Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
siegreichen Vormarsch der föderirten Armeen. Auch sie verlangten und erwarteten, daß Florida widerstehen würde, wie manche andere Südstaaten bisher widerstanden. Wenn die ganze Frage der Freilassung der Sclaven zu Anfang des Kampfes bei, ihnen einer gewissen Theilnahmlosigkeit begegnet war, so beeilten sie sich jetzt, unter die Fahnen Jefferson Davis’ einzutreten. Sie waren vollkommen bereit, die Rebellen in ihren Maßregeln gegen die Regierung Abraham Lincoln’s nach Kräften zu unterstützen.
    Unter diesen Verhältnissen scheint es nicht wunderbar, daß es Texar, der sich auf die, bezüglich der Vertheidigung derselben Sache vereinigten Ansichten und Interessen stützte, nun gelungen war, seine Person, trotz der geringen Achtung, die er sonst genoß, mit obenan zu stellen. Jetzt konnte er als Herrscher handeln, doch weniger mit der Wirkung, den Widerstand mit Hilfe der Südstaatler zu organisiren und die Flottille des Commodore Dupont zurückzuweisen, als um seinen eigenen lasterhaften Neigungen zu fröhnen.
    Bei dem eingewurzelten Hasse, den er gegen die Familie Burbank hegte, hatte es Texar auch seine erste Sorge sein lassen, die auf Camdleß-Bay stattgehabte Freilassung mit der gehässigen Maßregel zu beantworten, derzufolge alle Freigelassenen das Gebiet des Staates binnen achtundvierzig Stunden zu verlassen hatten.
    »Gehe ich in dieser Weise vor, so sagte er für sich – so wahre ich die Interessen der unmittelbar bedrohten anderen Ansiedler. Ja, sie müssen diese Verordnung billigen, deren erste Wirkung die sein wird, jeden Sclavenaufstand innerhalb des Gebietes von Florida unmöglich zu machen.«
    Die Mehrheit hatte denn wirklich dieser Verordnung Texar’s, so sehr sie auch den Stempel der Willkür trug, ohne Bedenken zugestimmt. Ja, sie war eine willkürliche, ungerechte und unhaltbare. James Burbank befand sich völlig im Recht, wenn er seine Sclaven freigab. Dieses Recht besaß er von jeher. Er konnte dasselbe schon üben, ehe der unselige Krieg die Vereinigten Staaten in Folge der Sclavenfrage getrennt hatte. Dieses Recht konnte ihm in keinem Falle verkümmert werden, und niemals hatte die Maßnahme Texar’s die Gerechtigkeit, nicht einmal ein geschriebenes Recht zur Seite.
    Jetzt sollte also zunächst Camdleß-Bay seiner natürlichen Beschützer beraubt werden – und in dieser Hinsicht schien der Spanier seinen Zweck vollkommen erreicht zu haben.
    Das sah man im Castle-House auch ein, und vielleicht hätte man wünschen können, daß James Burbank den Tag abgewartet hätte, wo er in dieser Weise ohne Gefahr vorgehen konnte. Der Leser erinnert sich jedoch, daß er, vor dem Richterstuhle von Jacksonville beschuldigt, mit seinen Principien im Widerspruch zu sein, und aufgefordert, diese Nichtübereinstimmung zu beseitigen, seine Entrüstung nicht hatte zügeln können, daß er sich öffentlich ausgesprochen und auch öffentlich, vor dem ganzen Personal der Ansiedlung, zur Befreiung der Schwarzen von Camdleß-Bay vorschritt.
    Da nun durch diese vollendete Thatsache die Lage der Familie Burbank und ihrer Gäste sich wesentlich schlimmer gestaltet hatte, mußte eiligst eine Entscheidung getroffen werden, was unter den gegebenen Umständen zu thun sei.
    Noch an demselben Abend kam deshalb das Gespräch zuerst auf die Frage, ob überhaupt der Act der Freilassung noch in Berücksichtigung zu ziehen sei. Das wurde abgewiesen, da es auf keinen Fall an der Sachlage etwas geändert hätte. Texar würde auf diese verspätete Umkehr gewiß keinen Werth gelegt haben. Mit Einstimmigkeit hatten übrigens die Schwarzen der Pflanzung, als sie die gegen sie gerichtete, von der neuen Obrigkeit in Jacksonville verlesene Verordnung vernahmen, sich beeilt, das Beispiel Zermah’s nachzuahmen – alle Freilassungsscheine waren einfach zerrissen worden. Um Camdleß-Bay nicht verlassen zu müssen, um nicht aus dem Lande gejagt zu werden, machten sie sich gern Alle wieder zu Sclaven bis zu dem Tage, wo sie durch Staatsgesetz die Erlaubniß erhielten, frei zu sein und frei zu leben, wo es ihnen beliebte.
    Doch wozu konnte das dienen? Entschlossen, mit ihrem früheren Herrn die Ansiedlung, die ihre wahre Heimat geworden war, zu vertheidigen – würden sie das auch jetzt, da sie frei waren, mit gleicher Hingebung thun? – Gewiß, Zermah verbürgte sich für sie. James Burbank glaubte demnach, auf das einmal Geschehene nicht weiter zurückkommen zu sollen. Alle schlossen sich seiner Ansicht an; sie täuschten sich auch

Weitere Kostenlose Bücher