Nord gegen Süd
Herr Perry auch noch so sehr verwünschen, wenn er, der würdige Verwalter, angesichts der unaufhaltsamen Fortschritte des Nordens als eingefleischter Anhänger der Sclaverei seinem Unmuthe Luft macht.«
– Da haben Sie Ihren Theil, Perry, warf Edward Carrol ein.
– Darüber hat Jeder seine eigenen Gedanken!« antwortete Perry wie Einer, der die seinigen auf keinen Fall aufzugeben gewillt schien.
James Burbank fuhr fort:
»Dieser Brief kommt Euch durch einen Mann zu, dem ich trauen kann; seid also in dieser Hinsicht ohne Sorgen. Ihr werdet schon erfahren haben, daß das Geschwader des Commodore Dupont sich der Bai des Port-Royal und der benachbarten Inseln bemächtigt hat. Der Norden überwältigt also nach und nach den Süden. Es ist auch sehr wahrscheinlich, daß die föderalistische Regierung versuchen wird, die Haupthäfen von Florida zu besetzen. Man spricht schon von einer Expedition, welche Dupont und Sherman gegen Ende des Monats gleichzeitig unternehmen werden. Sehr wahrscheinlich würden wir dann die Bai von Saint-Andrews unter unsere Gewalt bringen. Von dort aus wäre man in bequemer Lage, in den Staat Florida selbst einzudringen.
O, wie sehne ich mich, schon dort zu sein, lieber Vater, und selbstverständlich mit unserer siegreichen Flottille! Eure Lage inmitten jener sclavenhaltenden Bevölkerung beunruhigt mich jede Stunde neu. Der Augenblick naht jedoch heran, wo wir zum schönsten Triumphe den Ideen verhelfen werden, welche in Camdleß-Bay stets die herrschenden gewesen sind.
Ach, wenn ich nur, und wäre es blos auf vierundzwanzig Stunden, entweichen könnte, wie würde ich eilen, Euch einmal wiederzusehen! Doch nein, das wäre für Euch und für mich gar zu unklug gehandelt, und es ist besser, sich in Geduld zu fassen. Noch einige Wochen, und wir sind Alle wieder im Castle-House beisammen.
Ich eile zum Schlusse und frage mich nur, ob ich Niemand vergessen habe, meine zärtlichen Grüße zu senden. Ja, wahrhaftig! Da hab’ ich den Herrn Stannard und meine liebliche Alice, nach der ich mich ja so herzlich sehne, doch übergangen! Bringt ihrem Vater die wärmsten Grüße und ihr – noch etwas mehr von mir!…
Mit kindlicher Verehrung die innigsten Grüße von
Gilbert Burbank.«
James Burbank hatte auf den Tisch den Brief niedergelegt, den seine Gattin sogleich ergriff und an ihre Lippen führte. Auch die kleine Dy drückte einen herzhaften Kuß auf die Unterschrift ihres Bruders.
»Tüchtiger Junge! sagte Edward Carrol.
– Und ein braver Mann, der Mars! setzte Burbank hinzu mit einem Blicke auf Zermah, welche das kleine Mädchen liebkoste.
– Wir werden Alice benachrichtigen müssen, daß wir einen Brief von Gilbert erhalten haben, ließ Frau Burbank sich vernehmen.
– Ja, ich werde ihr schreiben, erklärte James Burbank. In einigen Tagen muß ich übrigens selbst nach Jacksonville und werde dort Stannard aufsuchen. Seit Gilbert diesen Brief schrieb, können bezüglich der geplanten Expedition schon weitere Nachrichten eingelaufen sein. O, daß unsere Freunde aus dem Norden doch bald kämen und über Florida das Banner der Union von neuem wehen ließen! Hier wird unsere Lage mit der Zeit fast unhaltbar!«
In der That hatte sich mit der Weiterausdehnung des Kriegstheaters nach dem Süden in Florida eine klarliegende Umwandlung der Ansichten über die Frage vollzogen, welche jetzt den Bestand der Vereinigten Staaten gefährdete. Bis zu dieser Zeit hatte sich die Sclaverei in dieser alten spanischen Colonie eigentlich niemals recht entwickelt, und letztere auch nicht mit demselben Feuer wie Virginia und die beiden Carolina an der Bewegung theilgenommen. Bald wußten sich aber einige fanatische Führer an die Spitze der Parteigänger für Beibehaltung der Sclaverei zu setzen. Jetzt beherrschten diese Leute, die nur auf eine Empörung hofften, bei der sie nichts zu verlieren hatten, vielleicht aber viel zu gewinnen dachten, die Behörden sowohl in Saint-Augustine, wie vorzüglich in Jacksonville, wo sie sich auf die Hefe der Bevölkerung stützten. Das war der Grund, warum die Lage James Burbank’s, dessen Abstammung und Gedanken Jedermann kannte, sich unter gewissen Umständen höchst beunruhigend gestalten konnte.
Nahezu zwanzig Jahre waren verflossen, seit James Burbank nach seinem Wegzuge aus New-Jersey, wo er auch noch einige Liegenschaften besaß, sich mit seiner Gattin und einem damals vier Jahre alten Sohne in Camdleß-Bay niedergelassen hatte. Wir wissen schon, wie
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