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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Halbinsel weiter zu schaffen. Dann entschwand jede Aussicht, sie inmitten jener weitausgedehnten Gebiete wieder aufzufinden, welche kaum einzelne floridische Pionniere betraten und deren ungesunde Strecken, von allen Uebrigen gemieden, nur noch wenige, stark zusammengeschmolzene Indianerhorden durchstreiften.
    Die fünfundvierzig Meilen, welche Camdleß-Bay von der Schwarzen Bucht trennen, wurden rasch zurückgelegt. Gegen elf Uhr Nachts gelangte das Fahrzeug um den vorspringenden Winkel herum, den der Saint-John dritthalbhundert Schritte stromabwärts derselben bildet, und jetzt handelte es sich nur noch darum, den eigentlichen Eingang der Lagune zu erkennen, und das war, in Berücksichtigung der pechdunklen, das linke Ufer noch mehr als das rechte verhüllenden Finsterniß, keine so leichte Aufgabe. So vertraut Squambo auch mit den Gewässern dieser Gegend war, zögerte er jetzt doch ein wenig, als er das Steuer wenden sollte, um die Strömung in schiefer Richtung zu durchschneiden.
    Diese Sache wäre jedenfalls viel leichter abzumachen gewesen, wenn das Boot hätte längs des Ufers hingleiten können, das sich freilich in eine Unzahl kleinerer, mit Schilf bestandener oder mit Wasserpflanzen bedeckter Einschnitte auflöste. Hierbei fürchtete der Indianer aber zu leicht zu stranden, und da die bald zu erwartende Ebbe dann die Fluthen des Saint-John nach seiner Mündung zurückführen mußte, wäre das für ihn eine unbequeme Lage geworden. Wie hätte er, in der Zwangslage bis zur nächsten Fluth, d. h. also gegen elf Stunden lang, zu warten, einer Entdeckung entgehen können, wenn es wieder heller Tag wurde? Gewöhnlich durchfurchten ja recht zahlreiche Boote den Fluß. Die Tagesereignisse verursachten zudem jetzt einen fast ununterbrochenen gegenseitigen Nachrichtenaustausch zwischen Saint-Augustine und Jacksonville, und unzweifelhaft würden die Mitglieder der Familie Burbank, soweit sie nicht bei dem Angriffe auf das Castle-House umgekommen waren, lebhafte Nachforschungen anstellen. Squambo, der sich dann vielleicht in der Nähe des höheren Uferlandes festgehalten sah, hätte den auf seine Person gerichteten Verfolgungen aber unmöglich entgehen können und seine Lage wäre eine sehr mißliche geworden. Aus allen diesen Gründen wollte er sich in der Fahrstraße des Saint-John halten und, wenn es nöthig wäre, selbst mitten in der Strömung vor Anker gehen. Dann hätte er mit Wiederanbruch des Tages versucht, die versteckte Einfahrt in die Schwarze Bucht zu erkennen, und hatte er diese einmal hinter sich mit ihrem Vorhange dicht verwirrter Zweige, dann war er gegen jede Verfolgung gesichert.
    Inzwischen glitt das Boot mit der Fluth noch immer stromaufwärts. Nach der verflossenen Zeit zu urtheilen, glaubte Squambo sich noch nicht in der Höhe der Lagune zu befinden.
    Er sachte also noch etwas weiter nach Süden zu gelangen, als sich ein nur wenig entferntes Rauschen vernehmen ließ und der dumpfe Schlag von Schaufelrädern, welche das Wasser des Flusses aufrührten. Fast gleichzeitig tauchte, wenn auch nur unklar erkennbar, neben dem Winkel des linken Ufers eine sich bewegende Masse auf.
    Ein Dampfboot kam mit halber Kraft den Fluß herab, über den hin es den weißen Schein seines Fockmastlichtes warf. In weniger als einer Minute mußte es das Boot erreicht haben.
    Durch eine Handbewegung setzte Squambo die Ruder der beiden Schwarzen außer Thätigkeit und durch eine Drehung des Steuers lenkte er nach dem rechten Ufer zu ab, ebenso um aus der Fahrstraße des Dampfers zu kommen, wie um von diesem aus nicht bemerkt zu werden.
    Das Boot war jedoch von den Auslugern an Bord schon gemeldet worden. Jetzt rief man es an, mit dem Befehle, am Dampfer beizulegen.
    Squambo stieß einen entsetzlichen Fluch aus. Da er sich jedoch durch die Flucht dem ihm gewordenen ausdrücklichen Befehle nicht entziehen konnte, mußte er wohl oder übel gehorchen.
    Einen Augenblick nachher trieb das Boot neben der Steuerbordseite des Dampfers, der selbst, um jenes zu erwarten, gestoppt hatte.
    Zermah erhob sich sofort.
    Dieser Zwischenfall schien ihr unerwartete Rettung zu versprechen. Sie glaubte ja rufen, sich erkennen geben, um Hilfe bitten und so Squambo wieder entkommen zu können.
    Der Indianer erhob sich neben ihr. In der einen Hand hielt er ein großes Bowiemesser, mit der anderen packte er das kleine Kind, das Zermah ihm vergeblich zu entwinden sachte.
    »Einen Laut, sagte er – und ich ermorde das Mädchen!«
    Hätte es nur

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