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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mittelraume gelegenen Zimmer eingesperrt wurde.
    In einer Decke, welche in einer Ecke lag, eingewickelt, wurde Dy auf erbärmlichem Lager niedergelegt. Zermah blieb neben ihr wach.
Zweites Capitel.
Eine eigenthümliche Operation.
    Am folgenden Tag, dem 3. März, des Morgens trat Squambo in das Zimmer, in dem Zermah die Nacht verbracht hatte. Er übergab ihr etwas Nahrung – Brod, ein Stück kaltes Wildpret, Früchte, eine Kanne mit ziemlich starkem Bier, einen Krug mit Wasser und einiges Tischgeräth. Gleichzeitig stellte ein anderer Schwarzer in eine Ecke ein altes Möbelstück, das als Toilette und als Commode dienen konnte und etwas Leinenzeug, Tücher, Servietten und andere Gegenstände enthielt, von denen die Mestizin für das Kind und sich selbst Gebrauch machen sollte.
    Dy schlief noch immer. Durch eine Handbewegung hatte Zermah Squambo gebeten, sie nicht zu wecken.
    Als der Schwarze hinausgegangen war, wandte sich Zermah halblauten Tones an den Indianer:
    »Was hat man mit uns vor? fragte sie.
    – Das weiß ich nicht, antwortete Squambo.
    – Welche Befehle habt Ihr von Texar erhalten?
    – Ob diese nun von Texar oder sonst Jemand herrühren, thut nichts zur Sache, ich will sie Euch mittheilen, und Ihr werdet gut thun, dieselben streng zu beachten. So lange Ihr hier seid, wird dieses Zimmer das Eurige sein, und Ihr werdet während der Nacht in dem inneren Raume des Hauses eingeschlossen bleiben.
    – Und am Tage?…
    – Könnt Ihr innerhalb der Umfriedigung gehen wohin Ihr wollt.
    – So lange wir hier bleiben? erwiderte Zermah. Darf ich fragen, wo wir uns befinden?
    – Da, wohin ich Euch zu führen beauftragt war.
    – Und hier werden wir bleiben?
    – Was ich zu sagen hatte, hab’ ich gesagt, antwortete der Indianer, jedes weitere Wort ist unnütz – ich antworte nichts mehr.«
    Squambo, der sich bestimmt nur an diesen kurzen Austausch von Worten zu halten hatte, verließ damit das Zimmer, in dem die Mestizin mit dem Kinde allein blieb.
    Zermah betrachtete das kleine Mädchen.
    Ihre Augen füllten sich dabei mit Thränen, welche sie aber sofort zu verwischen suchte. Bei ihrem Erwachen sollte Dy nicht sehen, daß sie geweint hätte. Das Kind mußte sich ja nothwendig an die neue Lage gewöhnen – eine Lage, die vielleicht eine höchst gefährdete war, denn von Seiten des Spaniers konnte man sich auf Alles gefaßt machen.
    Zermah überdachte nun noch einmal Alles, was sich seit dem Vortage ereignet hatte. Sie hatte recht wohl gesehen, wie Frau Burbank und Miß Alice nach dem Ufer herantraten, während das Boot sich davon entfernte. Ihr verzweifelter Hilferuf, ihr herzzerreißendes Geschrei war gewiß bis zu diesen gedrungen. Doch hatten sie auch das Castle-House wieder erreichen, durch den Tunnel gelangen und in das belagerte Wohnhaus eindringen können, um James Burbank und seinen Genossen zu melden, welch’ neues Unglück sie eben betroffen hatte? Konnten sie nicht vielmehr von den Leuten des Spaniers abgefangen, weit von Camdleß-Bay weggeschleppt oder gar ermordet worden sein? Wenn das der Fall war, konnte James Burbank nicht wissen, daß das kleine Mädchen mit Zermah entführt worden war. Er mußte in dem Glauben sein, daß seine Gattin, Miß Alice, das Kind und die Mestizin sich hatten an der Marino-Bucht einschiffen und den Cedernstein erreichen können, wo sie ja in Sicherheit waren. So würde er also gar nicht auf den Gedanken kommen, sogleich Nachforschungen nach ihnen anzustellen…
    Doch wenn sie annahm, daß Frau Burbank und Miß Alice nach dem Castle-House hatten zurückkehren können und James Burbank Alles erfahren hatte, war dann nicht noch zu fürchten, daß die Wohnung von Angreifern gestürmt, geplündert, angezündet und zerstört worden wäre? Gefangen oder todt – in beiden Fällen konnte Zermah von ihrer Seite auf keine Hilfe rechnen.
    Selbst wenn die Nordstaatler Herren des Saint-John geworden waren, war und blieb sie verloren – weder Gilbert Burbank noch Mars würden, der Eine von seiner Schwester, der Andere von seiner Frau erfahren, daß sie auf diesem Eilande in der Schwarzen Bucht gefangen gehalten wurden!
    Nun, wenn das der Fall war, wenn Zermah nur auf sich allein zählen konnte, so würde die Entschlossenheit dazu ihr doch niemals mangeln; sie würde Alles thun, um dieses Kind zu retten, das vielleicht Niemand Anderen mehr als sie auf der Welt hatte. Ihr ganzes Leben sollte sich in dem Gedanken concentriren: zu entfliehen. Keine Stunde sollte vergehen, ohne daß

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