Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)
vielleicht etwas spüren …“
„Sie betätigen sich also doch als neue Hexe!“
„Wollen Sie nun, dass ich Ihnen zu helfen versuche oder nicht?“, fauchte sie ihn an.
Jensen seufzte. „Spüren Sie meinetwegen“, meinte er etwas abfällig.
„Ranen-Met hat keine kultische Bedeutung“, sagte Cornelius inzwischen, während Benecke noch einmal die Regale entlangging und den Blick sehr aufmerksam schweifen ließ.
Das wiederum machte Cornelius erkennbar nervös.
„Dann erzählen Sie uns doch etwas über die Rituale des Svantevit-Kultes“, meinte George. „Vielleicht stoßen wir ja selbst auf irgendwelche Parallelen.“
„Ganz wie sie wünschen“, setzte Cornelius von Bergen zu einem geübt wirkenden Referat an: „Natürlich gab es zur Zeit der Rügenslawen Opferungen. Und ein Getränk, das mit Sicherheit eine Rolle spielte, war der Wein, der aus heiligen Trinkhörnern genossen wurde. Verstehen Sie, Met war den Ranen mit Sicherheit durch die Wikinger bekannt. Er war ein Gebrauchsgetränk für den täglichen Bedarf. Und da die Ranen Seefahrer waren, haben sie es gewiss auch benutzt, um einen Vorrat an Trinkbarem mitzuführen. Schließlich wird Met wegen des Alkoholgehalts nicht schlecht – anders als Süßwasser. Der Wein aber wurde ja seit jeher bezogen. Er war kostbar und wurde deswegen nur zu bestimmten Anlässen ausgeschenkt, um einen rauschhaften Zustand zu erleben.
Denn im Rausch zeigt sich der wahre Mensch. Er kehrt all das nach außen, was an innerer Stärke in ihm vorhanden ist …“ Georges Falten auf der Stirn wurden immer tiefer, je heftiger sich Cornelius von Bergen in Rage redete. Hingegen fragte sich Benecke, wie viel von dem, was dieser selbst ernannte Svantevit-Priester erzählte, wohl tatsächlich verbürgte historische Fakten waren und was nur der Einbildungskraft und den geheimen Wünschen von Okkultisten entsprach. Dann stutzte er plötzlich.
Vorsichtig nahm er ein kleines Glas aus dem Regal und blickte auf den aufgeklebten Zettel, auf dem die Inhaltsstoffe aufgelistet waren.
„Sagen Sie, Herr von Bergen, ich sehe gerade, Sie verkaufen auch Extrakte aus zerstampften Käfern …“
„Sie glauben ja doch nicht an die Wirkung! Warum sollte ich Ihnen dann erklären, weswegen das hilft?“
„Hatten Käfer bei den Ranen irgendeine besondere Bedeutung?“
„Die Natur allgemein hatte bei ihnen eine besondere Bedeutung und wurde in Form von Gottheiten verehrt. Aber einen besonderen Käfer-Gott? Davon ist mir nichts bekannt!“
„Und warum würde jemand, der ein altes Ranen-Opferritual inszeniert, einem Geköpften einen Käfer in den Halsstumpf einsetzen?“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung“, behauptete Cornelius sehr schmallippig.
„Haben Sie eine Käfer-Sammlung oder kennen Sie jemanden, der eine hat?“
Genau in diesem Moment stöhnte Erdmute von Bergen laut auf. Sie fasste sich mit Daumen und Zeigefinger an die Schläfen und verdrehte die Augen auf eine Art, bei der man weder ein Weiser noch ein Kriminalbiologe sein musste, um zu erkennen, dass dies nicht gesund sein konnte.
Erdmute von Bergen murmelte ein paar unverständliche Silben vor sich hin und schlug mit beiden Händen auf die Fotos.
Dann schloss sie die Augen.
„Sie hat Kontakt!“, informierte sie Cornelius flüsternd.
Als Erdmute anschließend die Augen wieder aufriss, stieß sie hervor: „Niemand wird diese Männer lebend wiedersehen!
Niemand! Ich spüre es ganz deutlich!“
***
Eine Stunde später saßen die drei „Detektive“ im Kutter 4.
Während George und Jensen sich auf ihre frisch zubereiteten Fischgerichte freuten, hatte Benecke den bunten Salatteller –
allerdings ohne Zwiebelringe – bestellt.
Lydia war ebenfalls dazugestoßen. Benecke hatte kurz mit ihr telefoniert, und sie freute sich, das Abendessen gemeinsam mit ihrem Ehemann zu verbringen. Dass sie dabei ganz nebenbei auch über den Stand der Ermittlungen informiert wurde, fand sie sogar durchaus interessant.
„Solche Spinner!“, meinte Jensen, als er die Begegnung mit den von Bergens Revue passieren ließ. „Mit diesen Aussagen können wir doch nichts anfangen. Und das Absurdeste war ja diese Show, die Frau von Bergen da abgeliefert hat!“
„Bühnenreif“, grinste George.
„Bühnenreif?“, echote Jensen. „Das reichte noch nicht einmal für die Laienbühne!“
Benecke sah sich unterdessen auf seiner Digitalkamera nochmals das Foto an, das er von sich und Cornelius geschossen hatte. „Ein Mann mit
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