Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
unternehmen zu sehen. Die Conföderirten zählten unbedingt nicht so viel Milizen, um die ganze Einfahrt zu besetzen, und die dann unmittelbar bedrohten Behörden von Jacksonville wären auch nicht mehr im Stande gewesen, ihre Drohungen gegen die Freigelassenen von Camdleß-Bay wahr zu machen.
    Der Verwalter Perry machte inzwischen seinen gewohnten täglichen Besuch auf den verschiedenen Holzplätzen und in den Werkstätten der Pflanzung. Auch er konnte sich dabei von der besten Gesinnung der Schwarzen durch den Augenschein überzeugen. Obwohl es ihm gar nicht paßte, beobachtete er, daß trotz der veränderten Verhältnisse deren Arbeitslust und Ergebenheit gegen die Familie Burbank noch ganz die früheren waren. Zur Abwehr jedes Angriffes, den der Pöbel von Jacksonville gegen sie unternehmen konnte, waren Alle gleichmäßig fest entschlossen. Nach der Meinung Perry’s, der an seinen Anschauungen bezüglich der Sclaverei jetzt noch hartnäckiger als je hing, konnten diese schönen Gefühle nur nicht lange anhalten und die Natur würde über kurz oder lang doch ihre Rechte fordern. Wenn sie einmal die Freiheit gekostet, würden die neuen Freigelassenen von selbst in das frühere dienstbare Verhältniß zurückkehren, würden wieder zu dem Range herabsteigen, den ihnen die Natur in der Stufenleiter ihrer Geschöpfe – das heißt hier zwischen Mensch und Thier – angewiesen hatte.
    Bei seinem Rundgange begegnete er dem aufgeblasenen Pygmalion. Dieser Faselhans hatte noch immer seine stolze Haltung vom Abend vorher beibehalten. Wenn man ihn so dahinstolzieren sah, die Hände auf dem Rücken und den Kopf hoch aufgeworfen, so erkannte man auf den ersten Blick, daß er jetzt »ein freier Mann« war. Jedenfalls fiel es ihm gar nicht ein, zu arbeiten.
    »Ah, guten Tag, Herr Perry, begann er selbstbewußten Tones.
    – Was machst Du denn, Faulpelz?
    – Ich gehe spazieren. Habe ich nicht das Recht, nichts zu thun, da ich jetzt kein elender Sclave mehr bin und meinen Freilassungsschein in der Tasche trage?
    – Und wer wird Dich denn später ernähren, Pygmalion?
    – Ich selbst, Herr Perry.
    – Und wie denn?
    – Indem ich esse wie zuvor.
    – Wer wird Dir aber zu essen geben?
    – Mein Herr.
    – Dein Herr… Hast Du denn schon vergessen, daß Du keinen Herrn mehr hast, Einfaltspinsel?
    – Nein, ich habe keinen und werde später auch keinen haben; Herr Burbank wird mich schon nicht von der Pflanzung verweisen, wo ich ihm, ohne zu prahlen, doch einige Dienste leiste.
    – Im Gegentheil, er wird Dich wegschicken!
    – Er wird mich fortschicken?
    – Ohne Zweifel. Wenn Du ihm noch gehörtest, könnte er Dich trotz Deines Nichtsthuns behalten. Von der Minute an dagegen, wo Du ihm nicht mehr gehörst, wird er Dich, wenn Du nicht arbeiten willst, mir nichts dir nichts vor die Thüre setzen, und dann werden wir ja sehen, was Du mit Deiner Freiheit anfängst, armer Tropf!«
    Offenbar hatte Pygmalion die Sache von dieser Seite noch nicht betrachtet.
    »Wie, Herr Perry, Sie glauben, Herr Burbank könnte so grausam sein, mich…
     

    Inzwischen tauschten Frau Burbank und Alice… (S. 118.)
     
    – Von Grausamkeit ist gar keine Rede, unterbrach ihn der Verwalter, es ist die Logik der Thatsachen, welche das herbeiführt. Ob Herr Burbank übrigens will oder nicht, vom Bürgerausschuß in Jacksonville ist eine Verordnung eingegangen, welche ihm die Ausweisung aller Freigelassenen aus Florida zur Pflicht macht.
    – Ist das wahr?
     

    Kein Segel erschien am Horizonte. (S. 123.)
     
    – Nur zu wahr, und es wird sich jetzt zeigen, wie Du und Deine Kameraden Euch aus der Klemme ziehen werdet, wo Ihr nun einen Herrn nicht mehr habt.
    – Ich will aber Camdleß-Bay nicht verlassen! rief Pygmalion… Da ich frei bin…
    – Ja, Du hast die Freiheit fortzugehen, nicht aber als Freier hier zu bleiben. Ich rathe Dir also, bald Deine suchen zu packen.
    – Und was soll aus mir werden?
    – Das ist eben Deine Sache.
    – Nun, da ich einmal frei bin… fuhr Pygmalion fort, der hierauf stets zurückkam.
    – Das scheint mir noch nicht hinreichend.
    – Sagen Sie mir doch, was ich thun soll, Herr Perry!
    – Was Du thun sollst? Wahrlich, so höre… und folge meinen Darlegungen, wenn Du es im Stande bist.
    – Ich bin es.
    – Du bist nun Freigelassener, nicht wahr?
    – Ja, gewiß, Herr Perry, und ich wiederhole Ihnen, ich habe meinen Freilassungsschein in der Tasche.
    – Nun, so… zerreiße ihn!
    – Nimmermehr.
    – Ja, wenn Du das nicht

Weitere Kostenlose Bücher