Nord gegen Süd
gab es deren, und sogar solche von höchster Bedeutung für die Nordstaatler im Gebiete von Florida.
Der Leser erinnert sich vielleicht, daß in Folge des Sieges bei Donelson der Staat Tenessee fast vollständig wieder unter die Macht der Föderirten gekommen war. Diese gedachten, sich mittelst eines gleichzeitigen Angriffs ihrer Armeen und ihrer Flotte zu Herren des ganzen Verlaufs des Mississippi zu machen. Sie waren deshalb bis zur Insel 10 hinabgegangen, wo ihre Truppen mit der Division des Generals Beauregard, dem die Vertheidigung des Flusses oblag, zuerst in Berührung kamen. Schon am 24. Februar hatten die Brigaden des General Pope, der bei Commerse am rechten Ufer des Mississippi ans Land gegangen war, das Corps J. Thomson’s zurückgetrieben. Bei der Insel 10 und dem Dorfe New-Madrid angelangt, mußten sie freilich vor einem furchtbaren System von Feldwerken, welche Beauregard hatte anlegen lassen, Halt machen. Wenn seit dem Fall von Donelson und Nashville alle wichtigen Punkte oberhalb Memphis für die Conföderirten als verloren zu betrachten waren, so konnten doch diejenigen noch Widerstand leisten, welche sich unterhalb der genannten Stadt befanden. Auf diesem Punkt also sollte es bald zu einer Schlacht, und wahrscheinlich zu einem Entscheidungskampfe kommen.
Inzwischen war die Rhede von Hampton-Road am Eingang des James River der Schauplatz eines höchst denkwürdigen Seegefechtes gewesen. Dabei wurden die ersten Vertreter jener gepanzerten Schiffe auf die Probe gestellt, deren Verwendung die ganze Seetaktik verändert und die Flotten der Alten wie der Neuen Welt völlig umgestaltet hat.
Am 2. März waren der »Monitor«, ein von dem schwedischen Ingenieur Erikson gebautes Panzerschiff, und die »Virginia«, das heißt der umgewandelte »Merimmak« fertig geworden, der eine von New-der andere von Norfolk in See zu gehen.
Zu derselben Zeit befand sich eine föderalistische Division, vereinigt unter dem Befehl des Capitän Manston, vor Anker bei Hampton-Road, nahe Newport-News. Diese Schiffsabtheilung bestand aus dem »Congreß«, dem »Saint-Laurence«, dem »Cumberland« und zwei Dampffregatten.
Plötzlich erscheint am 5. März des Morgens die von dem conföderirten Capitän Buchanan geführte »Virginia« von einigen anderen minder bedeutenden Fahrzeugen begleitet, wirst sich zuerst auf den »Congreß«, dann auf den »Cumberland«, den sie mit ihrem Sporn anrennt und mit hundertzwanzig Mann Besatzung versenkt. Dann wendet sie sich gegen den »Congreß«, der in den Schlamm gerathen ist, durchlöchert ihn mit ihren gewaltigen Geschossen und überliefert das Schiff den Flammen. Nur die Nacht verhinderte die drohende Vernichtung auch der anderen drei föderirten Kriegsschiffe.
Man kann sich jetzt nur schwer vorstellen, welche Wirkung dieser Sieg eines kleinen gepanzerten Schiffes über die hochbordigen Schiffe der Union hervorbrachte. Diese Neuigkeit verbreitete sich mit wahrhaft wunderbarer Schnelle.
Die Anhänger der Nordstaaten waren wirklich verblüfft und rathlos, da die »Virginia« ja vielleicht ungestraft bis in den Hudson vordringen und die vor New-York liegenden Fahrzeuge zerstören könnte. Auf der anderen Seite herrschte im Süden ein maßloser Jubel, da man hier schon die Blockade aufgehoben und den Handel an allen Küsten wieder unbeschränkt sah.
Angriff der Föderirten auf die Insel 10. (S. 176.)
Dieser maritime Erfolg war es gewesen, der am vorhergehenden Tage in Jacksonville so geräuschvoll gefeiert wurde. Die Conföderirten konnten jetzt glauben, gegen die Kriegsschiffe der Bundesregierung geschützt zu sein. Vielleicht wurde auch in Folge des Sieges von Hampton-Road das Geschwader des Commodore Dupont nach dem Potomak oder dem Chesapeake gerufen. Dann war Florida nicht länger von einer Landung bedroht. Die Anschauungen der Freunde der Sclaverei, welche sowieso von der gewaltthätigsten Volksclasse des Südens getragen wurden, mußten dann ohne Widerstreit triumphiren. Das hätte aber die Sicherstellung Texar’s und seiner Genossen in einem Amte bedeutet, durch das sie so viel Unheil anrichten konnten.
Die Conföderirten hatten sich übrigens mit ihren Siegesgeschrei etwas stark übereilt, und mehrere im Norden von Florida schon bekannt gewordene Neuigkeiten vervollständigte Gilbert, indem er die umlaufenden Gerüchte erzählte, die zur Zeit, seit er das Kanonenboot des Commandanten Stevens verließ, auftauchten.
Der zweite Tag des Kampfes von Hampton-Road war
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