Nord gegen Süd
genommen, verlassen war. Seine halb verfaulten Palissaden erhoben sich noch unter den großen Bäumen, den Mangos, Cypressen, Steineichen, schwarzen Wallnußbäumen und australischen Fichten, durch welche sich lange Guirlanden von Coboeas und anderen endlosen Schlingpflanzen hinwanden.
Innerhalb der Umfassung entdeckte das Auge endlich unter üppigem Grün noch die geometrischen Linien des kleinen Bollwerks oder vielmehr dieses Beobachtungspostens, der niemals mehr als zwanzig Mann aufzunehmen eingerichtet gewesen war. In den Holzwänden befanden sich einige Schießscharten.
Squambo gelangte von einem Eilande zum andern. (S. 55.)
Mit Rasen überzogene Dächer deckten das Haus mit einem wirklichen Erdpanzer. Im Innern sah man einige Zimmer um einen centralen Raum, der als Magazin für Proviant und Spießbedarf gedient haben mochte. Um in die kleine Festung einzudringen, mußte man erst durch ein enges Ausfallsthor über die Umfassung hinaus gelangen, dann den mit einigen Bäumen bestandenen Hof überschreiten und endlich ein Dutzend Stufen emporklimmen, welche durch aufgelegte Planken gebildet wurden, dann kam man erst an die einzige Pforte, welche Zutritt nach dem Innern gewährte, doch auch diese bestand eigentlich nur aus einer früheren Schießscharte, welche zu beregtem Zwecke etwas erweitert worden war.
In diesem versteckten Winkel pflegte Texar sich aufzuhalten; hier vermuthete ihn keine Seele. Vor aller Augen verborgen, lebte er hier mit dem seinem Herrn treu ergebenen Squambo, der nicht mehr werth war als Jener, und mit fünf oder sechs Sclaven, welche ebenfalls nicht viel mehr werth waren als der Indianer.
Es war, wie man erkennt, ziemlich weit entfernt von diesem Eilande der schwarzen Bucht bis nach den reichen Niederlassungen an beiden Ufern des Flusses, dort wäre auch die Existenz Texar’s und seiner Genossen kaum gesichert gewesen, obwohl diese wenig Ansprüche machten. Einige Hausthiere, ein halb Dutzend Acres, bepflanzt mit Pataten, Ignamen und Gurken, etwa zwanzig Obstbäume in halbwildem Zustande, das war Alles, ohne die Jagd in den benachbarten Wäldern und den Fischfang in den Teichen der Lagune anzuführen, welche doch zu jeder Jahreszeit einigen Ertrag liefern mußten. Die Bewohner der schwarzen Bucht besaßen aber ohne Zweifel auch noch andere Hilfsquellen, deren Geheimniß nur Texar und Squambo kannten.
Die Sicherheit des Blockhauses war schon durch seine Lage in der Mitte dieser unzugänglichen Wildniß gewährleistet, und überdies hatte ja Niemand einen Grund, dasselbe anzugreifen. Jedenfalls hätte das Gebell der Hunde des Eilandes, zwei jener wilden, von den Caraïben eingeführten Spürhunde, welche die Spanier früher zum Einfangen der Neger verwandten, die erste verdächtige Annäherung verrathen.
Das war also die seiner ganz würdige Wohnung jenes Texar. Ueber seine Persönlichkeit selbst noch einige Worte:
Texar zählte jetzt fünfunddreißig Jahre. Er war von mittelgroßem Wuchs, von kräftiger Constitution und abgehärtet durch den fortwährenden Aufenthalt im Freien und sein von jeher abenteuerliches Leben. Spanier von Geburt, konnte er seine Abstammung nicht verleugnen. Sein Haar war schwarz und struppig, die Augenbrauen dicht, seine Augen grünlich und der Mund breit, aber mit dünnen, eingezogenen Lippen, als wäre er nur durch einen Säbelhieb entstanden, die Nase kurz mit weiten, mehr nüsternartigen Nasenlöchern. Seine ganze Erscheinung verrieth einen hinterlistigen gewaltthätigen Charakter. Früher trug er einen Vollbart; nachdem ihm aber dieser vor zwei Jahren bei irgend welcher nicht näher bekannten Gelegenheit zur Hälfte verbrannt worden war, hatte er ihn geschoren, und dadurch trat die Härte seiner Gesichtszüge nur noch abschreckender hervor.
Vor zehn bis zwölf Jahren war dieser Abenteurer zuerst in Florida aufgetreten und hatte sich in jenem Blockhause festgesetzt, dessen Benützung ihm Niemand streitig machte. Woher er gekommen, wußte man nicht, und er sprach nicht davon. Ebensowenig war etwas über sein früheres Leben bekannt. Man vermuthete nur – und zwar mit Recht – daß er früher Sclavenhändler gewesen sei und wohl manche Schiffsladung Neger nach den Häfen von Georgia und den beiden Carolina geschafft hatte. Reichthümer konnte er dem Anscheine nach bei diesem verruchten Handel nicht gesammelt haben. Jedenfalls besaß er keine Achtung, nicht einmal in dem Lande, wo Leute seines Schlages keineswegs zu den Seltenheiten
Weitere Kostenlose Bücher