Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
sinnlosen Wuthausbrüchen des Pöbels zu schützen. Nur als er Texar bemerkte, konnte er sich nicht länger beherrschen und hätte sich auf den Elenden gestürzt, wenn seine Wächter ihn nicht davon zurückhielten.
    Texar selbst machte keine Bewegung und sprach auch kein Wort; ja, er gab sich den Anschein, als ob er den jungen Officier gar nicht bemerkte, denn er ließ ihn mit erheuchelter Gleichgiltigkeit sich ruhig entfernen.
    Wenige Minuten später sah Gilbert sich in dem Stadtgefängnisse von Jacksonville eingeschlossen, und Niemand konnte sich einer Täuschung darüber hingeben, welches Loos ihm von den südstaatlichen Machthabern bestimmt sei.
    Gegen Mittag meldete sich Mr. Harvey, der Geschäftsfreund James Burbank’s, im Gefängnisse, um Gilbert aufzusuchen, aber nur um mit nichtssagenden Redensarten abgewiesen zu werden. Auf ausdrücklichen Befehl Texar’s sollte der junge Lieutenant strengstens allein gehalten werden. Mr. Harvey’s gutwilliger Schritt hatte nur zur Folge, daß auch er sich eine heimliche Beobachtung zuzog.
    In der That waren ja seine näheren Beziehungen zur Familie Burbank nicht unbekannt geblieben, und es gehörte mit zu den Plänen des Spaniers, daß die Verhaftung Gilberts auf Camdleß-Bay nicht sofort bekannt wurde. Nach stattgefundener, nur der Form halber angestellter Untersuchung und Verurtheilung, würde es Zeit genug sein, James Burbank von dem Vorgefallenen zu benachrichtigen, und wenn er dann davon erfuhr, würde es ihm nicht mehr gelingen, aus dem Castle-House zu entfliehen, um Texar zu entgehen.
    Ueberdies konnte Mr. Harvey einen Boten nach Camdleß-Bay gar nicht mehr schicken, da alle Fahrzeuge im Hafen mit Beschlag belegt worden waren. Da eben jede Verbindung zwischen dem rechten und dem linken Ufer des Flusses aufhörte, konnte die Familie Burbank von der Verhaftung Gilberts auch keine Kenntniß bekommen, und während sie ihn an Bord des Kanonenbootes Stevens’ wähnte, saß der junge Mann – eingesperrt im Gefängnisse zu Jacksonville.
    Mit welcher Seelenspannung lauschte man inzwischen im Castle-House darauf, ob nicht ein entfernter Kanonendonner das Eintreffen der Föderirten diesseits der Barre verkündigte. Jacksonville in den Händen der Nordstaatler bedeutete ja gleichzeitig Texar in der Hand James Burbank’s! Letzterer gewann dadurch aber wieder die Freiheit, im Verein mit dem Sohne und den Freunden der Familie die bis jetzt erfolglos gebliebenen Nachforschungen von neuem aufzunehmen.
    Aber nichts ließ sich von stromabwärts her vernehmen. Der Verwalter Perry, der den Saint-John bis zur Linie der Absperrung besichtigte, und Pyg mit einen der Unterverwalter, die an dem Uferland bis drei Meilen unterhalb der Pflanzung entsendet worden waren, brachten die nämliche Meldung heim. Die Flottille lag immer noch vor Anker; es schien, als treffe man hier noch keinerlei Vorbereitung abzusegeln und bis zur Höhe von Jacksonville vorzudringen.
    Wie hätten die Schiffe auch die Barre überwinden sollen? Selbst angenommen, daß die Fluth diese über Erwarten zeitig wieder fahrbar machte, konnten sich die Kanonenboote nicht in die deshalb noch immer gefährliche Wasserstraße hineinwagen, so lange der einzige Lootse, der alle Windungen des Weges genau kannte, nicht zur Hand war.
    Auf der Ansiedlung erschien Mars übrigens nicht wieder.
    Am folgenden Tage, dem 11. März, gegen elf Uhr, war der unter dem Vorsitze Texar’s stehende Ausschuß in demselben Saale des Court-Justice versammelt, in dem der Spanier schon früher als Ankläger James Burbank’s aufgetreten war. Diesmal boten sich aber bezüglich des jungen Officiers so ernsthafte Belastungsmomente dar, daß dieser dem ihm in Voraus bestimmten Schicksal nicht mehr entgehen konnte – sein Todesurtheil war schon so gut wie gefällt. Nach abgethaner Frage bezüglich des Sohnes wollte sich Texar mit der des Vaters beschäftigen. Hielt er die kleine Dy in seiner Macht und unterlag Frau Burbank den wiederholten, von seinen Händen gegen sie gerichteten Schlägen, so fühlte er seine Rache gestillt. Schien es nicht, als ob Alles sich günstig fügte, um seinem unversöhnlichen Hasse Ausdruck geben zu können?
    Gilbert wurde aus seiner Zelle geholt. Ganz wie gestern begleiteten ihn Pöbelhaufen mit wüstem Geschrei, und auch als er den Saal betrat, wo sich jenes Zerrbild eines Richterstuhles, die wildeste Spießgesellenbande des Spaniers, befand, erhoben sich tobende Rufe aus den Reihen der Zuhörer.
    »Zum Tode mit dem

Weitere Kostenlose Bücher