Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)
Bart und einem Handwagen“, stellte er fest und starrte überlegend aus dem Fenster.
„Sie denken, die von Bergens haben was mit der Sache zu tun?“, fragte Jensen interessiert.
„Ja“, nickte Benecke. „Fragt sich nur was. Überprüfen Sie doch mal, ob der Reifenabstand bei diesem Handwagen den Spuren entspricht, die wir in der Nähe des Opfersteins gefunden haben, Herr Jensen. Wenn das zutrifft, könnten Ihre Leute den Wagen mal genauer unter die Lupe nehmen und vor allem das Profil der Vollgummireifen vergleichen.“
„Sie müssten doch eigentlich wissen, dass Laborzeit nicht umsonst ist und man nicht nach Lust und Laune alles Mögliche untersuchen kann“, maulte Jensen, der eigentlich langsam keine Lust mehr auf diese ständigen Bevormundungen hatte. Aber er griff dann doch zum Hörer, um kurz in seinem Büro anzurufen und diesen Punkt abzuklären.
Ein Kellner kam und brachte ihnen die Karte.
„Upps!“, stieß Benecke hervor. „Ich wusste gar nicht, dass man Fisch auf so vielfältige Weise zubereiten kann.“
„Mehr als dreißig Gerichte hat unsere Karte“, betonte der Kellner und Stolz schwang in seiner Stimme mit. „Natürlich legen wir großen Wert auf Regionaltypisches. Hier gefangen, hier verzehrt – wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Also nichts mit Fischstäbchen aus der Tiefkühltruhe“, meinte George, während er verschmitzt lächelte.
„Aber mal im Ernst: Bei der schönen Aussicht auf das Hafenpanorama würde ich selbst Fischstäbchen gerne akzeptieren.“
„Also ich mag Fischstäbchen“, sagte Lydia ungerührt, die im Gegensatz zu ihrem Mann gerne Fleisch und Fisch aß.
„Mit Verlaub, nach dem Genuss unserer Fischgerichte werden Sie Ihre Meinung ändern. Wer einmal fangfrischen Fisch bekommen hat, der will nichts anderes mehr!“, erwiderte der Kellner.
„Das Risiko gehe ich ein“, lachte Lydia Benecke.
„Haben Sie sich schon angesehen, woher der Fisch kommt?“, fragte der junge Mann, der sie bediente, nun freundlich nach.
Benecke sah auf. „Nein.“
„Hier ganz in der Nähe finden Sie den Rügenmarkt und die Fischhalle. Da kommen unsere Produkte an.“
„Mal sehen. Wir sind eigentlich zum Arbeiten hier …“, murmelte Benecke.
„Wie bitte?“, fragte Lydia. „Habe ich mich nur verhört oder hat sich da gerade der Akzent verschoben? Erst war es Urlaub mit ein bisschen Arbeit und jetzt ist es Arbeit mit ein bisschen Urlaub?“
Während sie auf das Essen warteten, nahm Benecke das MacBook hervor.
„Du rechnest doch nicht damit, dass die Zubereitung des Essens länger dauert?“, meinte Lydia und sah ihn nicht gerade begeistert von der Seite an, denn ihr Magen knurrte schon vernehmlich.
„Aber sicher doch! Hier wird alles frisch zubereitet! Wenn die schon nach einer Minute mit dem fertigen Gericht kommen würden – also mal vorausgesetzt, es wäre nicht nur ein Salat, den ich bestellt habe – dann würde ich aber misstrauisch sein.“
„Die Sachen sind absolut frisch hier“, versicherte Jensen.
„Gefangen mit der eigenen Kutterflotte. So etwas bekommen Sie anderswo so schnell nicht – und im Binnenland schon gar nicht. Sagen Sie, Herr Benecke, Sie kommen doch aus Köln?“
„Stimmt!“
„Kann man die Fische aus dem Rhein eigentlich schon wieder essen?“
Benecke seufzte. „Also ehrlich, ich habe schon viele Leichen untersucht, und es waren auch einige Meeresbewohner dabei, die in bestimmten Todesfällen eine Rolle gespielt haben –
aber wo die geangelt wurden, darüber habe ich mir noch nie so besonders viele Gedanken gemacht.“
Und dazu hatte Benecke im Moment auch nicht viel Lust, denn er war hochkonzentriert. Er ging mobil ins Internet und überprüfte seine Mails. „Ah, wer sagtś denn!“, rief er zufrieden aus. „Unser guter Herr Störens hat mir bereits die Mailadressen der Seminarteilnehmer geschickt. Ich werde jetzt mal eine Rundmail an alle schreiben. Und dann können wir nur hoffen, dass irgendeinem von denen noch etwas aufgefallen ist, was uns vielleicht weiterbringt!“ Eigentlich war das ja Jensens Aufgabe, aber er wollte den Kriminalhauptkommissar nicht nur unterstützen, sondern ihm mit seinen Ermittlungen ein Stück weit voraus sein. Seine Finger glitten über die Tastatur. Die Rundmail war schnell geschrieben. Benecke fügte auch einen Link zu seiner Homepage www.benecke.com dazu – schon deshalb, damit jeder der Betroffenen sich gleich ein Bild darüber machen konnte, wer er war.
Lydia sah ihm über
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