Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)
den Müll einsammelt und die Papierkörbe ausleert“, fügte ihr Mann hinzu. „Ansonsten sind uns nur noch ein paar Jogger bejechnet.“
„Joggerinnen!“, korrigierte Frau Steinmüller sofort und stieß dabei ihren Mann an, bevor sie mit ziemlich spitzem Unterton fortfuhr: „Das wirst du ja wohl auch bemerkt haben, so wie du denen hinterhergestiert hast. Das habe ich nämlich sehr wohl gesehen!“
In der eintretenden Stille holte George seinen Laptop und schloss über ein Datenkabel das Handy von Herrn Steinmüller an, um die Aufnahmen zu kopieren.
Benecke befragte die Steinmüllers unterdessen noch etwas eingehender nach dem Aussehen des Mannes mit dem Handkarren und dem Ziegenbart.
Einig waren sich die beiden allerdings nur darin, dass der Mann schon etwas älter gewesen sei.
Mindestens vierzig und höchstens sechzig. Aber schon was die Kleidung betraf, gingen die Ansichten der beiden weit auseinander.
George klickte kurz die Video-Clips durch, die Herr Steinmüller aufgenommen hatte. Die Joggerinnen waren darauf gut zu erkennen – von dem Mann mit dem Ziegenbart und seinem Handkarren sah man allerdings nur ganz kurz ein Rad vom Wagen, als Herr Steinmüller das Kameraauge seines Handys gesenkt, aber das Gerät noch nicht abgeschaltet hatte.
„Ja, denken Se denn, det der Ziejenbart wat mit dem Jeköpften zu tun hatte?“, hakte Herr Steinmüller nach. Sein Blick glitt dabei zwischen Georg Schmitz und Mark Benecke hin und her. Aber keiner der beiden hatte offenbar Lust, darauf zu antworten.
„Ich glaube, die beiden denken, dass der Tote mit dem Handwagen zum Ziegenstein transportiert worden sein könnte“, erklärte nun Lydia Benecke.
Herr Steinmüller wurde daraufhin ganz blass. „Wenn icke dat jeahnt hätte“, murmelte er.
„Na ja, sicher ist das ja nun auch noch nicht“, gab Mark Benecke zu bedenken. „Nur so was Ähnliches wie eine erste Arbeitshypothese eben.“
Auf den Schrecken, dass sie dem Mörder vielleicht von Angesicht zu Angesicht begegnet waren, genehmigten sich die Steinmüllers erst mal noch ein zusätzliches Stück Blaubeerkuchen mit Sahne. Das lag zwar eigentlich deutlich über dem Kalorienlimit, das die beiden sich für den Tag gesetzt hatten, wie Frau Steinmüller auch sogleich einräumte, aber dem hielt sie entgegen: „Durch erhöhten Stress hat man ja auch eine erhöhte Verbrennung. Und heute hatten wir ja nun wirklich Stress genug, würde ich sagen.“
„Na, wenn wir in der Sache wenigstens weiterhelfen konnten“, meinte Herr Steinmüller, und George, der ebenfalls mit Genuss ein Stück Kuchen mit Sahne vertilgte, fragte sich dabei, weshalb ein so dünner Mann auf Kalorien achtete.
Wahrscheinlich aus Solidarität mit seiner Frau, ging es dem Reporter durch den Kopf. Das musste wohl echte Liebe sein.
Nachdem die Steinmüllers sich alles von der Seele geredet hatten, machten sie sich zum Aufbruch bereit. Frau Steinmüller hatte schon zuvor immer wieder auf ihre Uhr geschaut, und es war offenbar so, dass die beiden noch einen privaten Termin hatten. Und auch wenn Morde und Morduntersuchungen sowohl für George als auch für Mark Benecke absolute Priorität genossen, so demonstrierten die Steinmüllers eine ganz andere Auffassung des Begriffs Privatleben.
„Icke überlasse Ihnen meine Handynummer“, meinte Herr Steinmüller zum Abschied an Benecke gerichtet.
Er übergab die Handynummer, geschrieben auf einen Bierdeckel, den Benecke in der Tasche verschwinden ließ.
Benecke gab den Steinmüllers im Gegenzug ebenfalls seine Nummer.
„Es könnte ja sein, dass Ihnen noch irgendetwas Wichtiges einfällt.“
„Sicher.“
„Und zögern Sie nicht, mich auch wirklich anzurufen! Klingeln Sie mich meinetwegen aus dem Bett, das spielt keine Rolle.
Wenn der Gedanke da ist – immer raus damit. Sonst ist er nämlich vielleicht schon wieder weg, und ein Mörder freut sich, weil seine Chance sich erhöht, dass er ungeschoren davonkommt!“
Offenbar bemerkte Herr Steinmüller Lydias Stirnrunzeln bei den letzten Bemerkungen ihres Mannes. „Tja, ich habe mich ja inzwischen daran gewöhnt, dass es bei Mark keine Grenze zwischen Arbeit und Privatleben gibt“, seufzte sie.
Die Steinmüllers hatten offenbar Mitleid mit Lydia Benecke.
„Na ja, eijentlich haben wir ja nun eine janze Weile darüber jeplaudert …“, meinte Herr Steinmüller, und seine Frau schien denselben Gedanken zu hegen, denn sie nickte heftig.
„Es kann immer eine Kleinigkeit sein, die Ihnen erst
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