Noras großer Traum (German Edition)
den sich eigentlich alles drehen sollte, nicht der Job.
Er dachte an Nora. Er kannte und liebte sie schon so lange. Er unterdrückte ein Lächeln. Vom ersten Augenblick an war er sich sicher gewesen, dass sie die Frau seines Lebens werden sollte. Als sich herausstellte, dass sie seine Gefühle erwiderte, war er der glücklichste Mensch auf Erden gewesen. Und jetzt? Er dachte daran, wie verzweifelt die Kinder gewesen waren, als sie von dem Unfall ihrer Mutter gehört hatten, der sie schmerzlich an Sophies Tod erinnert haben musste. Es war ihm kaum gelungen, sie zu beruhigen. Seit langem war er als Vater wieder einmal gefordert gewesen. Die meisten Dinge des Alltags- und Familienlebens übernahm seine Frau. Wann war ihm sein privates Leben eigentlich selbstverständlich geworden? Er schluckte und schloss die Augen. Er durfte Nora nicht verlieren. Voller Angst dachte er nun selbst an Sophie und ihren Tod. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass er sich ein Leben ohne seine Frau nicht vorstellen konnte, dass er sie noch genauso liebte wie am ersten Tag. Entschlossen schob er das Kinn nach vorn. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, damit sie wieder gesund wurde.
Bill kehrte gerade von seiner Patientenrunde zurück, als Lisa mit zwei Kaffeebechern in sein Sprechzimmer kam.
»Na, wie wär’s mit einem Kaffee?«
Er ließ sich in seinen Sessel fallen und legte einen Stapel Papiere zur Seite.
»O ja, bitte! Das ist genau das, was ich jetzt brauche.«
Sie stellte die Tasse auf den Tisch und setzte sich wieder auf die Tischkante.
»Warst du auch bei Nora? Wie sieht es aus?«
Er nahm einen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück.
»Sie schläft tief und fest. Das Beruhigungsmittel von vorhin hat wohl endlich angeschlagen. Hoffentlich hält die Wirkung bis morgen früh an. Schlaf und Ruhe sind jetzt das Wichtigste.«
Lisa nickte, bevor sie ihre Tasse an die Lippen setzte.
Er strahlte Selbstbewusstsein aus, als er die Klinik in Cameron Downs betrat und auf den Empfang zuschritt, wo er seine Reisetasche neben sich abstellte. Kim schenkte ihm ein Lächeln, das er nur kurz erwiderte.
»Guten Tag, ich bin Max Bergmann. Meine Frau hatte einen Unfall, und ich möchte zu ihr.«
Kim musterte ihn schnell. Er sah gut aus, war dunkelhaarig, ungewöhnlich groß und sportlich schlank. Sein dunkler Teint bot einen interessanten Kontrast zu dem beginnenden Grau an seinen Schläfen. Sein erfolgsgewohntes Auftreten sowie die teure Kleidung schienen hier jedoch irgendwie fehl am Platz. Freundlich wies sie auf einige Stühle. »Selbstverständlich, Mr. Bergmann. Nehmen Sie doch bitte einen Augenblick Platz, ich werde Dr. Jarrett holen.«
Bill hob den Kopf, als Kim kurz an die geöffnete Tür klopfte. Er war müde, aber da er Tom selbst dazu gedrängt hatte, ein paar Tage seinen Fuß zu kurieren, mussten Jason und er nun abwechselnd doppelt einspringen beziehungsweise die Kliniktour übernehmen.
»Hallo, Kim. Was gibt’s?«
Diese war an der Tür stehen geblieben.
»Bill, Mr. Bergmann ist am Empfang. Er möchte zu seiner Frau. Ich dachte, du würdest vielleicht erst gern mit ihm sprechen.« Bill erhob sich. »Ja, da hast du Recht. Ich komme mit.«
Als die beiden auf Noras Mann zukamen, stand dieser auf. Bill streckte ihm die Hand entgegen.
»Mr. Bergmann? Ich bin William Jarrett und zur Zeit der behandelnde Arzt Ihrer Frau.«
Max erwiderte seinen Händedruck und sah ihn forschend an. »Wie geht es ihr, Dr. Jarrett?«
»Oh, es geht ihr schon etwas besser. Wenn Sie mir bitte folgen wollen, das sollten wir in meinem Büro besprechen.«
Als sie nebeneinander hergingen, warf er einen Seitenblick auf Max.
»Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«
»Nein, danke. Eigentlich möchte ich nur zu meiner Frau.«
Es klang schärfer, als er beabsichtigt hatte, aber er fühlte sich hingehalten. Bill wies auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Selbstverständlich gehen wir gleich zu ihr, Mr. Bergmann. Ich halte es aber für besser, den Gesundheitszustand ihrer Frau nicht an ihrem Krankenbett zu erörtern. Sie braucht jetzt viel Ruhe, damit die Brüche schnell heilen.«
Routinemäßig hatte er sich Noras Akte gegriffen und erklärte ihrem Mann sachlich die Verletzungen, wie sie bei den Operationen vorgegangen waren und den augenblicklichen Stand des Heilungsprozesses. Schließlich klappte er den Papphefter zu.
»Im Moment müssen wir abwarten. Alles in allem hat Ihre Frau unwahrscheinliches Glück gehabt, vor allem, weil ein
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