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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ohne daß der Spanier dabei den mindesten Schmerz empfand.
    Nach Vollendung dieses ersten Theiles seines Werkes nahm Squambo das Papier – die Schablone – weg; dann ergriff er einige Blätter einer von Texar selbst mitgebrachten Pflanze und rieb den Vorderarm seines Herrn damit tüchtig ein.
    Der in die Nadelstiche eindringende Saft dieser Pflanze erregte dem Spanier doch ein schmerzhaftes Zucken, obwohl dieser nicht der Mann dazu war, sich wegen solcher Kleinigkeiten zu beklagen.
    Hierauf rieb Squambo den tättowirten Arm noch mit einer Art Harz ein. Sofort trat auf dem Vorderarm Texar’s eine deutliche röthliche Zeichnung hervor.
    Die Linien derselben entsprachen vollständig den Nadelstichen in dem verwendeten Papiermuster – der Abklatsch war vorzüglich gelungen zu nennen. Er bestand im Wesentlichen aus einer Reihe sich durchkreuzender Linien, welche eine symbolische Figur aus der Glaubenslehre der Seminolen darstellten.
    Diese Zeichnung konnte von dem Arme, auf dem Squambo sie eben angebracht hatte, niemals wieder verschwinden.
    Zermah hatte alles gesehen, aber, wie gesagt, den Grund dieser Vornahme nicht begriffen.
     

    Dupont war in die Bai von Saint-Augustine eingelaufen. (S. 237.)
     
    Welches Interesse konnte auch Texar haben, sich mit einer Tättowirung versehen zu lassen? Warum dieses »besondere Kennzeichen« – um ein Wort aus der auf Pässen üblichen Redeweise zu entlehnen? Wollte er gar für einen Indianer gelten? Dazu hätte weder seine Hautfarbe noch seine ganze äußere Erscheinung gepaßt. Oder sollte man diese Marke vielleicht in irgend eine Verbindung setzen mit der, welche einigen floridischen Reisenden beigebracht worden war, als diese im Westen der Grafschaft in die Hände einer Seminolen-Bande fielen? Wollte Texar sich etwa nur die Möglichkeit eines abermaligen Alibibeweises sichern, durch den er sich bisher immer aus mancher peinlichen Lage zu ziehen verstanden hatte?
    Vielleicht war das Ganze eines der mit seinem Leben verknüpften Geheimnisse, welche erst die spätere Zukunft entschleiern sollte.
    Zermah trat dabei aber auch noch eine andere Frage vor Augen.
    War der Spanier wirklich nur nach dem Blockhaus gekommen, um sich der Geschicklichkeit Squambo’s im Tättowiren zu bedienen? Würde er nach Vollendung dieser Operation die Schwarze Bucht wieder verlassen, um nach dem Norden Floridas und zweifelsohne nach Jacksonville zurückzukehren, wo seine Parteigänger jetzt noch die Herren waren? Oder ging seine Absicht dahin, bis zum nächsten Tage im Blockhause zu verbleiben, dann die Mestizin zu sich zu bescheiden und vielleicht bezüglich seiner beiden Gefangenen einen neuen Entschluß zu fassen?
    In dieser Hinsicht sollte Zermah sehr schnell beruhigt werden. In dem Augenblicke, als der Spanier sich erhob, um den inneren größeren Raum zu betrachten, war sie eiligst nach ihrem Zimmer geflüchtet.
    Da vernahm sie, an der Thür lehnend, die wenigen Worte, welche noch zwischen dem Indianer und seinem Herrn gewechselt wurden.
    »Passe mir noch schärfer auf als je, sagte Texar.
    – Gewiß, versicherte Squambo. Wenn uns James Burbank aber in der Schwarzen Bucht selbst zu sehr auf den Fersen wäre…
    – Ich wiederhole Dir, daß James Burbank nach wenigen Tagen überhaupt nicht mehr zu fürchten sein wird. Sollte jener Fall unerwarteter Weise eintreten, so wißt Ihr ja, wohin die Mestizin mit dem Kinde zu schaffen ist… Dahin, wo nur ich Dich wiederfinde.
    – Jawohl, Herr, antwortete Squambo, denn es ist auch die Möglichkeit vorzusehen, daß Gilbert, der Sohn James Burbank’s, und Mars, der Mann Zermah’s…
    – Binnen achtundvierzig Stunden sind sie in meiner Gewalt, unterbrach ihn Texar; und wenn ich sie einmal habe…«
    Zermah konnte das Ende dieser für ihren Mann wie für Gilbert so bedrohlichen Phrase nicht mehr verstehen.

    Texar und Squambo verließen die kleine Festung, deren Thor sich hinter ihnen schloß.
    Wenig Minuten später verließ das von dem Indianer geführte Skiff das Eiland, wandte sich durch die düsteren Strömungen der Lagune und traf dann mit einem Boote zusammen, das den Spanier an der Oeffnung der Bucht im Saint-John erwartete. Nachdem er dem Indianer nochmals die größte Aufmerksamkeit empfohlen, schied der Spanier von diesem und fuhr, von der Ebbe unterstützt, rasch in der Richtung nach Jacksonville hinunter.
    Hier traf er mit dem Tagesgrauen und noch rechtzeitig ein, um seine geheimen Pläne zur Ausführung zu bringen. In der That verschwand

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