Norddeutschland, Morddeutschland - 3 Krimis von der Küste (German Edition)
später einfällt – oder bei der Ihnen erst später auffällt, dass sie wichtig sein könnte“, gab Benecke zurück.
Frau Steinmüller wandte sich unterdessen an Lydia: „Ich hoffe, Ihr Mann lässt Sie auch ein bisschen Urlaub machen, Frau Benecke. Ich meine: Wenn er nicht will, ist er selbst schuld, oder? Darunter müssen Sie ja nicht leiden!“ Lydia lächelte.
„Da haben Sie eigentlich recht“, meinte sie schmunzelnd mit einem Seitenblick auf ihren Mann.
Wenig später – die Steinmüllers waren gerade verschwunden –
klingelte eines von Beneckes zwei iPhones. Er benutzte eines zum Telefonieren und das andere, um immer online zu sein.
Am anderen Ende der Verbindung war Hauptkommissar Jensen.
„Herr Benecke, ich wollte Sie fragen, ob wir uns morgen noch mal treffen könnten, um ein paar Dinge zu besprechen.“
„Kein Problem, Herr Jensen! Kommen Sie zu mir ins Hotel oder …“
„Eigentlich wäre es mir am liebsten, Sie kommen nach Stralsund ins Präsidium. Ich dachte mir, dass wir dann auch noch mal in Ruhe Ihre und unsere Tatortfotos durchgehen könnten. Mit Sicherheit ergeben sich auch noch Fragen zu diesem Insekt, das Sie aus dem Halsstumpf des Toten herausgezogen haben.“
„Ich überlege gerade, wie ich nach Stralsund komme, da meine Frau den Wagen für eine Inseltour benötigt.“
„Ach, der Herr Schmitz bringt Sie sicher gerne her, dann erfährt er nämlich gleich als Erster, was es an neuen Erkenntnissen gibt. An der Obduktion wird mit Hochdruck gearbeitet, und ich denke, da liegt morgen früh ein vorläufiger Bericht vor. Vielleicht wissen wir dann auch schon Genaueres über die Identität des Toten.“
George, der ja nicht mitbekommen konnte, was Jensen im Einzelnen gesagt hatte, mischte sich ein: „Wenn Kommissar Jensen will, dass Sie zu ihm nach Stralsund kommen, um über die Ermittlungsergebnisse zu sprechen, fahre ich Sie gerne hin!“ Benecke sah George erstaunt an, und der Lokalreporter setzte noch hinzu: „Macht mir wirklich nichts aus!“
„Ja, gut, wenn Sie mir das so anbieten …“
„Ich freue mich sehr, dass Sie sich der Sache annehmen“, meinte Jensen am Telefon. „Wir stehen hier nämlich vor einem Rätsel – und es baut sich bereits ein erheblicher Druck auf alle ermittelnden Behörden und die Verantwortlichen in der Verwaltung auf, wie Sie sich ja denken können. Die Tourismusbranche ist in solchen Fällen hochsensibel. Und auf Rügen spielt der Tourismus die entscheidende Rolle.“
„Ja, das kann ich mir gut vorstellen“, meinte Benecke.
„Dass das unsere Arbeit behindert, brauche ich Ihnen ja wohl nicht zu sagen.“
„Nein, davon kann ich auch ein Liedchen singen. Aber es ist nun mal, wie es ist – und das werden wir beide auch nicht ändern.“
„Leider.“
„Aber sagen Sie mir noch eins: Wieso denken Sie, dass Sie morgen mehr über die Identität des Toten wissen?“
„Weil wir den Fall bis dahin mit den derzeit in Rügen und Umgebung offenen Vermisstenfällen abgeglichen haben. Wie gesagt, ein Großteil der Fälle ist bereits ausgeschieden, und morgen haben wir die Identität definitiv. Ich muss jetzt Schluss machen. Unser Chef will unbedingt, dass ich bei der Pressekonferenz dabeisitze, obwohl ich noch gar nichts sagen kann …“
Benecke seufzte. „Verstehe. Sie stehen jetzt alle unter einem Riesendruck. Ich stelle mir gerade die Schlagzeilen des etwas unseriöseren Teils der Pressekollegen vor: Der Henker oder der Köpfer von Rügen oder so ähnlich!“
„Die Kollegen von den bunten Blättern und dem Boulevard-Fernsehen, tja, die haben jetzt ihre Gruselgeschichte“, mischte sich George ein. „Schöne Grüße an Kommissar Jensen und seine Kollegen!“
Jensen hatte zwar eigentlich das Gespräch beenden wollen, doch zu Beneckes Überraschung sprach er nun doch weiter.
Es gab wohl so einiges, was er sich buchstäblich von der Seele reden musste, auch wenn sich das nicht mit seinem Terminkalender vereinbaren ließ und auch seine Vorgesetzten das sicherlich nicht so gerne sahen. Benecke ließ ihn natürlich gewähren. Schließlich hoffte er, dass er vielleicht doch irgendeine zusätzliche Information bekam. Die Neugier war einfach zu groß. Ganz oder gar nicht – das war sein Motto in solchen Dingen. Und wenn er sich eines Falles mal angenommen und die Sache ihn richtig gepackt hatte, gab es auch kein Halten mehr.
Jensen fuhr fort: „Das einzig Positive an dem ganzen öffentlichen Druck, der jetzt entsteht, ist, dass wir wohl
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