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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Spion!… Zum Tode!«
    Dahin ging die Beschuldigung, welche die hirnlose Pöbelmasse auf Anregung Texar’s ihm schon am Vortage nachgeschleudert hatte.
    Gilbert hatte inzwischen seine ganze Kaltblütigkeit wieder erlangt und es gelang ihm sogar, sich gegenüber dem Spanier zu bemeistern, der nicht einmal Scham genug zeigte, bei einer ihn persönlich interessirenden Verhandlung unbetheiligt zu bleiben.
    »Ihr nennt Euch Gilbert Burbank, begann Texar, und seid gegenwärtig Officier in der föderirten Kriegsflotte?
    – Ja.
    – Und augenblicklich Lieutenant an Bord eines der Kanonenboote des Commandanten Stevens?
    – Ja.
    – Ihr seid der Sohn jenes James Burbank, des Amerikaners aus dem Norden und Besitzers der Ansiedlung von Camdleß-Bay?
    – Ja.
    – Gesteht Ihr zu, die unterhalb der Barre verankert liegende Flottille in der Nacht des zehnten März verlassen zu haben?
    – Ja.
    – Gesteht Ihr ferner, gefangen worden zu sein, als Ihr im Begriffe wart, Euch in Begleitung eines Matrosen von demselben Schiffe wieder nach der Flottille zu begeben?
    – Ja.
    – Wollt Ihr offen aussagen, was Ihr auf den Gewässern des Saint-John beabsichtigtet?
    – Es erschien ein Mann an Bord des Kanonenbootes, auf dem ich als zweiter Officier diene. Er benachrichtigte mich, daß die Pflanzung meines Vaters durch einen Haufen von Mordbrennern verwüstet, daß das Castle-House von den Räubern wenigstens bestürmt worden war. Ich brauche dem Vorsitzenden des über mich aburtheilenden Ausschusses nicht zu sagen, auf wen die Verantwortung für jene Schandthaten zurückfällt.
    – Und ich, erwiderte Texar, habe Gilbert Burbank nur zu sagen, daß sein Vater durch Freilassung seiner Sclaven der öffentlichen Meinung einen Schlag in’s Gesicht versetzt hatte, daß eine Verordnung die Ausweisung der neuen Freigelassenen bestimmte und daß dieser Verordnung der nöthige Nachdruck gegeben werden mußte….
    – Durch Raub und Brandstiftung, unterbrach ihn Gilbert, durch eine Gräuelthat, deren persönlicher Urheber kein anderer, als Texar ist!
    – Wenn ich vor meinen Richtern stehe, werde ich Antwort geben, entgegnete der Spanier frostig. Versucht es nicht, Gilbert Burbank, die Rollen zu tauschen. Ihr steht hier als Angeklagter, nicht als Kläger.
    – Ja wohl… als Angeklagter… wenigstens augenblicklich, antwortete der junge Officier. Die föderirten Kanonenboote brauchen aber nur die Flußbarre zu überschiffen, um sich Jacksonvilles zu bemächtigen, und dann…«.
    Da schrie Alles wild durcheinander und nur noch heftiger wurden Drohungen laut gegen den jungen Officier, der sich erkühnte, den Südstaatlern so in’s Gesicht zu trotzen.
    »Zum Tode!… Zum Tode!« tönte es von allen Seiten.
    Dem Spanier kostete es einige Mühe, die aufgeregte Menge zu beschwichtigen. Dann nahm er die Befragung wieder auf.
    »Werdet Ihr uns einfach sagen, Gilbert Burbank, aus welchem Grunde Ihr letztvergangene Nacht Euer Schiff verlassen habt?
    – Ich verließ es, um meine sterbende Mutter zu sehen.
    – Ihr gesteht also zu, an Camdleß-Bay gelandet zu sein?
    – Ich habe keine Ursache, das zu verhehlen.
    – Und einzig und allein, um Eure Mutter zu sehen?
    – Allein aus diesem Grunde.
    – Wir haben dagegen Veranlassung zu glauben, bemerkte Texar, daß Ihr dabei noch einen anderen Zweck verfolgtet.
    – Welchen?
    – Den, mit Eurem Vater zu verhandeln, mit dem nordstaatlich gesinnten Pflanzer, der schon lange im Verdacht steht, ein Einverständniß mit der Armee der Föderalisten zu unterhalten.
    – Ihr wißt selbst, daß das erlogen ist, erwiderte Gilbert in ganz natürlicher Entrüstung. Wenn ich nach Camdleß-Bay gekommen bin, so geschah das nicht als Officier, sondern als Sohn….
    – Nein, als Spion!« entgegnete Texar.
    Da verdoppelten sich die Rufe: »Zum Tode mit dem Spion!… Zum Tode!…«
    Gilbert sah wohl ein, daß er verloren war; einen schmerzlichen Stich gab ihm aber noch der neue Gedanke in’s Herz, daß auch sein Vater gleich ihm verloren sei.
    »Ja, nahm Texar wieder das Wort, die Krankheit Eurer Mutter war nur ein Vorwand! Ihr seid nach Camdleß-Bay als Spion gekommen, um den Föderirten Nachricht über die auf dem Saint-John getroffenen Maßnahmen zur Vertheidigung zu bringen!«
    Gilbert schnellte empor.
    »Ich bin gekommen, um meine sterbende Mutter zu sehen, antwortete er nachdrücklicher, und das wißt Ihr recht wohl. Nimmermehr hätt’ ich geglaubt, daß sich in einem civilisirten Staate Richter finden könnten, die es

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