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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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Naturfarben erklären. Als Tom ausführlicher von dem Gesamtprojekt und dessen Fortschritten berichtete, notierte sie sich das eine oder andere und bat zum Schluss die Künstler, einige Fotos machen zu dürfen. Viel zu schnell ging die Zeit vorüber, und Tom sah auf seine Armbanduhr.
    »Nora, wir sollten uns jetzt auf den Weg machen, sonst schaffen wir es vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr zu den Harpers.«
    »Ach, wie schade, Tom! Es ist so schön hier.« Nora hätte noch Stunden bei diesen freundlichen Menschen zubringen können. Sie bedankte sich herzlich. Als sie an ihrem Wagen ankamen und Nora ihre Kamera im Rucksack verstaute, stieß Tom sie an.
    »Sehen Sie mal, wie es ausschaut, bekommen Sie noch ein Geschenk.«
    Der Aborigine-Künstler kam mit dem Didgeridoo auf sie zu, das er ihr lächelnd überreichte. Nora wurde verlegen. Sie hätte es gerne bezahlt, spürte jedoch instinktiv, dass sie den jungen Künstler damit beleidigen würde. Also nahm sie es und strich liebevoll darüber.
    »Sie machen mir eine große Freude damit. Ich werde zu Hause immer an diesen schönen Tag bei Ihnen denken.« Strahlend schüttelte sie ihm die Hand. Als sie sich schließlich umwandte, um das Didgeridoo vorsichtig im Wagen zu deponieren, fiel ihr vor einem der kleinen Häuser eine Gruppe Frauen auf, die offensichtlich aufgeregt miteinander diskutierten. Eine der älteren schüttelte gerade heftig den Kopf, während eine jüngere lebhaft auf sie einredete. Unwillkürlich richtete sich Nora auf und berührte Tom am Arm. Sein Blick folgte ihrem, und auch er wurde nun aufmerksam. Gerade hatte sich die jüngere Frau von der Gruppe gelöst und lief auf den Arzt zu.
    »Dr. Morrison, bitte! Ich bin Sally. Könnten Sie einmal nach meiner Schwester sehen. Sie bekommt ihr zweites Kind, aber es dauert schon so lange, viel zu lange.«
    Tom, der ihr entgegengegangen war, kehrte mit wenigen schnellen Schritten zum Wagen zurück und hob seinen Arztkoffer heraus. Noch während er die Heckklappe zuschlug, drehte er sich wieder zu der jungen Aborigine-Frau um.
    »Im wievielten Monat ist sie? Wie lange hat sie Wehen? Ist schon das Fruchtwasser abgegangen, Sally?«
    Sally nickte voller Sorge. »Ja, vor etwa zwei Stunden. Aber sie liegt bereits seit gestern früh in den Wehen. Da stimmt etwas nicht, bei ihrem ersten Kind lief nämlich alles glatt. Da ist sie auch viel herumgelaufen, jetzt liegt sie nur noch da. Ich weiß nicht, ob sie noch lange durchhält.«
    Sie waren nun bei der Hütte angekommen. Schweigend traten die Frauen, die sich davor versammelt hatten, beiseite. Nora blieb zögernd zurück. Sie wollte als Außenstehende nicht einfach in diese Situation platzen. Außerdem dachte sie mit einigem Unbehagen an die Entbindungen ihrer Kinder, bei denen sie sich immerhin in einer Klinik befunden hatte, die auf alle Notfälle vorbereitet gewesen war. Bei der Vorstellung, hier im Busch ein Kind zu bekommen und nur auf sich selbst, einige Frauen (die sicherlich erfahren waren) und die Hilfe eines zufällig anwesenden Arztes angewiesen zu sein, schwankte sie zwischen Respekt, Bewunderung und aufkommender Panik. Als sie nun stehen blieb, schaute Tom sich nach ihr um.
    »Nora, bitte kommen Sie mit. Sie können mir helfen.«
    Sie nickte und folgte ihm, obwohl sie ihren Herzschlag schon im Hals spürte. In der Hütte war es nicht sehr hell, so dass es einen kleinen Moment dauerte, bis sich die Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Eine junge hochschwangere Frau lag auf einem einfachen Bett und krümmte sich vor Schmerzen, aber außer einem leisen Stöhnen kam kein Wort über ihre Lippen. An ihrem Bett saß eine ältere Frau, die ihr mit einem feuchten Tuch die Stirn abtupfte. Sally war vorangegangen und beugte sich über ihre Schwester. »Lucy, ich habe Dr. Morrison hier. Er wird dir helfen.«
    Tom hatte seinen Koffer geöffnet und war ebenfalls an das Bett getreten. Während er die Manschette des Blutdruckmessgeräts über ihren Arm streifte, lächelte er der Patientin zu.
    »Keine Angst, Lucy. Ich will nur sehen, ob alles in Ordnung ist.« Schnell und sicher begann er mit der Untersuchung und legte dann einen Infusionszugang am Handgelenk. Nachdem er sie abgetastet und die Öffnung des Muttermundes überprüft hatte, kontrollierte er die Herztöne des Kindes. Schließlich richtete er sich auf und sah von Lucy zu Sally.
    »Das wird schon. Ich bin gleich wieder da.«
    Er schaute sich nach Nora um, die an der Tür stehen geblieben war. Mit einem

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