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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gegenstand, der dem kleinen Mädchen oder ihr selbst gehörte, dem Flusse anzuvertrauen, da doch schwerlich auf den Zufall zu rechnen war daß derselbe in James Burbank’s Hände käme? – Nein, davon mußte sie absehen und sich darauf beschränken, wenn irgend möglich zu erkennen, an welchem Punkte des Saint-John das Boot wieder an’s Land gehen würde.
    So verfloß eine volle Stunde, ohne daß Squambo weder mit ihr noch mit den Ruderern ein Wort gewechselt hätte.
    Die beiden Schwarzen arbeiteten gleichmäßig weiter. Kein Licht erglänzte am Ufer, weder in einem Häuschen, noch unter den Bäumen, deren Masse sich im Schatten unbestimmt abzeichnete.
    Und während Zermah gleich nach rechts und links hin scharf ausblickte, um sich das unscheinbarste Merkzeichen einzuprägen, dachte sie doch immer nur an die das kleine Mädchen bedrohenden Gefahren; daß sie auch selbst nicht minder jeder Unbill ausgesetzt sein könne, bekümmerte sie gar nicht – alle ihre Furcht concentrirte sich einzig und allein auf das Kind. Ohne Zweifel war es Texar, der sie hatte entführen lassen; ja, in dieser Hinsicht konnte sie sich nicht täuschen, sie hatte zu sicher den Spanier wieder erkannt, der an der Marino-Bucht Stellung genommen hatte, ob er nun beabsichtigte, durch den Tunnel in das Castle-House selbst vorzudringen, oder dessen Vertheidigern aufzulauern, wenn diese den Versuch machen würden, durch diesen verborgenen Ausgang zu entkommen. Hätte sich Texar nicht so unnöthig übereilt, so wären jetzt Frau Burbank und Miß Alice so wie Zermah und Dy in seinen Händen gewesen. Wenn er die Leute von der Miliz und die Horde raubsüchtigen Gesindels nicht persönlich angeführt hatte, so war das aus dem Grunde geschehen, daß er, in sicherer Voraussicht des Ausganges des Kampfes, überzeugt war, an der Marino-Bucht die Familie Burbank desto besser überraschen zu können.
    Auf keinen Fall würde Texar seine persönliche Betheiligung bei dem hier vollführten Raube ableugnen können. Zermah hatte laut genug seinen Namen ausgerufen; Frau Burbank und Miß Alice mußten diesen gehört haben.
    Später einmal, wenn die Stunde der Vergeltung schlug, wenn der Spanier sich für seine Unthaten zu verantworten hatte, würde er in diesem Falle nicht das Hilfsmittel zur Hand gehabt haben, sich auf ein gleich unerklärliches Alibi zu berufen, wie er das schon öfter mit Glück gethan hatte.
    Jetzt entstand die Frage, welches Schicksal er seinen beiden Opfern bestimmt habe und ob er wohl beabsichtigen werde, sie bis nach den sumpfreichen Evergladen, jenseits der Quellen des Saint-John zu verschleppen. Die Mestizin stellte sich auch die Frage, ob er sich nicht ihrer, als einer besonders gefährlichen Zeugin, werde zu entledigen versuchen. Sie hätte übrigens ohne Bedenken das eigene Leben zum Opfer gebracht, wenn sie annehmen konnte, dadurch das des mit ihr entführten Kindes zu retten. Doch was sollte nach ihrem Ableben unter den Händen Texar’s und seiner rohen Genossen aus der armen Dy werden? Dieser Gedanke quälte sie und sie preßte das kleine Mädchen unwillkürlich inniger an ihr Herz, als ob Squambo, der ja ganz ruhig da saß und ihrer gar nicht zu achten schien, sich schon anschickte, das Kind aus ihren Armen zu reißen.
    In diesem Augenblicke konnte Zermah übrigens wahrnehmen, daß sich das Boot mehr dem linken Ufer des Flusses näherte. Als besonderes Merkmal konnte ihr das schon deshalb kaum dienen, weil sie nicht wußte, daß der Spanier im Hintergrunde der Schwarzen Bucht und zwar auf einem der Holme dieser Lagune, wohnte; so wenig, wie das die Parteigänger Texar’s wußten, da er vorsichtiger Weise bisher Niemand in dem Blockhause empfangen oder gar aufgenommen hatte, das nur ihm nebst Squambo und seinen Schwarzen als Schlupfwinkel und Unterkunft diente.
    Dorthin nämlich sollte der Indianer Dy und Zermah jetzt bringen. Tief drinnen in dieser, fast geheimnißvoll zu nennenden Gegend würden sie jeder Aufspürung sicher entrückt sein.
    Die Bucht erschien sozusagen undurchdringlich für Jeden, der nicht das Gewirr ihrer zahlreichen Wasserstraßen und die Vertheilung der von denselben umschlossenen Inseln kannte. Sie bot tausend Schlupfwinkel, in denen die Gefangenen so wohl verborgen waren, daß es unmöglich erschien, ihre Spuren zu entdecken. Im Fall James Burbank aber doch unternehmen sollte, die unentwirrbare Wildniß gänzlich zu durchsuchen, war es immer noch Zeit, die Mestizin und das Kind nach dem Süden der

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