Nord gegen Süd
einem Soldaten als Verbrechen anrechneten, an’s Sterbebett seiner Mutter geeilt zu sein, wenn dieses auch auf feindlichem Gebiete stand! Mag der, der mein Verfahren tadelt und unter gleichen Umständen nicht ebenso gehandelt hätte, doch vortreten und es auszusprechen wagen!«
Jede Zuhörerschaft, die nicht aus Leuten bestand, in denen der Haß jedes Gefühl ertödtete, hätte dieser ebenso edelmüthigen wie offenen Erklärung Beifall spenden müssen. Hier ließ sich davon nichts spüren. Nur Verwünschungen beantworteten dieselbe und gröhlende, an Texar gerichtete Zustimmung, als der Spanier erklärte, daß sich James Burbank schon durch Aufnahme eines feindlichen Officiers zur Kriegszeit ganz ebenso schuldig gemacht habe, wie dieser Officier selbst. Endlich war also der Beweis ermittelt, den Texar beizubringen versprochen, der Beweis des geheimen Einverständnisses James Burbank’s mit der Armee des Nordens.
Die sogenannten Richter verurtheilten denn auch, sich stützend auf seine Zugeständnisse in den seinen Vater betreffenden Fragen, Gilbert Burbank, Lieutenant der föderirten Kriegsmarine, zum Tode durch Pulver und Blei.
Der Verurtheilte wurde darauf, inmitten des Gejohles des Pöbels, der ihn mit den Rufen: »Zum Tode mit dem Spion!… Zum Tode!…« verfolgte, sofort in’s Gefängniß zurückgeführt.
Am Abend traf noch eine Abtheilung Miliz auf Camdleß-Bay ein.
Der dieselbe führende Officier fragte nach Mr. Burbank.
James Burbank trat vor. Edward Carrol und Walter Stannard schlossen sich ihm an.
»Was verlangt man von mir? fragte James Burbank.
– Lesen Sie diesen Befehl!« antwortete der Officier.
Der betreffende Befehl lautete dahin, James Burbank zu verhaften als Mitschuldigen Gilbert Burbank’s, der, wegen Spionage vom Bürgerausschuß in Jacksonville zum Tode verurtheilt, in den nächsten achtundvierzig Stunden erschossen werden sollte.
Ende des ersten Theiles .
Zweiter Theil.
Erstes Capitel.
Nach der Entführung.
Texar!… – diesen verabscheuten Namen hatte Zermah in die Finsterniß hinaus in dem Augenblicke gerufen, als Frau Burbank und Miß Alice auf dem hohen Ufer der Marino-Bucht erschienen. Das junge Mädchen hatte den schurkischen Spanier deutlich erkannt; es lag also ganz außer Zweifel, daß er der Urheber der von ihm auch persönlich geleiteten Entführung war.
In der That hatte Texar dieselbe unter Mithilfe eines halben Dutzend ihm ergebener Leute bewerkstelligt.
Von langer Hand her war von dem Spanier der Raubzug vorbereitet worden, der zur Verwüstung von Camdleß-Bay, zur Plünderung des Castle-House, zum Ruin der Familie Burbank und zur Gefangennahme oder Tödtung des Hauptes derselben führen sollte. Mit dieser Absicht hatte er die räuberischen Horden auf die Pflanzung losgelassen, sich aber nicht an deren Spitze gestellt, sondern den gewalthätigsten seiner Parteigänger die Führung derselben überlassen. Das erklärt es auch hinlänglich, wie John Bruce, selbst unerkannt unter dem tollen Haufen der Angreifer, James Burbank die Versicherung geben konnte, daß Texar jene Haufen elenden Gesindels nicht begleite.
Um diesen zu treffen, hätte man sich nach der Marino-Bucht begeben müssen, welche der erwähnte Tunnel in Verbindung mit dem Castle-House setzte. Würde das Herrenhaus erstürmt, so benutzten die letzten Vertheidiger doch sicherlich diesen Weg zum Rückzuge. Texar wußte von dem Vorhandensein des Tunnels. So begab er sich von Jacksonville auf einem Boote, dem noch ein zweites Boot mit Squambo und zwei seiner Sklaven folgte, nach der bezeichneten Stelle, um hier James Burbank, wenn dieser entfliehen mußte, aufzulauern. Seine Voraussetzung sollte ihn wenigstens nicht ganz getäuscht haben; davon überzeugte er sich, als er eines der ihm wohlbekannten Boote von Camdleß-Bay hinter dem Uferschilf der Bucht, offenbar wartend, liegen sah. Die dasselbe behütenden Schwarzen wurden im ersten Anlauf überrumpelt und schonungslos hingemordet, und nun hatte er nur noch die Entwickelung der Dinge abzuwarten. Bald erschien denn auch Zermah, der das kleine Mädchen auf der Ferse nachfolgte. Auf den Schrei hin, den die Mestizin ausstieß, ließ der Spanier, in der Befürchtung, daß ihr noch Andere zu Hilfe kommen könnten, diese sofort in die Arme Squambo’s werfen, und Frau Burbank erschien mit Miß Alice auf dem erhöhten Uferrande erst in dem Augenblicke, wo die Mestizin in dem Boote des Indianers schon ein gutes Stück nach dem Flusse selbst zu entführt
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