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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich in schräger Richtung vom rechten Ufer entfernt, um in die Mitte des Wasserlaufes zu kommen, brauchte das leichte Fahrzeug nur der Strömung zu folgen, in der es sich schon allein halten mußte. Bis dahin genügte seitens Mars eine geringe Bewegung nach Back-oder Steuerbord hin, um in der gewünschten Richtung zu bleiben.
    Ohne Zweifel wäre es besser gewesen, sich nicht aus dem dunklen Saume der Bäume und riesenhaften Gesträuche zu entfernen, welche das rechte Ufer des Saint-John begleiten. Folgte man diesem unter dem Dache des herabhängenden Gezweiges, so verminderte das die Gefahr, bemerkt zu werden, ganz wesentlich.
     

    Kampf zwischen »Monitor« und »Virginia«. (S. 179.)
     
    Ein wenig unterhalb der Ansiedlung lenkte aber eine scharf vorspringende Landzunge des Ufers die Strömung nach der entgegengesetzten Seite ab, und hier hatte sich ein brodelnder Wirbel gebildet, der das Fortkommen der leichten Gig unendlich erschwert und verlangsamt hätte. Mars, der stromabwärts nichts Verdächtiges wahrnehmen konnte, suchte deshalb baldmöglichst die lebhafte, nach der Ausmündung zu gerichtete Strömung in der Mitte zu erreichen. Von dem kleinen Hafen von Camdleß-Bay bis zu der Stelle, wo die Flottille unterhalb der Barre verankert lag, rechnete man vier bis fünf Meilen, und mit Hilfe der Ebbe, von Mars’ kräftigen Armen getrieben, mußte die Gig diese Strecke bequem in zwei Stunden zurücklegen können, sie mußte also, ehe das erste Tagesgrauen die Oberfläche des Saint-John erhellte, wieder eingetroffen sein.
    Eine Stunde nach ihrer Einschiffung befanden sich Gilbert und Mars im freien Strome. Hier konnten sie wahrnehmen, daß das Boot zwar hinreichend schnell vorwärts kam, von der Strömung aber in der Richtung nach Jacksonville zu getragen wurde Vielleicht hielt Mars auch, ohne sich davon Rechenschaft zu geben, auf dieses Ufer zu, als ob ihn eine unwiderstehliche Anziehungskraft dahin zwänge, und doch galt es vorläufig diesen unseligen Ort zu meiden, dessen Strand gewiß sorgsamer als der mittlere Theil des Saint-John bewacht war.
    »Rechts, Mars, rechts!« begnügte sich der junge Officier zu rufen.
    Die Gig mußte sich also inmitten der Strömung eine Viertelmeile vom linken Ufer halten.
     

    Gilbert beobachtete aufmerksam den Flußlauf. (S. 183.)
     
    Der Hafen von Jacksonville zeigte sich übrigens weder unbeleuchtet noch unbelebt. Zahlreiche Lichtpunkte bewegten sich hin und her auf seinen Quais oder schwankten in verschiedenen Booten auf dem Wasser. Einzelne derselben veränderten sogar sehr rasch ihre Stelle, so als wäre ein strenger Ueberwachungsdienst einer sehr umfänglichen Strecke eingerichtet worden.
    Gleichzeitig deuteten Gesang und wüstes Geschrei darauf hin, daß die wilden Lustbarkeiten und widerlichen Orgien in der Stadt noch immer ihren Fortgang nahmen. Es blieb unbestimmt, ob Texar und seine Spießgesellen auch jetzt noch an die Niederlage der Bundestruppen in Virginia und an den möglichen Rückzug der föderirten Flottille glaubten, oder ob sie nur die ihnen übrig bleibenden letzten Tage benützten, sich inmitten einer von Gin und Whisky erregten Volksmenge den größten Ausschreitungen zu überlassen.
    Doch wie dem auch sein mochte, jedenfalls hatte Gilbert, der die Gig immer mit der schnelleren Strömung vorwärts trieb, alle Ursache zu hoffen, daß er, schon nachdem sie bei Jacksonville vorübergekommen waren, die schlimmsten Gefahren im Rücken habe, als er Mars urplötzlich ein Zeichen gab, anzuhalten. Mindestens eine Meile unterhalb des Hafens bemerkte er nämlich eine Linie schwarzer Punkte, welche etwa den das Wasser überragenden Spitzen einer, von einem Ufer zum andern reichenden Reihe von Klippen ähnelte.
    Es war das eine Reihe von dorthin verlegten Booten, welche die Barre sperrten. Wenn die Kanonenboote sich bereiteten, diese gefährliche Stelle zu überschreiten, wären diese schwachen Fahrzeuge natürlich nicht im Stande gewesen, dieselben aufzuhalten und hätten sie ihr Heil in schleunigster Flucht suchen müssen; wenn aber nur Schaluppen der Föderirten den Fluß hinauszudringen versuchten, konnten sie sich vielleicht deren Durchfahrt widersetzen. Aus diesem Grunde war in vergangener Nacht jedenfalls die Stromsperre hergestellt worden. Alle lagen bewegungslos quer über dem Saint-John und wurden entweder durch ihre Ruder oder durch Dreggs, das sind kleine, sechs bis achtarmige Bootsanker, festgehalten.
    Obwohl man das nicht erkennen konnte, war doch

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