Nord gegen Süd
überraschend diese Ansiedlung durch seine einsichtsvolle Thätigkeit und unter Mithilfe seines Schwagers Edward Carrol emporgeblüht war. Hier war auch, fünfzehn Jahre nach seiner Uebersiedelung nach dieser Pflanzung, sein zweites Kind, die kleine Dy, als Spätling geboren worden.
James Burbank zählte jetzt sechsundvierzig Jahre. Er war ein Mann von kräftiger Gesundheit, an Arbeit gewöhnt und pflegte sich selbst nie zu schonen. Man kannte seinen energischen Charakter. Sehr treu seinen einmal gefaßten Meinungen, genirte er sich nicht im mindesten, diese laut werden zu lassen. Groß, kaum einige graue Haare auf dem Scheitel, hatte er ein etwas ernstes, aber offenes und deshalb vertrauenerweckendes Gesicht. Mit dem bekannten Kinnbart der Amerikaner des Nordens, also ohne Backen-und Schnurrbart, entsprach er vollkommen dem Typus des Yankees von Neuengland. Auf der ganzen Pflanzung liebte man ihn, weil er gut, und gehorchte man ihm, weil er gerecht war. Seine Schwarzen zeigten sich ihm aufrichtig ergeben, und er wartete nicht ohne Ungeduld darauf, daß die Verhältnisse ihm gestatten würden, jene ganz frei zu geben. Sein etwa gleichalteriger Schwager beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Rechnungswesen von Camdleß-Bay. Edward Carrol stimmte mit ihm in allen Angelegenheiten überein und theilte auch seine Anschauungen bezüglich der Sclavenfrage.
In der ganzen kleinen Welt von Camdleß-Bay gab es also nur den Oberverwalter Perry, welcher anderen Ansichten huldigte. Man darf deshalb aber nicht etwa glauben, daß der sonst ganz ehrenwerthe Mann die Sclaven mißhandelte; im Gegentheil, er sachte diese so glücklich zu machen, wie es deren Verhältnisse gestatteten.
»Aber, sagte er immer, es gibt in den heißen Ländern Gegenden, wo die Landarbeiten eben nur von Schwarzen ausgeführt werden können. Schwarze nun welche keine Sclaven sind, wären auch gar keine Schwarzen mehr.
Das war die Theorie, welche er bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu vertheidigen sachte, und man ließ ihm das so hingehen, ohne besonderes Gewicht darauf zu legen. Als er jetzt freilich das Waffenglück den Anti-Sclavereivertretern zufallen sah, behielt Perry seine Gedanken mehr für sich, da er meinte, die Folgen würden sich ja bald zeigen, wenn Mr. Burbank seine Sclaven frei gegeben haben werde.
Wir wiederholen, daß jener übrigens ein vortrefflicher und auch sehr muthiger Mann war. Als James Burbank und Edward Carrol seiner Zeit einer Abtheilung Miliz beitraten, welche man »
Minute-men
«, d. i. Minuten-Männer nannte, weil sie bereit sein mußten, jeden Augenblick auszurücken, da schloß Perry sich ihnen ohne Bedenken gegen die letzten Banden der Seminolen an.
Frau Burbank zählte zu dieser Zeit erst neununddreißig Jahre. Sie war noch sehr schön zu nennen, und ihre Tochter versprach einst der Mutter Ebenbild zu werden. James Burbank hatte in ihr eine liebevolle, hingebende Lebensgefährtin gefunden, der er ein gutes Theil seines Glückes verdankte. Die edle Frau lebte nur für ihren Gatten und ihre Kinder, die sie anbetete und um deren willen sie bei den jetzigen Zeitverhältnissen, welche den grausamen Bürgerkrieg auch in Florida auflodern zu lassen drohten, manche ängstliche Stunde verbrachte. Und wenn Diana, oder vielmehr Dy, wie man sie vertraulich nannte, ein sechsjähriges heiteres, liebenswürdiges und lebensfrohes Mägdlein, im Castle-House an der Seite ihrer Mutter weilte, so war doch Gilbert nicht mehr hier. Das verursachte aber Frau Burbank unablässige Befürchtungen, die sie nicht immer zu verheimlichen vermochte.
Gilbert war ein junger Mann von damals vierundzwanzig Jahren, in dem man die Geistes-und Charaktereigenschaften seines Vaters, nur vielleicht noch offener zutage tretend, und dessen körperliche Eigenschaften, nur mit etwas mehr Grazie und Liebreiz, leicht wiederfand. Ein beherzter Bursche und alle Körperübungen von Kindheit auf betreibend, war er gleich gewandt im Reiten, wie im Wassersport und beziehungsweise in der Jagd. Zum nicht geringen Schrecken seiner Mutter hatten ihm die schier endlosen Wälder und Sümpfe der Grafschaft Duval ebenso häufig als Schauplatz seiner kecken Streifzüge gedient, wie die Buchten und Wasserstraßen des Saint-John bis hinaus zur äußersten Mündung des Pablo. Gilbert hegte auch eine angeborene Neigung, Soldat zu werden, wobei ihm die Fähigkeit zur Ertragung von Strapazen jeder Art besonders zu statten kam, und das ließ ihm denn, als die ersten Schüsse im
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