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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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steht fest, daß Beide entführt worden sind…
    – Entführt! wiederholte Texar fast mechanisch; ah, es freut mich sehr, das zu erfahren.
    – Zu erfahren? rief James Burbank entrüstet. Leugnen Sie etwa, Sie Elender, wagen Sie zu leugnen?…
    – Liebster Vater, sagte der junge Officier, bewahre Dir Dein kaltes Blut… es muß sein! Ja, Texar, diese doppelte Entführung hat während des Angriffes auf die Pflanzung stattgefunden… Geben Sie zu, der persönliche Urheber derselben gewesen zu sein?
    – Darauf hab ich nichts zu antworten.
    – Schlagen Sie es ab, uns jetzt mitzutheilen, wohin meine Schwester und Zermah auf Ihren Befehl gebracht worden sind?
    – Ich wiederhole Ihnen, daß ich darauf nichts zu antworten habe.
    – Auch dann nicht, wenn wir Ihnen als Entgelt für eine wahrheitsgemäße Antwort die Freiheit wieder geben können?
    – Ich habe nicht nöthig, diese von Ihrer Hand anzunehmen.

    – Und wer wird Ihnen die Thüre dieser Zelle, die Pforte dieses Hauses öffnen? rief James Burbank, den eine solche Frechheit außer sich brachte.
    – Wer?… Die Richter, die ich verlange.
    – Richter?… Die werden Sie ohne Erbarmen zum Tode verurtheilen.
    – Dann werd’ ich ja sehen, was ich zu thun habe.
    – Sie weigern sich also unbedingt, mir eine Antwort zu geben?
    – Ganz entschieden!
    – Auch nicht um den Preis Ihrer Freiheit, die ich Ihnen dafür biete?
    – Von dieser Freiheit mag ich nichts wissen.
    – Auch nicht um den Preis eines ganzen Vermögens, das ich…
    – Ich brauche Ihr Vermögen nicht. Und nun, mein Herr, lassen Sie mich in Ruhe.«
    James und Gilbert Burbank fühlten sich einer solchen Sicherheit dieses Mannes gegenüber wirklich verblüfft, da sie nicht begreifen konnten, worauf dieselbe sich gründete und wie Texar sich einer Untersuchung auszusetzen wagen konnte, die doch nur mit seiner Verurtheilung zum Tode oder doch zur schwersten Freiheitsstrafe ausgehen mußte. Weder die Freiheit noch das ihm versprochene Gold hatte ihm eine Antwort entlocken können, so daß es nur durch einen gar nicht zu stillenden Haß erklärlich schien, wenn er seinen eigenen Vortheil so auffällig aus den Augen setzte. Diese räthselhafte Persönlichkeit wollte selbst gegenüber den schlimmsten, für ihn daraus erwachsenden Folgen nicht der Rolle untreu werden, die er bisher gespielt.
    »Komm’, Vater, komm’!« sagte der junge Officier.
    Er zog damit James Burbank schon aus dem Gefängnisse. An der Thüre fanden sie Mr. Harvey, und alle Drei beschlossen, sich zum Commandanten Stevens zu begeben und diesem von ihrem fruchtlosen Schritte Meldung zu machen.
    Zur selben Zeit war eine Proclamation des Commodore Dupont an Bord der Flottille eingetroffen; an die Einwohner von Jacksonville gerichtet, enthielt sie die Zusicherung, daß Niemand wegen seiner politischen Anschauung verfolgt, noch wegen thätiger Theilnahme an solchen Maßregeln bestraft werden solle, die seit dem Beginne des Bürgerkrieges zum gewaltsamen Widerstand Floridas getroffen worden wären. Die Unterwerfung unter das Sternenbanner deckte, soweit das allgemeine Angelegenheiten betraf, jede Verantwortlichkeit.
    Offenbar konnte diese an sich sehr weise Maßnahme, für welche unter ähnlichen Verhältnissen der Präsident Lincoln stets eingetreten war, keinen Bezug auf private Angelegenheiten und Streitigkeiten haben. Hierher gehörte aber offenbar die Sache Texar’s. Daß er aus den Händen der gesetzmäßigen Behörden die Gewalt an sich gerissen, daß er diese zur Organisation des Widerstandes mit Waffengewalt angewendet, das war eine Frage, die nur zwischen Südstaatlern als solchen Bedeutung hatte, und eine Frage, um deren Erledigung sich die föderirte Regierung nicht weiter kümmerte. Seine Attentate auf Personen aber, sein Ueberfall von Camdleß-Bay, der sich gegen einen einzelnen Nordstaatler richtete, die Vernichtung seines Eigenthums, der Raub der Tochter desselben und einer zu dessen Personal gehörigen Frau, das waren Verbrechen, welche das gemeine Recht berührten und denen gegenüber die Gerechtigkeit vollkommen freien Lauf behalten mußte.
    Hierhin ging die Ansicht des Commandanten Stevens, der auch Commodore Dupont rückhaltslos zustimmte, als die Anklage James Burbank’s und dessen Antrag bezüglich einer gerichtlichen Untersuchung gegen den Spanier zu seiner Kenntniß gebracht worden waren.
    Am folgenden Tage, am 15. März, wurde denn auch eine Ordonnanz abgeschickt, welche Texar unter der Anschuldigung der

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