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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mit allen Untergebenen auf jenem Besitzthum verknüpften.
    James Burbank nahm darauf wieder das Wort. Er äußerte, daß alle die, welche auf der Pflanzung zu bleiben wünschten, das auch unter den neuen Verhältnissen könnten, es werde sich nur darum handeln, mit allgemeiner Uebereinstimmung den Lohn für die freie Arbeit ebenso wie die Rechte der nun Freigelassenen fest zu setzen. Er fügte hinzu, daß zunächst die veränderte Sachlage gesetzliche Bestätigung finden müsse. Um dieser Anforderung zu genügen, werde jeder Schwarze für seine Familie wie für sich einen Freilassungsschein erhalten, der ihm erlauben würde, in der menschlichen Gesellschaft die ihm rechtlich zukommende Stellung einzunehmen.
    Das wurde denn auch mit Hilfe sämmtlicher Unterverwalter sofort ausgeführt.
    Seit längerer Zeit entschlossen, seine Sclaven freizulassen, hatte James Burbank hierzu schon die nöthigen Vorarbeiten besorgt, und jeder Schwarze nahm seinen Schein mit den rührendsten Zeichen von herzlicher Dankbarkeit in Empfang.
    Das Ende des Tages wurde nun dem Vergnügen gewidmet. Wenn die Leute alle am nächsten Tage wieder zu ihren gewöhnlichen Arbeiten zurückkehren wollten, so galt der heutige auf der ganzen Pflanzung als Festtag. Die Familie Burbank, welche unter den wackeren Leuten blieb, erhielt von Allen die unzweideutigsten Zeichen von Zuneigung, wie die Versicherung einer Ergebenheit ohne Grenzen.
    Inmitten seiner früheren »Heerde menschlicher Wesen« bewegte sich auch der Oberverwalter Perry, wie eine Seele im Fegefeuer hin und her. Und als James Burbank an ihn die Frage richtete:
    »Nun, Perry, was sagen Sie dazu? erwiderte er:
    – Ich sage, Herr Burbank, daß diese Afrikaner, wenn sie auch scheinbar Freie sind, doch noch immer in Afrika geboren sind und ihre Hautfarbe auch nicht gewechselt haben. Kurz, da sie als Schwarze geboren sind, werden sie auch als Schwarze sterben….
    – Aber als Weiße leben, versetzte Burbank lächelnd, und ich denke, das ist die Hauptsache.«
    Am nämlichen Abend sah der Tisch des Castle-House die Familie Burbank als wirklich glückliche Menschen und wir können hinzufügen, auch mit mehr Vertrauen in die Zukunft beisammen.
    Nur noch wenige Tage und die Sicherheit Floridas mußte vollkommen hergestellt sein. Von Jacksonville war übrigens keinerlei schlimme Nachricht eingetroffen. Es war ja möglich, daß das Auftreten James Burbank’s vor den Richtern des Court-Justice einen günstigen Eindruck bei der Mehrzahl der Einwohner hinterlassen hatte.
    Zum Abendessen war auch der Verwalter Perry hinzugezogen, der sich, da er doch nichts ändern konnte, schon in das Unvermeidliche fügen lernen mußte. Er saß dabei sogar dem ältesten Schwarzen gegenüber, den James Burbank eingeladen hatte, um für seine Person desto deutlicher zu erkennen zu geben, daß die Freilassung des Alten wie seiner Kameraden nicht nur eine inhaltlose Erklärung seitens des Besitzers von Camdleß-Bay, sondern damit eine wirkliche Gleichstellung seiner Leute zur Thatsache geworden sei. Von draußen ertönte der Festjubel herein und der Park erglänzte an verschiedenen Stellen von Freudenfeuern.
    Als die Mahlzeit im besten Gange war, erschien eine Deputation, welche dem kleinen Mädchen ein überraschend schönes Bouquet brachte, das schönste, welches gewiß jemals dem »Fräulein Dy vom Castle-House« gewidmet worden war. Freundliche Reden und Danksagungen wurden dabei von beiden Seiten mit herzlicher Aufrichtigkeit gewechselt.
    Dann zogen sich Alle zurück und die Familie begab sich nach der kühleren Vorhalle. Es schien, als ob der so schön begonnene Tag auch glücklich enden müsse.
    Gegen acht Uhr herrschte wieder Ruhe auf der ganzen Pflanzung. Man durfte sich wohl dem Glauben hingeben, daß diese durch nichts gestört würde, als sich von draußen ein Geräusch von Stimmen hören ließ.
    James Burbank erhob sich nun und öffnete sofort die Thüre nach der Vorhalle.
    Auf dem Vorplatze standen einige Personen in lautem Gespräch.
    »Was gibt es? fragte James Burbank.
    – Herr Burbank, antwortete einer der Verwalter, eben kam ein Boot nach unserer Landungsbrücke.
    – Und woher kam es?
    – Vom linken Flußufer.
    – Wer war darin?
    – Ein Bote, der von der städtischen Behörde von Jacksonville an Sie abgesendet ist.
    – Und was will er?
    – Er hat Ihnen eine Mittheilung zu machen. Gestatten Sie, daß er an’s Land kommt?
    – Natürlich.«
    Frau Burbank hatte sich ihrem Gatten genähert; Miß Alice

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