Noras großer Traum (German Edition)
sich zusammen, stolperte zum Wagen und griff dort nach dem Funkgerät. »Bitte mach, dass es funktioniert!« Er schluckte noch einmal heftig.
»Hier ist Morrison Mobile für Sierra Lima Tango. Hört mich jemand? Greg, sind Sie da?« Er versuchte es erneut. »Sierra Lima Tango. Dies ist ein Notruf!«
Als ein Knacken aus der Leitung kam und er Gregs Stimme vernahm, schloss er dankbar die Augen.
»Hier ist Sierra Lima Tango. Sind Sie das, Tom? Wir hören Sie gut. Was ist passiert? Sprechen Sie bitte! Bill hört schon mit.« Mühsam versuchte Tom, sachlich zu schildern, was passiert war. Ihm war nüchtern betrachtet klar, dass die RFDS-Maschine vielleicht noch hätte starten, aber hier wegen der bald einsetzenden Dunkelheit nicht mehr hätte landen können.
»Bill, ihr müsst einfach kommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie eine Nacht hier draußen überlebt. Die Verletzungen sind wirklich schwer. Soweit ich das sagen kann, hat sie einen Schädelbruch.« Und schnell fügte er hinzu: »Ich weiß, dass sie damit eigentlich nicht im Flugzeug transportiert werden darf, aber es geht nicht anders. Lasst euch etwas einfallen. Unterschreitet die Mindestflughöhe oder besorgt eine Maschine mit Druckausgleich oder sonst etwas. Ein Transport im Krankenwagen würde viel zu lange dauern. Sie hat ziemlich viel Blut verloren, nicht nur durch die Kopfverletzung, sondern auch wegen einer offenen Unterschenkelfraktur, die nicht gut aussieht. Außerdem sind mindestens zwei Rippen gebrochen, was ihre Atmung beeinträchtigt. Dazu kommt noch ein Schlüsselbeinbruch links.« Er holte Luft. »Bill, sie ist überhaupt noch nicht zu sich gekommen, und ich kann weder innere Verletzungen ausschließen noch, ob die Wirbelsäule etwas abgekriegt hat.«
Bill sah Greg betroffen an und atmete tief durch, bevor er fragte: »Tom, was ist mit dir? Bist du in Ordnung?«
»Ja, ich bin okay, bis auf ein paar Abschürfungen und einen verstauchten Fuß.«
Bill war erleichtert. »Gott sei Dank! Ohne dich hätte sie nicht die geringste Chance. Ich begreife nicht ganz, wieso es Nora so schlimm erwischt hat.«
Tom schluckte. »Sie war nicht angeschnallt, als der Reifen platzte.« Bevor Bill etwas dazu sagen konnte, fügte er schnell hinzu: »Sie hatte den Gurt gelöst, um etwas hinter ihrem Sitz hervorzuholen.«
Es knackte wieder in der Leitung, als Bill sich erneut meldete. »Ich verstehe. Mach dir jetzt bloß keine Vorwürfe, hörst du?« Tom kämpfte darum, Haltung zu bewahren. Sein Blick schweifte umher, und er hatte das Gefühl, völlig allein auf der Welt zu sein. Der Unfall lief in jeder Einzelheit noch einmal in seinem Kopf ab. Bill riss ihn aus diesen Gedanken.
»Tom? Wie weit seid ihr von den Harpers entfernt?«
»Wir sind ungefähr eineinhalb Stunden unterwegs gewesen, als es passierte, aber einen Transport zur Farm kannst du vergessen, das würde sie mit dieser Kopfverletzung und den Brüchen nicht überstehen.« Er machte eine Pause, bevor er fortfuhr. »Ich habe mir von Matt Harper eine Abkürzung erklären lassen und mich jetzt umgesehen. Das Problem ist, dass unsere Maschine hier überhaupt nicht landen kann, auch nicht, wenn es hell ist. Der Weg ist zu schmal. Ich weiß einfach nicht weiter.« Verzweifelt brach er ab.
Bill, der instinktiv bemerkte, wie sehr Tom mit sich kämpfen musste, nicht die Fassung zu verlieren, sagte: »Bleib ruhig, Tom. Wir finden schon eine Lösung, und bei dir ist Nora schließlich in den besten Händen. Wir funken die Harpers an. Die werden euch erst einmal das Notwendigste bringen. Phil spricht sofort mit Matt Harper. Der müsste doch wissen, ob es nicht eine Landemöglichkeit gibt. Bleib bitte auf Empfang. Wir melden uns wieder. Sierra Lima Tango. Ende.«
Tom ließ das Funkgerät sinken und starrte einen Moment ins Leere. Er fühlte sich erschöpft. Irgendwie konnte er immer noch nicht glauben, was passiert war. Schließlich nahm er die Wasserflasche und eine Decke aus dem Wagen und ging hinkend zu Nora. Vorsichtig breitete er die Decke über sie, setzte sich daneben und trank etwas Wasser. Dann wandte er sich wieder Nora zu. Ihr Kreislauf hatte sich auf Grund der Infusion ein wenig stabilisiert, und in ihr Gesicht war etwas Farbe zurückgekehrt.
Wie aus weiter Ferne vernahm sie Toms Stimme. Sie versuchte sich zu bewegen, aber der Schmerz in ihrem Kopf traf sie so heftig, dass sie aufstöhnte. Tom beugte sich über sie und sprach leise zu ihr. »Nora? Kannst du mich hören? Nicht bewegen. Lieg ganz
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