Nord gegen Süd
Entführung in der Marino-Bucht war, so konnte auch kein Zweifel aufkommen, daß dieser Mann allein sagen konnte, an welcher Stelle von Florida Dy und Zermah durch seine Helfershelfer jetzt noch zurückgehalten wurden. Ihr Schicksal lag also in den Händen des Spaniers, das war nur zu gewiß, und der Commandant zauderte denn auch nicht, das anzuerkennen. Er wollte es übrigens James und Gilbert Burbank allein überlassen, diese Angelegenheit ganz nach eigenem Ermessen zu erledigen, und im Voraus billigte er alle Maßnahmen, die im Interesse der Mestizin und des Kindes getroffen werden könnten. Selbst wenn es nöthig werden sollte, Texar als Austausch seine Freiheit anzubieten, sollte ihm diese zugestanden werden. Der Commandant übernahm dafür gegenüber den Behörden in Jacksonville die volle Verantwortung.
Für diese ihnen gewährte Handlungsfreiheit sprachen James und Gilbert Burbank ihren herzlichen Dank dem Commandanten aus, der ihnen noch eine schriftliche Erlaubniß, mit dem Spanier zu unterhandeln, aushändigte, und dann fuhren sie nach dem Hafen selbst.
Hier befand sich schon der von James Burbank durch einige Zeilen benachrichtigte Mr. Harvey. Alle Drei begaben sich sofort nach dem Court-Justice, und dort wurde der Befehl ertheilt, ihnen die Thüren des Gefängnisses zu öffnen.
Ein Psycholog hätte gewiß nicht ohne Interesse das Gesicht oder noch mehr die ganze Erscheinung Texar’s seit seiner Gefangensetzung beobachtet. Daß der Spanier höchst erregt war, seit das Eintreffen der föderirten Truppen seiner Stellung als obersten Beamten der Stadt ein Ziel gesetzt; daß er mit der ihm zugefallenen Machtvollkommenheit, ganz nach Belieben zu handeln, die verlorene Leichtigkeit, seinen persönlichen Haß zu befriedigen, bedauerte, und daß ein Verzug von nur wenig Stunden ihm nicht gestattet hatte, James und Gilbert Burbank durch einige Loth Blei abthun zu lassen – in dieser Hinsicht bestand kein Zweifel. Darüber hinaus reichte aber sein Bedauern nicht. Sich in den Händen seiner Feinde zu befinden, unter den schwersten Beschuldigungen eingekerkert und verantwortlich zu sein für alle die Gewaltthätigkeiten, welche ihm mit Recht vorgeworfen werden konnten, das schien ihn völlig gleichgiltig zu lassen. Sein ganzes Auftreten war also ebenso seltsam wie unerklärlich. Ihn quälte offenbar nur der eine Gedanke, daß er seine dunklen Anschläge gegen die Familie Burbank nicht nach Wunsch habe durchführen können. Um die Folgen seiner Verhaftung schien er sich gar nicht zu kümmern. – Sollte diese bisher so räthselhafte Natur wirklich den letzten Versuchen, ihre Lösung zu finden, erfolgreich widerstehen?
Die Thür der Zelle öffnete sich. James und Gilbert Burbank standen dem Gefangenen gegenüber.
»Aha, Vater und Sohn zugleich! rief Texar zunächst mit dem ihm zur Gewohnheit gewordenen unverschämten Tone. Wahrhaftig, ich fühle mich den Herren Föderirten tief verpflichtet. Ohne sie hätte ich nicht die Ehre Ihres Besuches genossen. Sie kommen ohne Zweifel, um mir die Begnadigung anzubieten, die Sie von mir zu erbitten nicht mehr brauchen?«
Diese Worte polterte er in so herausforderndem Tone hervor, daß James Burbank schon aufbrausen wollte. Sein Sohn hielt ihn zurück.
»Mein Vater, sagte er, laß’ mich ihm antworten. Texar will uns auf ein Gebiet verlocken, wo wir ihm nicht folgen können. Es ist nutzlos, auf die Vergangenheit zurückzugreifen; wir haben uns mit der Gegenwart, nur mit der Gegenwart zu beschäftigen.
– Mit der Gegenwart, rief Texar, das soll wohl heißen, mit der gegenwärtigen Lage. Diese scheint mir aber völlig klar zu sein. Vor drei Tagen waren Sie Beide in dieser Zelle eingesperrt, die Sie nur verlassen sollten, um zum Tode zu gehen. Heute bin ich dafür an Ihrer Stelle, und befinde mich dabei weit behaglicher, als Sie wohl voraussetzen mögen.«
Diese Antwort war ganz dazu angethan, James Burbank und seinen Sohn etwas außer Fassung zu bringen, da sie darauf ausgingen, Texar im Austausch gegen sein Geheimniß bezüglich der Entführung seine Freiheit anzubieten.
»Texar, sagte Gilbert, hören Sie mich an. Wir wollen mit Ihnen ganz offenherzig sprechen. Was Sie in Jacksonville etwa gethan, berührt uns nicht. Was Sie auf Camdleß-Bay gethan, wollen wir der Vergessenheit anheimgeben. Uns interessirt nur eine Sache. Meine Schwester und Zermah sind verschwunden, während Ihre Parteigänger die Ansiedlung überfielen und das Castle, House förmlich belagerten. Es
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