Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
war.
     

    Texar begab sich nach der bezeichneten Stelle. (S. 208.)
     
    Das Uebrige weiß der Leser.
    Nachdem dieser freche Raub geglückt, hatte es Texar indeß nicht für rathsam gehalten, sich sogleich zu Squambo zu gesellen.
    Dieser ihm auf Tod und Leben ergebene Mann wußte ja, nach welch’ unzugänglichem Schlupfwinkel er Zermah und die kleine Dy zu schaffen hatte. Der Spanier verschwand denn auch, als der Donner jener drei Kanonenschüsse herüberrollte, welche die eben zum Sturme bereiten Angreifer des Castle-House zurückriefen, vom Schauplatze, indem er schräg über den Saint-John hinüber steuerte.
    Wohin er sich begab, wußte eigentlich Niemand. Jedenfalls kehrte er in der Nacht vom 3. zum 4. März nach Jacksonville nicht zurück, denn dort sah man ihn erst vierundzwanzig Stunden später wieder. Was er mit diesem unerklärlichen Fernbleiben, für das einen Grund anzugeben er sich gar nicht die Mühe nahm, bezweckte, hätte Keiner sagen können. Auf jeden Fall diente es nur zu seiner ferneren Belastung, wenn er etwa der persönlichen Theilnahme an der Entführung Zermah’s und Dy’s angeklagt wurde. Die zeitliche Uebereinstimmung zwischen diesem Vorfalle und seinem Verschwinden mußte ja zu seinen Ungunsten sprechen. Sei dem wie ihm wolle, gewiß kam er erst am Morgen des 5. wieder nach Jacksonville, um die nöthigen Vertheidigungsmaßregeln seitens der Südstaaten vollends zu ordnen, und, wie wir gesehen haben, zeitig genug, um Gilbert Burbank eine geschickt erdachte Falle zu stellen, so wie um dem Bürgerausschuß zu präsidiren, der über den jungen Mann das Todesurtheil fällen sollte.
    Unzweifelhaft blieb nur, daß Texar sich nicht mit auf dem von Squambo geführten kleinen Fahrzeuge befand, das in der Finsterniß bei steigender Fluth stromaufwärts von Camdleß-Bay hinglitt.
    Zermah, die nun wohl einsah, daß kein Hilferuf, kein Nothschrei von ihr an den verlassenen menschenleeren Ufern des Saint-John mehr Widerhall finden konnte, schwieg jetzt still. Im Hintertheile des Bootes sitzend, preßte sie Dy in ihre Arme.
    Das zum Tode erschrockene kleine Mädchen ließ keinen Klagelaut über ihre Lippen kommen. Sie drückte sich ängstlich an die Brust der Mestizin und verkroch sich in den Falten der großen Decke derselben. Nur ein-oder zweimal, während sie so in tiefer Finsterniß dahinfuhren, kamen einzelne abgerissene Worte über ihre Lippen:
    »Mama!… Mama!… Gute Zermah!… Ich fürchte mich!… Ich fürchte mich!… Ich will wieder zur Mama!…
    – Ja, ja, mein Herz!… antwortete Zermah. Wir gehen wieder zu ihr!… Fürchte Dich nicht!… Ich bleibe ja bei Dir!…«
    Zur selben Zeit wankte die ihrer Sinne fast beraubte Frau Burbank längs des rechten Flußufers dahin und sachte vergeblich dem Boote zu folgen, das ihre kleine Tochter nach dem jenseitigen Ufer entführte.
    Ringsum lag Alles in tiefster Finsterniß. Die auf der Ansiedlung lodernden Brände erloschen allmählich, als das Gewehrfeuer schwieg. Aus den sich nach Norden hin wälzenden Rauchwolken brach nur dann und wann noch eine Flammengarbe hervor, die sich auf der Oberfläche des Flusses gleich einem flüchtig aufleuchtenden Blitze widerspiegelte. Dann wurde Alles todtenstill und dunkel. Das Boot hielt sich immer inmitten der eigentlichen Fahrstraße des Flusses, dessen von dichtem Forst bestandene Ränder man nicht mehr zu erkennen vermochte. Selbst auf hohem Meere hätte dasselbe kaum vereinsamter seinen Weg verfolgen können.
    Zermah kam es wohl vor Allem darauf an, zu erfahren, nach welcher Bucht sich das von Squambo gesteuerte Boot wenden werde, und doch wäre eine deshalb an den Indianer gerichtete Frage sicherlich erfolglos geblieben Sie suchte sich also selbst über die Oertlichkeit aufzuklären, was bei der tiefen Dunkelheit sehr schwierig sein mußte, so lange Squambo die Mitte des Saint-John nicht verließ.
    Die Fluth war im Wachsen, und unter den Rudern der beiden Schwarzen schnitt das Boot rasch nach Süden durch die Wellen.
    Wie nothwendig wäre es für Zermah jetzt gewesen, ein Zeichen ihrer Vorüberkunft zurückzulassen, um spätere Nachforschungen zu erleichtern! Hier auf dem Flusse war das natürlich unthunlich. Auf dem Lande hätte schon ein abgerissenes Stückchen ihrer Decke, das sie unversehens an einem Busche hängen ließ, das erste Merkzeichen einer Fährte bilden können, die, einmal erkannt, gewiß weiter und bis an’s Ende verfolgt worden wäre. Wozu aber hätte es dienen sollen, irgend einen

Weitere Kostenlose Bücher