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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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Bauchschnitt im Auge zu behalten, bevor er einen dünnen Schlauch aus seinem Koffer nahm, ihn durch die Nase des Säuglings einführte und vorsichtig Fruchtwasser absaugte, das das Kleine offenbar in den Atemwegen hatte. Als er es hochnahm und es hustend und stockend seinen ersten Atemzug tat, um dann endlich leise zu weinen, sah er erleichtert zu Lucys Mutter.
    »Sie haben eine Enkeltochter.« Rasch legte er ihr das Baby in den Arm und wandte sich wieder der Mutter zu, deren Narkose er nun leicht verstärkte, bevor er begann, die einzelnen Bauchschichten Lage für Lage wieder zu vernähen. Nachdem er schließlich die äußeren Wundränder mit Klammern zusammengefügt hatte, richtete er sich auf und sah zu Sally, die gerade den Blutdruck überprüfte. Er nickte, als sie ihm den Wert nannte, und blickte zu Nora, die sich hochkonzentriert mit der Beatmung beschäftigte, obwohl sie voller Angst auf eine Reaktion des Babys gewartet hatte. Dann wandte er sich wieder dem Neugeborenen zu und nahm es vorsichtig der Großmutter ab, die es sanft mit einem Frotteetuch abgerieben hatte, um es zu untersuchen. Die Haut war bereits besser durchblutet, und als er es abhörte, war er sich sicher, dass es die Kleine schaffen würde. Tom legte sie der Großmutter erneut in den Arm und ging zu Nora. Er trat neben den Operationstisch und kontrollierte noch einmal selbst die Werte, bevor er den Tubus entfernte.
    »Sie kann jetzt schon wieder allein atmen. Sehen Sie, Nora, wir haben es geschafft. Gleich wird sie zu sich kommen und nach ihrem Baby fragen.« Nora zitterten die Hände vor Anspannung und Erschöpfung. Sie hatte Todesangst ausgestanden, als das Kind keinen Ton von sich gegeben hatte. Sie fühlte sich zittrig, und gleichzeitig war sie unendlich erleichtert.
    »Wie können Sie diesen Beruf bloß aushalten?«, sagte sie zu Tom.
    Er stand neben seiner Patientin und behielt ihren Blutdruck weiter im Auge. Trotz einer abwartenden Wachsamkeit lächelte er ihr zu.
    »Wir haben es doch geschafft, Nora. Wenn die beiden hier alles gut überstehen, lässt mich das eine ganze Menge aushalten.«
    Nora nickte. Sie wollte sich im Moment nicht weiter ausmalen, was alles hätte geschehen können. Sie musste sich einfach ablenken, und so ging sie langsam zu Lucys Mutter und ihrer Schwester, die das Neugeborene bereits gewaschen und in Tücher gewickelt hatten. Auch die Nabelschnur war abgebunden. Nora war fast so ergriffen wie bei den Geburten ihrer eigenen Kinder. Mit dem Ausdruck ungläubigen Staunens strich sie dem Baby vorsichtig über das Köpfchen. Es hatte nun die dunklen Augen geöffnet und lutschte hingebungsvoll an seiner kleinen Faust.
    Sally sah sie fragend an. »Möchten Sie sie nicht einmal halten?«
    Nora nickte und nahm den Säugling. Aufmerksam betrachtete sie das kleine Gesicht und ging dann langsam zu der jungen Mutter, die sich schon ein wenig hin und her bewegte. Nora setzte sich auf den Stuhl, auf dem zuvor Lucys Mutter gesessen hatte, und konnte sich von dem Anblick des Babys nicht losreißen. Es lutschte immer noch an seiner Faust und gab dabei nun laut schnalzende Geräusche von sich, was Nora leise lachen ließ.
    »Da hat aber jemand Hunger, was? Es wird Zeit, dass deine Mama wieder zu sich kommt, meine Kleine.«
    Tom stand auf der anderen Seite des OP-Tisches und hatte gerade erneut den Blutdruck überprüft. »Sie wird gleich aufwachen.« Er ging um den Tisch herum, um das Baby ebenfalls anzusehen. Auch er strich über das Köpfchen und lächelte Nora zu. Er betrachtete ihr Gesicht. Ihre Augen waren auf das Kind gerichtet. Es gefiel ihm immer wieder aufs Neue zu sehen, wie sie am Schicksal anderer Anteil nahm und sich auch gefühlsmäßig engagierte. Lucys Mutter war nun wieder bei ihrer Tochter, während Sally nach draußen gegangen war, um jemanden mit dem Wagen loszuschicken, der das Team des Ärztedienstes nach der Landung abholen sollte.
    Als kurz darauf Bill und Kim zur Tür hereinkamen, gefolgt von Phil, der eine leichte Tragbahre mitbrachte, war Lucy bereits wieder zu sich gekommen. Sie war ein wenig durcheinander und hatte Schmerzen, aber nachdem Tom ihr etwas dagegen verabreicht hatte, konnte sie sich bereits über ihre kleine Tochter freuen. Mit zusammengebissenen Zähnen ließ sie sich dann auf die schmale Bahre umbetten, während Kim das Baby übernahm. Tom und Nora packten die Ausrüstung seines Arztkoffers wieder zusammen. Bill kniete vor Lucy, überprüfte nochmals den Infusionszugang an ihrem

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