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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Selbstbeherrschung!… rief Gilbert, in dem schon bei der Namensnennung des Spaniers der gerechte Zorn aufwallte.
    – Es muß ja sein! fuhr Miß Alice fort. Du erreichst gewiß gar nichts, wenn Du Dich von Deinem Groll hinreißen läßt… Vergiß jeden Gedanken an Wiedervergeltung, um ein Ziel, die Rettung Deiner Schwester, welche bald auch die meinige sein wird, nicht aus dem Auge zu verlieren! Diesem Ziele mußt Du Alles opfern, und solltest Du Texar selbst zusichern, daß er von Deiner Seite in Zukunft nichts zu fürchten habe.
    – Nichts zu fürchten! rief Gilbert, noch einmal auflodernd. Ich soll vergessen, daß meine Mutter durch seine Schuld beinahe dem Tode verfallen wäre… daß er meinen Vater erschießen lassen wollte…
    – Und Dich ebenfalls, Gilbert, unterbrach ihn Miß Alice, Dich, den ich schon niemals wieder zu sehen fürchtete. Ja, das Alles hat er gethan – und doch dürfen wir uns dessen nicht erinnern!… Ich sage Dir das, weil ich besorge, daß Dein Vater sich zu beherrschen nicht im Stande sein möchte, und wenn es Dir nicht gelingt, ihn zu besänftigen, wird Euer Schritt überhaupt nutzlos bleiben. Ach, warum habt Ihr ausgemacht, ohne mich nach Jacksonville zu gehen!… Vielleicht hätte ich… durch Sanftmuth… erlangen können…
    – Und wenn der Mensch sich weigert, Antwort zu geben!… warf Gilbert ein, der wohl die Berechtigung der Warnungen seitens seiner Verlobten empfand.
    – Wenn er sich dessen weigert, wird der Behörde die Aufgabe überlassen bleiben müssen, ihn dazu zu nöthigen. Es handelt sich ja um sein Leben, und sobald er einsieht, daß er das nur durch ein offenes Geständniß erkaufen kann, wird er schon sprechen…
     

    Der Commandant empfing sie nach Verdienst. (S. 274.)
     
    Gilbert, ich muß Dein Versprechen haben!… Bei unserer Liebe – giebst Du es mir?
    – Ja, meine theure Alice, ja! versicherte Gilbert… Was dieser Mann auch gethan, er gebe mir meine Schwester wieder, und Alles soll vergessen sein…
    – So ist’s recht, mein Gilbert! Wir haben ja schreckliche Prüfungen ausgestanden, doch jetzt neigen sie ihrem Ende zu… Die traurigen Tage, während der wir so viel gelitten haben, wird uns Gott durch lange Jahre des Glückes vergelten!
    Gilbert hatte seiner Verlobten, der einzelne Thränen über die Wangen herabperlten, innig die Hand gedrückt, und Beide schieden nun von einander.
    Um zehn Uhr schifften sich, nachdem sie ihren Freunden Lebewohl gesagt, James und Gilbert Burbank im kleinen Hafen von Camdleß-Bay ein.
    Die Fahrt über den Fluß ging rasch von statten. Auf eine Bemerkung Gilberts hin steuerte das Boot aber nicht unmittelbar nach dem Hafen von Jacksonville, sondern hielt die Richtung nach dem Kanonenboote des Commandanten Stevens ein.
    Dieser Officier fungirte jetzt als militärischer Befehlshaber der Stadt, und dieser Umstand erheischte es, ihm den von James Burbank beabsichtigten Schritt vorher noch einmal zu unterbreiten. Stevens stand mit den Behörden von Jacksonville in sehr häufiger Verbindung. Ihm war nicht unbekannt geblieben, welche Rolle Texar gespielt hatte, seit seine Anhänger die Macht an sich rissen, eine wie große Verantwortlichkeit für die Ereignisse, welche die Verwüstungen von Camdleß-Bay herbeiführten, auf ihm lastete, warum und unter welchen Verhältnissen er in der Stunde, wo die Milizen schon entflohen, verhaftet und eingekerkert worden war. Er wußte auch, daß gegen ihn ein allgemeiner Widerwille herrschte, daß die ganze bessere Bevölkerung von Jacksonville sich erhob, um seine Bestrafung für viele begangene Verbrechen zu fordern.
    Der Commandant Stevens bereitete James und Gilbert Burbank einen wohlverdienten Empfang. Er schätzte den jungen Officier ganz besonders hoch, da er, seitdem Gilbert unter ihm diente, dessen Charakter und Mannesmuth wiederholt kennen zu lernen Gelegenheit gehabt hatte, und als er nach der Rückkehr Mars’ an. Bord der Flottille erfahren, daß Gilbert den Südstaatlern in die Hände gefallen sei, dachte er nur daran, ihn um jeden Preis zu retten. Doch wie hätte er, aufgehalten durch die Flußbarre, hierzu zur rechten Zeit gelangen können?… Wir wissen ja, welchen Umständen der junge Lieutenant und James Burbank ihr Leben zu verdanken hatten.
    Mit wenig Worten klärte Gilbert den Commandanten Stevens über alles Vorgefallene auf, und bestätigte damit, was Mars jenem schon vorher gemeldet hatte. Wenn es nicht zweifelhaft war, daß Texar der persönliche Urheber der

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