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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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konnte.
    James Burbank nahm das Wort:
    »Meine Freunde, begann er, Ihr wißt Alle, daß ein schon lange dauernder höchst blutiger Bürgerkrieg die Bevölkerung der Vereinigten Staaten entzweit hat. Die wahre Ursache dieses Krieges ist die Sclaverei gewesen. Der Süden, der durch die geplante Freilassung sein Lebensinteresse geschädigt glaubte, entschied sich für deren Beibehaltung; der Norden wollte dieselbe, im Namen der Menschlichkeit, ausgerottet wissen. Gott stand auf der Seite der Vertheidiger einer gerechten Sache, und schon mehr als einmal neigte sich der Sieg zu Gunsten Derer, welche jetzt für die Befreiung aller und jeder menschlichen Racen kämpfen. Seit längerer Zeit hab’ ich, wie Jedermann weiß, getreu meiner Herkunft, die Ansichten des Nordens getheilt, ohne in der Lage zu sein, dieselben thatsächlich beweisen zu können. Gewisse Verhältnisse haben es jetzt herbeigeführt, daß in dem Augenblick, wo es mir möglich ist, meine Handlungsweise mit meinen Ansichten in Uebereinstimmung zu setzen, ich mich beeile, dieses Werk zu beschleunigen. So hört denn, was ich Euch im Namen meiner ganzen Familie zu eröffnen habe.«
    In den Reihen der Leute entstand ein leises Murmeln gespannter Erwartung, doch legte sich dasselbe sofort wieder, und dann gab James Burbank mit weitschallender und verständlicher Stimme folgende Erklärung ab:
    »Vom heutigen Tage, dem 28. Februar 1862, ab sind die Sclaven meiner Ansiedlung jeder Zwangsarbeit ledig. Sie können allein über ihre Person verfügen. Auf Camdleß-Bay gibt es hinfort nur noch freie Männer!«
    Die ersten durch diese Worte hervorgerufenen Aeußerungen gaben sich durch laute Hurrahs von allen Seiten zu erkennen. Alle Arme bewegten sich wie zum Danke und laut wurde der Name Burbank’s gerufen. Alle drängten sich nach dem Vorplatze. Männer, Frauen und Kinder wollten ihrem Befreier die Hand küssen. Es herrschte ein unbeschreiblicher Enthusiasmus, der sich, gerade weil er unvorbereitet war, desto naturgemäßer und kräftiger kund gab. Man kann sich wohl denken, wie Pygmalion mit den Armen umherfocht, wie er sich in hochtönenden Redensarten erging und sich vor Stolz aufblies.
    Dann trat ein alter Neger – der älteste des gesammten Personals, – bis an die Stufen des Vorplatzes heran. Dort erhob er den Kopf und sagte mit tiefbewegter Stimme:
    »Im Namen der bisherigen und von jetzt ab befreiten Sclaven von Camdleß-Bay nehmen Sie unseren Dank dafür entgegen, Herr Burbank, an uns die ersten Worte, betreffend unsere Freigebung, gerichtet zu haben, die in ganz Florida gesprochen wurden!«
    Und während er so sprach, stieg der alte Neger langsam die Stufen des Vorplatzes hinaus. An James Burbank herantretend, küßte er ihm die Hand, und da die kleine Dy ihm die Arme entgegenstreckte, hob er diese auf und zeigte sie seinen Kameraden.
    »Hurrah!… Hurrah für Herrn Burbank!«
    Diese Freudenrufe hallten in der Luft wieder und mußten wohl bis Jacksonville an der anderen Seite des Saint-John die Botschaft von dem großen Acte tragen, der sich eben vollzogen hatte.
    Die Familie James Burbank’s war tief bewegt. Vergebens versuchten Alle die lauten Kundgebungen des Enthusiasmus zu beruhigen. Erst Zermah sollte dies gelingen, als die Leute sie auf dem Vorplatz an den Rand treten sahen, um ihrerseits das Wort zu nehmen.
    »Meine lieben Freunde, nun sind wir Alle frei – Dank dem Edelmuthe, der Menschenliebe Desjenigen, der unser Herr und der der beste der Herren war!
    – Ja!… Ja!… riefen Hunderte von Stimmen, die ihre Erkenntlichkeit zugleich an den Tag legen wollten.
    – Ein Jeder von uns kann in Zukunft über seine Person verfügen, fuhr Zermah fort. Jeder kann die Pflanzung verlassen und von seiner Freiheit Gebrauch machen, wie es ihm das eigene Interesse gebietet. Was mich betrifft, so werde ich allein der Eingebung meines Herzens folgen, und ich bin überzeugt daß die meisten von Euch dasselbe thun werden, was ich zu thun gedenke. Seit sechs Jahren nun bin ich auf Camdleß-Bay eingetreten; mein Mann und ich, wir haben hier gelebt und wünschen einst hier unser Leben zu beschließen. Ich richte also an Herrn Burbank die Bitte, uns auch als Freie hier zu behalten, wie wir als Sclaven bei ihm waren. Mögen Diejenigen, welche denselben Wunsch hegen…
    – Alle!… Alle!«
    Diese tausendfach wiederholten Worte bewiesen, wie hoch der Herr von Camdleß-Bay von Allen geschätzt wurde, weil es feste Bande der Freundschaft und Dankbarkeit waren, die ihn

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