Nord gegen Süd
Secessionskriege krachten, keine Ruhe mehr. Er sah ein, daß seine Pflicht ihn unter die Reihen der Föderirten rief, und zauderte auch keinen Augenblick, sondern verlangte, unverzüglich abreisen zu dürfen. Welchen Kummer ein solcher Entschluß auch seiner Gattin bereiten, welche Gefahren derselbe unter den gegebenen Verhältnissen auch heraufbeschwören mochte – James Burbank dachte doch keine Minute daran, sich den Wünschen seines Sohnes zu widersetzen. Er meinte wie dieser, daß hier eine heilige Pflicht vorliege, und die Pflicht geht einmal über Alles.
Gilbert brach also nach dem Norden auf, doch wurde seine Abreise möglichst geheim gehalten. Hätte man in Jacksonville gewußt, daß James Burbank’s eigener Sohn in der Nordarmee Dienst thun wollte, so wäre das für Camdleß-Bay nicht ohne unberechenbare Repressalien hingenommen worden. Der junge Mann hatte Empfehlungsbriefe an verschiedene Freunde seines Vaters mitgenommen, die dieser noch im Staate Neu-Jersey hatte. Bei seiner von jeher gezeigten Vorliebe für das Meer erhielt er leicht Anstellung in der Bundesmarine. Jener Zeit gab es ein rasches Avancement, und da Gilbert keineswegs zu denen gehörte, welche zurückblieben, so kam auch er schnell vorwärts. Die Regierung von Washington hatte sogar ein besonders wachsames Auge für diesen jungen Mann, der trotz der dadurch bedrohten Lage seiner Familie nicht unterlassen hatte, ihr seine Dienste anzubieten. Gilbert zeichnete sich zuerst beim Angriff auf das Fort Sumter aus. Er befand sich auf dem »Richmond«, als dieses Schiff an der Mündung des Mississippi vom »Manassas« angegriffen wurde, und trug nicht wenig dazu bei, es von jenem klar zu machen und zurückzuführen.
»Begieb Dich nach der bewußten Stelle!« (S. 54.)
Nach diesem Vorfalle wurde er zum Schiffsfähnrich ernannt, obwohl er nicht aus der Marineschule von Annapolis gekommen war, ebensowenig wie die meisten jener improvisirten Officiere, welche der Handelsflotte entnommen waren. Mit dem neuen Grade trat er zum Geschwader des Commodore Dupont über und war bei der ruhmreichen Einnahme des Fort Hatteras, sowie bei der Wegnahme der Seas-Islands thätig betheiligt. Seit einigen Wochen diente er als Lieutenant auf einem der Kanonenboote des Commodore Dupont, welche den Auftrag erhalten hatten, die Einfahrt in den Saint-John mit Gewalt zu erzwingen.
Gewiß drängte es diesen jungen Mann ebenfalls, den blutigen Kampf baldigst beendigt zu sehen. Er liebte und wurde wieder geliebt! Nach Ablauf seines Dienstes wollte er nach Camdleß-Bay zurückkehren und dort die Tochter eines der besten Freunde seines Vaters heimführen.
Mr. Stannard gehörte nicht zur Classe der Pflanzer von Florida. Als vermögender Witwer lebend, hatte er sich ausschließlich der Erziehung seiner Tochter widmen wollen. Er wohnte in Jacksonville, von wo er nur drei bis vier Meilen auf dem Flusse zurückzulegen hatte, um sich nach Camdleß-Bay zu begeben. Seit fünfzehn Jahren schon ließ er keine Woche verstreichen, ohne die Familie Burbank einmal zu besuchen. Man könnte also fast sagen, daß Gilbert und Alice Stannard zusammen aufgezogen wurden. In Folge dessen war ein dereinstiger Ehebund zwischen den jungen Leuten schon lange ins Auge gefaßt, jetzt auch endgiltig beschlossen worden, eine Vereinigung, welche ihr späteres Glück zu gewährleisten versprach. Obwohl Walter Stannard selbst aus dem Süden stammte, war er doch ebenso Gegner der Sclaverei, wie vereinzelte Mitbürger von Florida; diese bildeten freilich eine zu geringe Anzahl, um der großen Mehrheit der Pflanzer und anderen Einwohner von Jacksonville die Spitze bieten zu können. Die Ansichten der letzteren aber neigten sich von Tag zu Tage unzweideutiger der separatistischen Bewegung zu. Die Folge davon war, daß jene ehrenwerthen Leute von den Parteiführern in der Grafschaft, wie von den kleinen Leuten unter den Weißen und von der Hefe der Bevölkerung, welche den ersteren zu jeder Ausschreitung willig Heerbann leistete, mit sehr scheelen Blicken betrachtet wurden.
Walter Stannard war ein Amerikaner aus Neu-Orleans. Frau Stannard, von französischer Herkunft und noch sehr jung verstorben, hatte ihrer Tochter alle die liebenswürdigen Eigenschaften vererbt, welche das französische Blut auszeichnen. Als Gilbert zum Heere aufbrach, hatte Alice, zur großen Beruhigung und zum Troste der Frau Burbank, eine recht lobenswerthe Energie gezeigt. Wie innig sie Gilbert auch liebte und die gleiche
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