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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Busch
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müssen. Kim nickte ihm zu.
    »Tom, setz dich ruhig ein wenig. Ich bleibe bei ihm, okay?«
    Dankbar nahm er Platz und sah aus dem Fenster. Er war zerstreut, und viele Gedanken wirbelten durch seinen Kopf. Ihm war klar, dass Nora noch in der Klinik war, und er überlegte tatsächlich, ob er sie besuchen sollte. Die Aussicht, sie noch einmal zu sehen, verstärkte seine Unruhe. Andererseits plagten ihn Zweifel. Sollte er sich und sie erneut durcheinander bringen? Sie hatte sich schließlich gegen ihn entschieden. Auch wenn er sich eine Möglichkeit wünschte, sie umstimmen zu können, kam es ihm nicht fair vor. Müde strich er sich über die Stirn. Er hasste es, seine Gefühle nicht mehr so unter Kontrolle zu haben wie früher – vor Nora. Warum war es ihm nach seiner Scheidung und den Erfahrungen in Afrika nicht endlich vergönnt, zur Ruhe zu kommen, wenn es schon nicht möglich schien, glücklich zu werden? Er lehnte den Kopf gegen die Nackenstütze und schloss die Augen. Aber die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit ihr ließen ihn nicht los. Er sah sie lachend in seinen Armen, ernst im Gespräch, angespannt bei der Geburt in der Siedlung der Aborigines, lächelnd mit dem Neugeborenen, zärtlich und aufregend zugleich in der Nacht auf der Farm und bei ihrem Picknick am Fluss, dann hilflos leidend, schwer verletzt nach dem Unfall. Entnervt öffnete er wieder die Augen und sah erneut aus dem Fenster. Anscheinend würde es ihm nie gelingen, sie aus seinem Leben zu streichen. Ihr ging es da offenbar anders. Als Tom sich bewusst machte, dass Nora jetzt wahrscheinlich ihren Mann am Krankenbett sitzen hatte, traf er die Entscheidung, sie nicht zu besuchen. Er glaubte damit letztendlich ihren Wunsch zu respektieren und hoffte, dass seine Erinnerung an sie schneller verblassen würde, wenn er sie nicht mehr sah.
    Tom stand auf, als er Phil über Funk mit jemandem sprechen hörte. Dieser sah sich auch gerade nach ihm um. Offenbar hatte er ihn rufen wollen. Tom zwängte sich auf den zweiten Sitz im Cockpit und hatte Mühe, seine langen Beine unterzubringen. Er griff nach dem Funkgerät und meldete sich. Es rauschte kurz in der Leitung, bevor Greg über die Zentrale antwortete.
    »Hier Sierra Lima Tango für Alpha Foxtrott Delta. Tom? Wir haben gerade eine Anfrage aus Broken Hill bekommen. Sie brauchen dringend ein Antitoxin, das unsere Klinik leider auch nicht hat. Ich habe sie informiert, dass unser Flugzeug auf dem Weg nach Sydney ist. Unsere Kollegen bitten nun darum, dass ihr das Medikament auf dem Rückflug mitbringt. Ich denke doch, dass das kein Problem sein dürfte, oder?«
    »Antitoxin? Wogegen? Wie eilig ist es denn?«
    »Nun, sie haben einen extremen Fall von Lebensmittelvergiftung. Es eilt sehr. Bill macht sich ein wenig Sorgen, dass die Patientenübergabe zu lange dauern wird, und ...« Greg zögerte kurz. »Tom, er musste gerade wieder in die Klinik und er bat mich, Sie zu fragen, ob Sie Kim und Phil nicht gleich mit dem Medikament zurückschicken könnten, während Sie sich um die Aufnahme von Ray kümmern?«
    Tom atmete schnell aus. »Und wie komme ich dann bitte zurück?«
    »Sie könnten morgen mit der Mittagsmaschine zurückfliegen.« Tom drückte energisch die Sprechtaste des Funkgeräts.
    »Also, Greg, wirklich! So ein Aufstand! Da könnten die aus Broken Hill doch selbst nach Sydney fliegen.«
    »Ihr seid aber schon fast da. Wenn die Maschine gleich zurückfliegt, wäre das ein enormer Zeitgewinn. Ich muss Ihnen ja wohl nichts darüber sagen, welche Bedeutung der Zeitfaktor bei der Behandlung einer so üblen Vergiftung hat, oder?«
    Tom schüttelte nun unwirsch den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Dann bis morgen. Alpha Foxtrott Delta. Ende.« Während er das Funkgerät wieder in die Halterung klemmte, warf er Phil einen ungehaltenen Blick zu. Dieser hob beide Hände in die Höhe.
    »Ich kann nun wirklich nichts dafür, dass du in Sydney bleiben musst, Tom. Fragt mich eigentlich einmal jemand nach meinen Überstunden?«
    Tom zwang sich zu einem Lächeln. »Schon gut, Phil.«
    Er schaute wieder aus dem Fenster und überlegte. Nein, da es schnell gehen musste, hatte er keine Chance, doch noch mitzufliegen. Der Transport mit dem Krankenwagen vom Flughafen in die Klinik, die Formalitäten zur Patientenübernahme und die Aufnahme auf der zuständigen Station würden zu lange dauern. Und es widerstrebte ihm, seinen Patienten einfach am Flughafen der Krankenwagenbesatzung auszuhändigen und sich nicht darum zu

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