Noras großer Traum (German Edition)
verstauen.
»Haben Sie alles, was Sie brauchen?«, fragte er etwas später.
»Ja, ich denke schon. Aber ich war ja noch nie richtig im Outback unterwegs. Also werde ich vermutlich erst in den nächsten Stunden feststellen, was ich womöglich noch hätte mitnehmen sollen. Ich freue mich jedenfalls unwahrscheinlich auf unseren Ausflug, und sehen Sie doch mal, Tom«, sie deutete auf die aufgehende Sonne, während sie die Straße entlangfuhren, die sie aus Cameron Downs hinausführte, »es scheint ein wundervoller Tag zu werden.«
Tom freute sich über ihre Munterkeit.
»Ja, ich denke, es wird ein Tag wie aus dem Bilderbuch, nicht zu heiß, gerade richtig für unsere Unternehmung.«
Sie hatten einige Stunden Fahrt vor sich, die sie trotz der zum Teil schlechten Fahrbahn beide genossen, manchmal im angeregten Gespräch miteinander, dann wieder gemeinsam schweigend, ohne dass sie es als peinliche Pause empfunden hätten. Nora war sehr glücklich, das Land, von dem sie schon seit vielen Jahren träumte, nun so ganz ohne Touristenrummel kennen lernen zu dürfen. Tom entpuppte sich als perfekter Reiseführer, der ihr immer wieder interessante Einzelheiten zu Tieren und Pflanzen der Umgebung oder aber zu den Farmern erzählen konnte, durch deren Land sie kamen. An besonders schönen Plätzen hielten sie an, und Tom zeigte ihr die Aussicht oder andere Besonderheiten der Gegend. Auch für ein gemeinsames Frühstück unterbrachen sie ihre Tour. Als sie schließlich auf die Siedlung der Aborigines zufuhren, kam es Nora überhaupt nicht so vor, seit Stunden unterwegs gewesen zu sein. Sie berührte Toms Arm.
»Tom, ich bin ziemlich nervös. Hoffentlich helfen Sie mir dabei, mich richtig zu benehmen.«
»Sie machen bestimmt nichts falsch, keine Sorge. Und ich bin ja dabei.«
Er hatte angehalten und sprang aus dem Wagen. Ein großer Hund kam bellend auf sie zu. Nora ging in die Hocke und sprach leise mit ihm. Er näherte sich zögernd und beschnupperte ihre ausgestreckte Hand, um sich schließlich von ihr streicheln zu lassen. Tom hatte sie beobachtet.
»Sie mögen wohl Tiere?«
Sie richtete sich auf. »Ja, besonders Hunde. Wir haben zu Hause auch einen.«
Nach der Begrüßung durch die Dorfältesten, die sie beide willkommen hießen, wurden sie zu der Künstlerwerkstatt begleitet. Nora lächelte freundlich.
»Ich bin sehr froh, dass ich Sie besuchen darf.« Nachdem sie sich umgesehen hatte, fiel ihr Blick schließlich auf die wunderschön bemalten Didgeridoos, die bereits fertig in einer Ecke standen. Vorsichtig strich sie mit der Hand über ein besonders hübsches Exemplar. »Wie schön es geworden ist.«
Der Künstler, der offenbar für die Bemalung verantwortlich war, trat neben sie und grinste sie an. »Versuchen Sie’s doch einmal.«
Etwas verlegen sah sie in die vielen erwartungsvollen Gesichter. Sie war überhaupt nicht gern Mittelpunkt des allgemeinen Interesses, lieber beobachtete sie ruhig aus dem Hintergrund. Tom freute sich diebisch.
»Na, los! Jetzt müssen Sie’s auch ausprobieren, sonst ist der Künstler womöglich beleidigt.« Er strahlte über das ganze Gesicht. Was er nicht wusste, war, dass Nora aus ihrer Faszination heraus, die die Kultur der Aborigines auf sie ausübte, nicht nur viele Bücher gelesen, sondern sich vor einiger Zeit auch ein Didgeridoo gekauft hatte, welches sie zwar nicht perfekt, aber doch recht gut spielen konnte. Trotzdem zögerte sie.
»Ich habe gelesen, dass bei einigen Stämmen Frauen keine Didgeridoos spielen dürfen. Ich möchte nicht gegen eine Stammesregel verstoßen.«
Tom sprach kurz mit den Künstlern, die gleich darauf breit lächelten und versicherten, dass diese Regel ihren Stamm nicht betreffe. Nora nahm das Didgeridoo auf und setzte es an die Lippen. Sie traf den Grundton sofort und machte gekonnt einige Variationen. Es bereitete ihr Spaß, denn dieses Instrument war eindeutig besser als ihr eigenes zu Hause. Die Künstler waren begeistert und Tom völlig überrascht.
»Wieso können Sie es spielen?«
Sie freute sich, dass es ihr ganz gut gelungen war, wehrte aber ab.
»Ich kann es leider gar nicht so gut spielen, wie ich es gern hätte. Mir gelingt partout nicht die Zirkulationsatmung, die diese netten Menschen hier«, sie wies auf die lächelnden Aborigines, »wahrscheinlich gleichzeitig mit der Aufnahme der Muttermilch lernen.«
Die Stimmung in der Werkstatt war entspannt, Nora ließ sich verschiedene Maltechniken zeigen und die Herstellung der
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