Nord gegen Süd
vernichtet durch Stürme, muß er nach Winchester zurückkehren, ohne sein Ziel erreicht zu haben.
Was endlich speciell die Küstenstrecken des Südens von Carolina bis Florida angeht, so ereignete sich daselbst in der Hauptsache folgendes:
In der zweiten Hälfte des Jahres 1861 besaß der Norden genug schnelle Fahrzeuge, um die Polizei auf diesen Meeren aufrecht zu erhalten, obwohl er sich des berüchtigten »Sumter« nicht bemächtigen konnte, der im Jahre 1862 vor Gibraltar ankerte, um in den europäischen Meeren amerikanische Schiffe zu kapern. Der »Jefferson-Davis« dagegen mußte, um der Wegnahme durch die Föderirten zu entgehen, nach Saint-Augustine in Florida flüchten, wo er bei der Einfahrt selbst unterging. Fast zur nämlichen Zeit fängt ein Kreuzer, der Florida bewacht, das Kaperschiff »Beauregard« weg. Dafür werden freilich in England neue Schiffe zu demselben Zwecke gebaut und ausgerüstet. Nun dehnt eine Proclamation Abraham Lincoln’s die Blockade auf die Küste Virginias und Nord-Carolinas – zwar nur die sogenannte fictive oder die Blockade auf dem Papier – über eine Küstenstrecke von viertausendfünfhundert Kilometer aus. Um diese zu überwachen, besaß man nur zwei Geschwader, eines zur Blockade im Atlantischen Meere und das zweite zu der im Golf von Mexiko.
»Lies doch, Papa, lies doch!« (S. 44.)
Am 12. October versuchen die Conföderirten zum ersten Male die Mündung des Mississippi mit dem »Manassas«, dem ersten Fahrzeuge, das während dieses Krieges gepanzert wurde, und unterstützt durch eine Flottille von Brandern, zu befreien. Wenn der Plan mißlang und die Corvette »Richmond« heil und gesund aus diesem Ueberfall hervorging, so gelang es dafür einem kleinen Dampfer, dem »Sea-Bird«, eine föderalistische Goëlette unter den Kanonen des Forts Monroë wegzuführen.
Inzwischen macht es sich nöthig, einen Punkt zu besitzen, der den Kreuzern des Atlantischen Oceans als Operationsbasis dienen kann. Die Bundesregierung beschließt also, sich des Forts Hatteras, welches die Fahrstraße gleichen Namens beherrscht und die alle Blockadebrecher mit Vorliebe aufzusuchen pflegen, zu bemächtigen. Das Fort ist nur schwierig zu nehmen. Es wird durch eine, das Fort Clark genannte, vierseitige Redoute vertheidigt. Etwa tausend Mann und das siebente Regiment von Nord-Carolina bilden dessen Besatzung. Vergeblich. Das föderalistische Geschwader, bestehend aus zwei Fregatten, drei Corvetten, einem Aviso und zwei großen Dampfern, geht am 27. August vor der Einfahrt vor Anker. Commodore Stoingham und General Butler leiten den Angriff. Die Redoute wird genommen. Nach hartnäckigem Widerstand hißt das Fort Hatteras die weiße Fahne. Damit ist den Nordstaaten für die ganze Dauer des Krieges die Operationsbasis gesichert.
Im November bleibt die Insel Santa Rosa, im Osten von Pensacola und im Golf von Mexiko, welche gewissermaßen noch zur Küste Floridas gehört, trotz aller Anstrengungen der Conföderirten in der Gewalt der föderalistischen Truppen.
Saint-Augustine vom Fort Marion aus.
Die Einnahme des Forts Hatteras erscheint jedoch immer noch nicht ausreichend für die sichere Durchführung der letzten Operationen. Dazu müssen noch andere Küstenpunkte von SüdCarolina, Georgia und Florida gewonnen werden. Zwei Dampffregatten, der »Wasbah« und der »Sud«, drei Segelfregatten, fünf Corvetten, sechs Kanonenboote, mehrere Avisos, fünfundzwanzig mit Kohlen und Proviant beladene Fahrzeuge und zweiunddreißig Dampfer zum Transport von fünfzehntausendsechshundert Mann unter Commando des General Sherman werden dem Commodore Dupont übergeben. Die Flottille geht am 25. October von Fort Monroë aus unter Segel. Nachdem sie seewärts des Cap Hatteras einen kurzen, aber furchtbaren Sturm glücklich überstanden, kommt sie in Sicht der Einfahrt bei Hilton-Head, zwischen Charlestown und Savannah; hier breitet sich die Bai von Port-Royal, eine der wichtigsten der amerikanischen Conföderation aus, wo der General Ripley die südstaatlichen Kräfte befehligte. Die beiden Forts Walker und Beauregard bestreichen, etwa viertausend Meter von einander entfernt, den Eingang der Bai. Acht Dampfer vertheidigen dieselbe und ihre Barre erscheint für eine angreifende Flotte fast unzugänglich.
Am 5. November ist die Abbakung des Forts vollendet und nach Auswechslung einiger Kanonenschüsse dringt Dupont in die Bai ein, ohne daß die Truppen Sherman’s landen können. Am 7.
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