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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Amme für sein kleines Töchterchen. Da er gehört, daß eine der Sclavinnen Tickborn’s, deren Kind eben gestorben war, sich in passenden Umständen befand, hatte er eigentlich nur die Amme erstehen wollen, Zermah’s heiße Thränen veranlaßten ihn jedoch, auch auf deren Mann und zwar gleich mehr, als bisher geschehen war, zu bieten.
    Texar kannte James Burbank, der ihn schon wiederholt als einen Mann von verdächtigem Rufe von seinem Grund und Boden verwiesen hatte. Davon schrieb sich auch der Haß her, den Texar gegen die ganze Familie auf Camdleß-Bay hegte.
    Texar wollte also gegen seinen reichen Mitbewerber kämpfen – vergeblich. Er hatte sich’s einmal in den Kopf gesetzt. Er steigerte schon auf das Doppelte den Preis, den Tickborn für die Mestizin und deren Mann verlangte. Das bewirkte allerdings, daß James Burbank diese ziemlich theuer bezahlen mußte, schließlich wurde ihm das Paar aber doch zugeschlagen.
    So kam es also, daß Mars und Zermah nicht nur nicht getrennt wurden, sondern sie traten damit auch in den Dienst des besten und edelmüthigsten Pflanzers von ganz Florida. Welch’ großen Trost gewährte ihnen dieser Ausgang in ihrem großen Leide und wie vertrauensvoll konnten sie nun in die Zukunft blicken!
    Zermah besaß sechs Jahre später noch die ganze reife Schönheit der Mestizen. Eine thatkräftige Natur und gegen ihre Herrschaft ergebenen Herzens, hatte sie mehr als einmal Gelegenheit gehabt – und sollte diese noch öfter haben – dieser ihre treue Anhänglichkeit zu beweisen. Mars war ganz würdig der Frau, mit welcher ihn die hochherzige Handlungsweise James Burbank’s für immer verbunden hatte. Er zeigte übrigens den merkwürdigen Typus jener Afrikaner, denen reichlich Creolenblut beigemischt ist. Groß und kraftvoll, sowie von unerschütterlichem Muthe, sollte er seinem Herrn die wichtigsten Dienste leisten.
    Uebrigens wurden diese beiden dem Personale der Pflanzung hinzutretenden Diener keineswegs als Sclaven behandelt, vielmehr wegen ihrer Sanftmuth und Intelligenz von Allen hochgeschätzt. Mars wurde speciell dem jungen Gilbert zugetheilt, Zermah diente als Amme Dianas, und so war es selbstverständlich, daß ihr Verkehr mit der Familie allmählich einen ziemlich vertraulichen Ton annahm.
    Zermah empfand übrigens für das kleine Mädchen eine wahrhaft mütterliche Liebe, die Mutterliebe, welche sie ihrem verlorenen Kinde nicht zu theil werden lassen konnte. Dy erwiderte ihr diese in vollem Maße, und die Zuneigung der einen hatte immer der mütterlichen Sorgfalt der anderen die Wage gehalten. Auch Frau Burbank hegte für Zermah ebenso freundliche wie dankbare Empfindungen.
    Dasselbe Verhältniß bestand zwischen Gilbert und Mars. Gewandt und kräftig, wie der Mestize war, hatte er auf ihn einen höchst glücklichen Einfluß bezüglich aller körperlichen Uebungen, und James Burbank konnte sich nur Glück wünschen, ihn seinem Sohn beigegeben zu haben.
    Zu keiner Zeit vorher war also die Lage Zermah’s und Mars’ eine so erwünschte gewesen, und so hatte sie sich gestaltet, als sie eben aus den Händen Tickborn’s in die Texar’s hätten übergehen sollen. – Das hatten und wollten sie nie vergessen.
Fünftes Capitel.
Die schwarze Bucht.
    Beim ersten Tagesgrauen des folgenden Morgens ging ein Mann am Ufer eines der kleinen, tief in der als »Schwarze Bucht« bekannten Lagune verlorenen Inselchen hin und her. Das war Texar; wenige Schritte von ihm hatte eben ein noch in einem Skiff sitzender Indianer sein schmales Fahrzeug ans Land getrieben; das war Squambo, derselbe, der Jenen am Vorabend vom »Shannon« abgeholt hatte.
    Nachdem er einigemal hin-und hergewandelt, blieb Texar vor einer Magnolie stehen, zog einen der tiefer hängenden Aeste des Baumes herab und riß davon ein Blatt mit dem Stengel los. Dann entnahm er seinem Taschenbuche ein kleines Billet, das nur drei bis vier mit Tinte geschriebene Worte enthielt. Dieses Billet, das er sehr eng zusammenrollte, steckte er in den unteren Hauptnerv des Blattes, und führte das so geschickt aus, daß das Mangobaumblatt nichts von seinem gewöhnlichen Aussehen verloren hatte.
    »Squambo! rief darauf Texar.
    – Herr? antwortete der Diener.
    – Begieb Dich nach der bewußten Stelle.«
    Squambo nahm das Blatt, legte es im Vordertheil des Skiff nieder und setzte sich selbst auf das Hintertheil, dann ergriff er die Pagaie, ruderte um die äußerste Spitze der Insel und drang in einen gewundenen, von dem dicken Laub der

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