die Vergangenheit. Zwei Jahre nach Abschluss ihrer Zusatzausbildungen war sie nach Cameron Downs gekommen, um ihre Stelle als Krankenschwester beim Flying Doctor Service anzutreten. Ein Jahr später war Dr. William Jarrett als Nachfolger des ausscheidenden damaligen Stützpunktleiters und Chefarztes Dr. Stanfield hier angekommen. Hochmotiviert und erstklassig ausgebildet, war der junge Chirurg aus Perth damals selbstbewusst in so ziemlich jeden Fettnapf

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