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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sie sich damit beschäftigte, die Mittel dazu vorzubereiten.
    Und doch blieb die Frage bestehen, ob es nicht möglich sei, dieses kleine Fort, trotz der Ueberwachung desselben durch Squambo und seine Untergebenen, zu verlassen, den beiden wilden Spürhunden zu entgehen, welche um die Einfriedigung desselben streiften, und dieses hinter tausenden verworrenen Windungen der Lagune verlorene Eiland zu fliehen.
    Gewiß war die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, freilich konnte es nur unter der Bedingung glücken, daß einer der Sclaven des Spaniers, der die schmalen Wasserstraßen der Schwarzen Bucht genau kannte, dazu seinen Beistand bot.
    Warum sollte nicht die Lockspeise einer reichlichen Belohnung einen dieser Leute veranlassen, Zermah bei ihrem beabsichtigten Entrinnen behilflich zu sein?… Nach dieser Seite hin hatte also die Mestizin zunächst alle ihre Bemühungen zu richten.
    Inzwischen war die kleine Dy erwacht. Das erste Wort, was über ihre Lippen kam, war ein Ruf nach ihrer Mutter, dann ließ sie die Blicke verwundert durch den seltsamen Raum schweifen.
    Jetzt mochte ihr wohl die Erinnerung an die Vorgänge des gestrigen Tages kommen. Sie bemerkte die Mestizin und lief zu ihr hin.
    »Gute Zermah!… Gute Zermah!… stieß das kleine Mädchen halblaut hervor, ich fürchte mich… ich fürchte mich so sehr!…
    – Du brauchst aber keine Furcht zu haben, mein Liebling.
    – Wo ist die Mama?
    – Sie wird kommen… bald!… Wir mußten auf unsere Rettung bedacht sein … Du weißt es ja! Jetzt sind wir unter Schutz! Hier haben wir nichts zu fürchten. Sobald Dein Vater genügend Unterstützung gefunden hat, wird er uns hier aufsuchen…«
    Dy schaute Zermah an, als wollte sie sagen:
    »Ist das auch wahr?
    – Ja, ja, fuhr Zermah in ihrem Eifer, das Kind möglichst zu beruhigen, fort, ja, Herr Burbank hat selbst gesagt, daß wir ihn hier erwarten sollen.
     

    »Was hat man mit uns vor?« (S. 221.)
     
    – Aber die Männer, die uns in ihrem Schiffe mit fortgenommen haben?… erwiderte das kleine Mädchen.
    – Das sind Leute des Herrn Harvey, mein Schatz! Du weißt doch, Herr Harvey, der Freund Deines Papas, der in Jacksonville wohnt. Wir wohnen jetzt in dessen Landhaus zu Hampton-Red.
     

    … schritten sie im vollen Sonnenscheine dahin. (S. 226.)
     
    – Und Mama und Alice, die bei uns waren, warum sind die nicht mit hier?…
    – Dein Vater hat sie zurückrufen lassen, als sie eben in’s Boot steigen wollten… Besinne Dich nur…. Sobald jene schlechten Menschen von Camdleß-Bay wieder vertrieben sind, werden wir hier abgeholt werden… O nein doch… weine nicht!… Aengstige Dich nicht, mein Herzenskind, wenn wir auch einige Tage hier aushalten müßten… Wir sind ja gut versteckt, nicht wahr?… Nun komm, ich will Dich ordentlich ankleiden.«
    Dy sah ihre Zermah noch immer sehr zweifelnd an, und trotz der Trostesworte der Mestizin schluchzte sie doch bitterlich. Heute hatte sie nicht, wie sonst stets beim Aufwachen, zu lächeln vermocht.
    Das Kind mußte nun vor Allem beschäftigt und zerstreut werden.
    Zermah gab sich dieser Aufgabe mit wahrhaft rührender Zärtlichkeit hin. Sie besorgte deren Toilette mit derselben Aufmerksamkeit, als befände sich das Kind in seinem hübschen Zimmerchen des Castle-House, und gleichzeitig sachte sie dasselbe durch ihre Erzählungen zu unterhalten.
    Dann aß Dy ein wenig und Zermah theilte dieses erste Frühstück mit ihr.
    »Jetzt, meine Liebe, wollen wir, wenn Du Lust hast, einen kleinen Spaziergang unternehmen… innerhalb der Umfriedigung.
    – Ist es denn schön, das Landhaus des Herrn Harvey? fragte das Kind.
    – Schön?… Nein, das gerade nicht… antwortete Zermah. Es ist wohl mehr ein altes befestigtes Nest… Doch, es fehlt ihm gar nicht an Bäumen und auch nicht an einem Bache, wo wir lustwandeln können. Uebrigens bleiben wir nur wenige Tage hier, und wenn Du Dir hier die Zeit so gut als möglich vertreibst und reckt artig bist, dann wird Mama sich sehr freuen!
    – Ja, gute Zermah… ja!…« antwortete das kleine Ding.
    Die Thür des Zimmers war nicht durch einen Schlüssel verschlossen. Zermah ergriff die Hand des Kindes und Beide traten hinaus. Sie befanden sich damit in dem gedeckten und finsteren Mittelraum, einen Augenblick später aber schritten sie im vollen Sonnenlichte dahin, geschützt durch das Laubwerk der großen Bäume, welche die Strahlen der Sonne nur strichweise durchließen.
    Der umfriedigte Raum war nicht groß – höchstens einen

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