Nord gegen Süd
sind, so ist doch Zermah bei ihm, und auf deren Ergebenheit können Sie zählen, sie geht für Sie….
– Selbst in den Tod… Ja! bestätigte Burbank. Doch wenn Zermah todt ist?…
– Hören Sie mich an, mein lieber James, fuhr Mr. Stannard fort. Wenn ich es mir recht überlege, liegt es gar nicht in Texar’s Interesse, so weit zu gehen. Noch hat er Jacksonville nicht verlassen, und so lange er sich daselbst befindet, fürchte ich nicht, daß seine Opfer eine Gewaltthätigkeit von ihm zu erwarten haben. Kann Ihr Kind jenem nicht als eine Garantie, als Geißel gegenüber den Wiedervergeltungen erscheinen, die er nicht allein von Ihnen, sondern auch von der föderalistischen Justiz zu fürchten hat dafür, daß er die staatlichen Behörden von Jacksonville gestürzt und die Ansiedlung eines Nordstaatlers verwüstet hat? – Offenbar ist es so. In seinem eigenen Interesse liegt es demnach sie zu schonen, und es ist besser, Dupont und Sherman abzuwarten, und erst wenn diese die Herren des Gebietes sind, gegen Jenen vorzugehen.
– Und wann wird das der Fall sein?… rief James Burbank.
– Morgen … vielleicht noch heute! Ich wiederhole Ihnen, Dy ist der Schutz und das Schild Texar’s. Aus diesem Grunde hatte er die Gelegenheit sie zu entführen ergriffen, da er wohl wußte, daß es Ihnen, mein lieber James, das Herz brechen würde, und der elende Schurke hat seinen Zweck nur zu gut erreicht.«
So betrachtete Mr. Stannard die Sachlage, und er hatte schwerwiegende Gründe, diese Anschauung für die richtige zu halten, wenn er auch nicht dazu kam, James Burbank davon zu überzeugen, ja, ihm nur ein helleres Fünkchen Hoffnung einzuflößen; das war ja eben unmöglich. James Burbank sah aber wenigstens ein, daß auch er gezwungen sei, seiner Gattin gegenüber in derselben Weise zu sprechen, wie Walter Stannard zu ihm selbst. Anderenfalls hätte Frau Burbank diesen letzten Schlag wohl nicht überlebt. Und als er in die Wohnung zurückgekehrt war, bediente er sich mit großer Wärme derselben Beweisgründe, an welche er selbst nicht hatte glauben können.
Inzwischen besichtigten Perry und die Unterverwalter Camdleß-Bay. Es war ein herzbrechender Anblick, der sogar auf Pygmalion, der sie begleitete, seinen Eindruck nicht zu verfehlen schien. Dieser »freie Mann« hatte es nicht für geboten erachtet, den von Texar zerstreuten freigelassenen Sclaven zu folgen. Die Freiheit, sich im Walde ein Nachtlager zu suchen, daselbst von Kälte und Hunger zu leiden, ging ihm, wie man zu sagen pflegt, »über die Hutschnur«.
So hatte er es vorgezogen, im Castle-House zu bleiben, und hätte er auch gleich Zermah seinen Freilassungsschein in Stücke reißen müssen, um sich das Recht des Verweilens daselbst zu sichern.
»Da siehst Du es, Pygmalion, sagte Perry wiederholt zu ihm. Die Pflanzung ist verwüstet, meine Werkstätten liegen in Trümmern. Das hat es uns gekostet, Leuten von Deiner Farbe die Freiheit zu gewähren.
– Herr Perry, erwiderte Pygmalion, das ist nicht meine Schuld.
– Im Gegentheil, es ist Deine Schuld! Hättet Ihr, Du und Deinesgleichen, nicht auf die tollen Darstellungen gelauscht, welche laut über die Sclaverei gepredigt wurden, hättet Ihr Euch gegen die vom Norden eindringenden Vorstellungen abwehrend verhalten, so würde auch Herr Burbank niemals den Gedanken gehabt haben, Euch frei zu lassen, und Camdleß-Bay wäre all’ das Unheil erspart geblieben.
– Was kann ich aber thun, Herr Perry? fragte der verzweifelte Pygmalion, was kann ich thun?
– Ich will es Dir sagen, Pygmalion, und das würdest Du thun, wenn in Dir noch das geringste Gerechtigkeitsgefühl lebte. – Du bist frei, nicht wahr?
– Es scheint so.
– Folglich gehörst Du Dir allein an?
– Ohne Zweifel.
– Und wenn Du Dir selbst angehörst, so liegt für Dich kein Hinderniß vor, über Deine Person nach Belieben zu verfügen.
– Nein, keines, Herr Perry.
– Nun gut, Pygmalion, ich an Deiner Stelle würde nicht zögern; ich böte mich sofort auf einer benachbarten Pflanzung an, verkaufte mich als Sclave und das Kaufgeld brächte ich meinem früheren Herrn, um ihn für das Unrecht, das ich durch Annahme meiner Freilassung an ihm begangen, zu entschädigen.«
Man hätte kaum sagen können, ob der Verwalter im Ernste sprach, denn von dem würdigen Mann konnte man sich jeder Sonderbarkeit versehen, wenn er sein geliebtes Steckenpferd ritt. Jedenfalls wußte der verblüffte, unentschlossene und ganz aus der Fassung
Weitere Kostenlose Bücher